Reparaturmechanismus
"Grundlage dieser Wirkung war bislang die Alterungstheorie durch Freie Radikale, wonach ungepaarte Elektronen durch ihre enorme Reaktionsfähigkeit zelluläre Strukturen im Körper schädigen", sagt Bernd Kleine-Gunk, Gynäkologe an der EuromedClinic in Fürth. Da die meisten aggressiven Abfallprodukte während des Energiestoffwechsels entstehen, lautet seine logische Schlussfolgerung: "Ein reduzierter Energieumsatz bedeutet einen reduzierten Stoffwechsel und somit eine verminderte Freisetzung freier Radikale." Fazit: Der Reparaturmechanismus der Zellen kann effizienter arbeiten, wenn der Stoffwechsel regelmäßig eine Verschnaufpause einlegt.
Enzym
Dennoch dürfte der Hauptmechanismus der Altersverlängerung woanders liegen: Neueste Studien zeigen, dass die CR-Wirkung vorwiegend über genetische Faktoren gesteuert wird. Mittelpunkt der Untersuchungen ist das Enzym Sir2. "Es reguliert in niedrigen Organismen die Zelldifferenzierung bis hin zum Zelltod."
Für eine Übertragung der Ergebnisse auf den Menschen fehlen noch Untersuchungen, die Effekte seien laut Kleine-Gunk aber definitiv vergleichbar: "Bei der Wissenschaftergruppe, die Anfang der 90er-Jahre zwei Jahre lang im künstlichen Habitat Biosphere 2 auf niedrigkalorische Nahrung angewiesen war, wurden Biomarker des Alterungsprozesses günstig beeinflusst." Ein gravierenderes Problem sieht der Mediziner in der Umsetzung der "calorie restriction" im Alltag: "Einer Mehrzahl der Menschen fällt es bereits schwer, ihr Normalgewicht im oberen Normbereich zu halten."
Jungbrunnen
Der Lichtstreifen am Horizont: So genannte CR-Mimetika, Substanzen, die dem Organismus bei normaler Nahrungsaufnahme eine Kalorienrestriktion vortäuschen. Dazu gehört neben "Fake-Glukose" und dem Antidiabetikum "Metformin" auch das Res-veratrol, roter Farbstoff der Weintraube und Bestandteil von Rotwein. Resveratrol wurde lange Zeit für die paradoxe Tatsache verantwortlich gemacht, dass Südfranzosen trotz hohen Fettkonsums und Nikotinabusus selten Herzinfarkte erleiden. "Heute weiß man, dass moderater Alkoholgenuss an sich das Infarktrisiko senkt", relativiert Kleine-Gunk.
Radikalfänger