Foto: Standard/Regine Hendrich
Wien - Im laufenden Jänner soll kontrolliert werden, ob die österreichische Gastronomie ihrer freiwilligen Selbstverpflichtung nachgekommen ist, rauchfreie Zonen einzurichten. Die traditionellen Wiener Kaffeehäuser zeigen sich überwiegend für den Besuch eines Kontrolleurs gerüstet. Nichtraucherbereiche haben alle Cafetiers eingerichtet. Von deren Sinnhaftigkeit überzeugt zeigten sich bei einem Lokalaugenschein der APA am Mittwoch aber nur wenige.

Laut Vereinbarung zwischen Gesundheitsministerium und Wirtschaftskammer müssen nun 90 Prozent aller Lokale ab 75 Quadratmetern Größe 40 Prozent ihrer Sitzplätze in einem qualmfreien Bereich bereitstellen. Ein Grenzwert, den Gabriele Haslauer vom berühmten Cafe Griensteidl sogar übererfüllt. Seit 13 Jahren habe man einen Nichtraucherbereich, den man beständig ausgeweitet habe. Derzeit seien zwei Drittel des Lokals für Nichtraucher reserviert. Es gebe einfach viel weniger Raucher unter den Gästen - weshalb die Entscheidung geschäftlich motiviert war.

"Für Kaffeehauskultur gehört Zigarette dazu"

Gänzlich anders Gertrude Dinjer, Chefin des Traditionscafes Eiles. 80 Prozent ihrer Gäste seien Raucher: "Für die Kaffeehauskultur gehört die Zigarette dazu", so die Nichtraucherin. Zwar habe man seit eineinhalb Jahren eine große Nichtraucher-Zone eingerichtet - die allerdings meistens leer stünde. Wenn ein generelles Rauchverbot käme, "dann ist das eine finanzielle Katastrophe".

Ebenfalls eher skeptisch zeigt sich Manfred Staub, Besitzer des Kaffeehauses Sperl. Nichtraucher seien seiner Erfahrung nach immer noch klar in der Minderheit, allerdings militanter. Seit einem Jahr habe er nun einige Tische für Nichtraucher reserviert. Diese durch Zwischenwände abzutrennen sei aber mit dem Denkmalschutz nicht vereinbar. Dank guter Lüftung herrsche in seinem Lokal dennoch überall "Alpenluft".

Die 40-Prozent-Quote erfüllen will auch Berndt Querfeld, Chef der Traditionskaffeehäuser Landtmann und Mozart. Während man im Mozart schon seit Jahren 50 Prozent rauchfrei sei, was vom internationalen Publikum gefordert werde, dauere dies im Landtmann noch bis April. Dann soll der neue Wintergarten eröffnet werden, der gänzlich rauchfrei sein wird. Die Bevormundung durch ein gesetzliches Verbot widerstrebe ihm, so Querfeldt: "Die schönste Lösung ist die, die wir jetzt haben."

Situation in Beiseln

Anders das Bild bei den Beiseln: Nicht ganz erfüllt wird die 40-Prozent-Marke in den klassischen Wiener Studentenlokalen Tunnel und Merkur. Seit 1993 habe man im Tunnel einen kleinen rauchfreien Wintergarten, so der Geschäftsführer Fayez Chlache. Nun wurden zusätzlich 25 Plätze für Nichtraucher freigehalten - insgesamt rund 50 von 300. Im Merkur sei einer von drei Räumen rauchfrei. In den übrigen gelte: "Wer nicht raucht, der soll eben den Aschenbecher weggeben", so Nichtraucher Chlache.

Im ebenfalls studentischen Lokal Einstein hat man sich sogar von einem Magistratsbeamten beraten lassen und die ursprünglich kleine Nichtraucher-Zone Anfang Dezember ausgeweitet. Nun gelte bei 75 der rund 250 Sitzplätzen Qualmverbot, so Katharina Seelinger von der Geschäftsführung. Es seien dadurch keine Einbußen zu verzeichnen gewesen. Auch vor einem generellen Verbot fürchte man sich im Einstein nicht: "Die Leute müssen irgendwohin essen gehen."

Anders die Situation in der Bierlokalkette Centimeter. "Die ganzen Stammgäste sind Raucher", stellte Geschäftsführerin Gabriele Rebler klar. Man werde auf jeden Fall erst eine gesetzliche Verpflichtung abwarten, bis man Nicht-Raucherbereiche einrichte - von einem Bierlokal werde Rauch erwartet. In zehn Jahren seit Lokalgründung habe sich ein einziges Mal jemand wegen des Rauches beschwert. (APA)