Ein neuer Trend ist derzeit im Internet zu beobachten: Dutzende noch verpackte Weihnachtsgeschenke gelangen auf Online-Auktionshäusern wie Ebay oder OneTwoSold zur Versteigerung. Wer sich bei Ebay einloggt und den Suchbegriff "ungeöffnetes Weihnachtsgeschenk" eingibt, landet 55 Treffer (Stand: Donnerstag, 15 Uhr). In den meisten Fällen illustriert ein Foto des unberührten, in weihnachtliches Geschenkpapier gehüllten Päckchens das Angebot.

"Bitte geben Sie mir auch nicht Bescheid, was drinnen war"

Die Gründe, weshalb die Beschenkten auf das Auspacken verzichten und die weihnachtlichen Gaben lieber "verklopfen", sind mannigfaltig: Ein Mal handelt es sich um das Präsent der Ex-Freundin, von der sich der Verkäufer namens Bignicknick angeblich am Tag vor dem Heiligen Abend getrennt hat. "Bitte geben Sie mir auch nicht Bescheid, was drinnen war, denn das weckt nur Gefühle, die ich gerade zu verdrängen versuche", appelliert er an das Mitgefühl der Bieter.

Verstorbene Oma

Ein anderer offeriert das Präsent seiner am 23. Dezember gestorbenen Oma, das er zu öffnen vorgeblich nicht übers Herz bringt. Eine von ihrem Freund verlassene Frau deutet wiederum an, bei dem Packerl, das sie nicht mehr sehen will, handle es sich wahrscheinlich um ein Siemens-Bügeleisen, weil sie ihm davon vorgeschwärmt habe, "und da er nie sehr einfallsreich war und nie eigene Ideen hatte, kann eigentlich gar nichts anderes in diesem Paket sein."

Geldbedarf

Anders liegt der Fall bei Georg S., einem 25-jährigen Tiroler. Dieser will über Ebay möglichst zahlungskräftige Käufer für drei Weihnachtsgeschenke seiner Tante und ein Präsent seiner Schwester finden. Grund: Der Mann hat Geldbedarf, weil er Ende Jänner mit seiner Freundin Urlaub in Kanada machen will.

Nicht gerade billig

"Da wir uns schon sehr lange auf diesen Urlaub freuen und es ja nicht gerade billig ist, dort hin zu fliegen, fanden wir die Idee sehr gut, Geschenke bei Ebay zu versteigern", erläuterte er am Donnerstagnachmittag bereitwillig der APA. Um keinen familiären Ärger zu bekommen, bat er allerdings darum, weder seinen vollen Namen noch seinen Wohnort zu nennen.

"Ich habe mich so sehr mit ihnen am Heiligen Abend gestritten, dass ich es nicht auspacken werde."

Jessy aus Hamburg will demgegenüber das Weihnachtsgeschenk ihrer Eltern loswerden: "Ich habe mich so sehr mit ihnen am Heiligen Abend gestritten, dass ich es nicht auspacken werde." Sie versichert, unterm Christbaum immer das vorgefunden zu haben, was sie sich gewünscht hatte, folglich müsse dieses Mal eine Playstation, eine Digitalkamera oder ein Ipod drinnen sein.

Eingelangt

22 Angebote sind bei der 22-jährigen Frau bereits eingelangt. Das Höchste beläuft sich derzeit auf knapp 55 Euro. Die Auktion endet am kommenden Mittwoch, womit erfahrungsgemäß die Chancen nicht schlecht stehen, dass Jessy einen noch höheren Preis erzielen wird.(APA)