Innsbruck - Vor den Gesundheitsrisiken, die von Holzheizungen ausgehen, haben Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt (ÄGU) in Innsbruck gewarnt. Würde man sämtliche im Tiroler Inntal betriebenen Ölheizungen durch Brennholz-Anlagen ersetzen, müsse man 2015 laut einer präsentierten Studie mit 53 zusätzlichen Todesfällen jährlich rechnen.

Mehr Krankheiten durch Feinstaubbelastung

Eine höhere Feinstaubbelastung des Inntals durch abertausende Einzelholzheizungen würde zu beträchtlichen Zunahmen von Krankheiten und vorzeitigen Sterbefällen führen, warnte Heinz Fuchsig, Umweltreferent der Tiroler Ärztekammer. Werde nur die Hälfte der ölbeheizten Anlagen durch Holzkessel ersetzt, dürfte es nach den Berechnungen ab 2015 immer noch 30 zusätzliche Sterbefälle jährlich und eine noch größere Anzahl spitalsbedürftiger Erkrankungen geben, nannte Manfred Neuberger, Ordinarius für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien, ein weiteres Ergebnis der Studie "Forcierung von Holzheizungen im Inntal".

Durch Holzheizungen entstehender zellgiftiger und erbgutschädigender Feinstaub würde auch bei geschlossenen Fenstern in die Häuser eindringen. Durchblutungsstörungen des Herzens, Asthma, Bronchitis, ein Anstieg von Atemweginfekten und eine Verschlechterung der Lungenfunktion seien wichtige Folgen der Holzrauchbelastung, sagte Neuberger. Schon heute betrage der Anteil von Hausbrand an den Feinstaubemissionen etwa 16 Prozent.

Berechnung von Emissionsveränderungen

Die Studie wurde von der Medizinischen Universität Wien und dem Institut für Industrielle Ökologie durchgeführt. Ausgehend von Basiswerten aus dem Jahr 2003 wurden Emissionsveränderungen von Feinstaub, Kohlendioxid und Stickoxiden bei Ersatz von Ölheizungen durch andere Heizformen für das Jahr 2015 berechnet. Im so genannten Szenario "Holz+", bei der sämtliche Ölheizungen durch Anlagen mit Brennholz ersetzt wurden, würden die Kohlendioxid-Emissionen zwar um 76 Prozent sinken, doch Feinstaub um 88 Prozent und Stickoxide um 34 Prozent steigen, sagte Andreas Windsperger vom Institut für Industrielle Ökologie.

Die Experten gaben zu bedenken, dass die Förderung von Biomasseheizungen in Tirol zwar im Sinn der Kohlendioxid-Reduktion erfolge, jedoch mit einer gefährlich steigenden Feinstaubbelastung durch Hausbrand einhergehe. Eine Förderung der Holzheizung erscheine nach derzeitigem Stand der Technik für Einzelfeuerungen daher kontraproduktiv. Windsperger empfahl, Biomasse in Ballungszentren in größeren, gewerblich betriebenen Anlagen mit entsprechenden Abgasreinigungsanlagen zu nutzen. Bei Einzelanlagen sei der Einbau von entsprechenden Reinigungsanlagen meist nicht leistbar, sagte Neuberger. (APA)