London - Nach einem Auslieferungsantrag Ruandas hat ein britisches Gericht am Freitag vier gebürtige Ruandesen in Untersuchungshaft genommen. Die Männer waren am Donnerstagabend in verschiedenen Landesteilen Großbritanniens wegen mutmaßlicher Verstrickung in den Völkermord in Ruanda im Jahr 1994 festgenommen worden.

Zwei der Verhafteten sollen als Bürgermeister Massaker an der Volksgruppe der Tutsi überwacht und erleichtert haben. Die Beschuldigten müssen am 26. Jänner wieder vor Gericht erscheinen, wo über ihre Auslieferung verhandelt werden soll. Am Freitag wiesen die vier Männer die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurück und kündigten an, sich einer Auslieferung zu widersetzen.

Keine Todesstrafe

Die Festnahme der Männer erfolgte auf Grundlage einer Vereinbarung Großbritanniens und Ruandas, wonach bei einer Verurteilung in Ruanda nicht die Todesstrafe droht. Die Menschenrechtsgruppe Amnesty International (ai) sprach sich gegen eine Auslieferung der Beschuldigten in ein Land aus, in dem die Todesstrafe gilt. Auch äußerte die Organisation Zweifel, dass das ruandische Justizwesen internationalen Standards entspräche.

Als Auslöser des Völkermordes zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda mit bis zu 800.000 Toten gilt ein Flugzeugabschuss vor zwölf Jahren, bei dem der damalige ruandische Präsident Juvenal Habyarimana, ein Hutu, ums Leben kam. Die Maschine war von einer Rakete getroffen worden, als sie die ruandische Hauptstadt Kigali anflog. Daraufhin hatten radikale Hutu-Anhänger innerhalb von 100 Tagen fast 800.000 Tutsis und gemäßigte Hutus getötet. Die Regierung ging nicht gegen die Massentötungen vor. (APA)