Trenkwalder-Vorstand Herbert Böhm.

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Wien – Ungeachtet der Konjunktur – also auch wenn das Wirtschaftswachstum 2007 nahe an die drei Prozent heran reichen könnte – werde die so genannte Zeitarbeit und Personalleasing stark zunehmen, erwartet Trenkwalder-Vorstand Herbert Böhm. Die Flexibilisierung der Arbeitskosten spiele innerhalb globalen Wettbewerbsdrucks eine immer größere Rolle. Sein Unternehmen hat 2006 ein gutes Dutzend Zukäufe getätigt, mittlerweile 300 Geschäftsstellen in Europa und beginnt 2007 mit der Tätigkeit in der Türkei. 1200 interne betreuen mittlerweile gut 42.000 externe "Zeitarbeiter", der Umsatz wuchs von 400 auf zuletzt 560 Mio. Euro.

Von den rund 427.000 Industriebeschäftigten seien derzeit schon an die 18.000 in flexiblen Arbeitsverhältnissen – dies "nachhaltig" wie er sagt, also in mittelfristigen Verträgen. Böhm sieht Outsourcing des Personalwesens als deutlichen Trend und erwartet eine Zunahme der Zeitarbeit von derzeit 1,8 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse auf rund fünf Prozent in den kommenden Jahren. Dies nicht bloß im Produktionsbereich, sondern auch im kaufmännischen Bereich und bei Projekten, vor allem in der IT.

Junge und Absolventen

Vor allem für Junge und Absolventen, erwartet Böhm, werde sich Zeitarbeit als die Einstiegsschiene in die Arbeitswelt entwickeln. Wiedereinsteigerinnen würden von diesen Modellen (auf KV-Basis) ebenso profitieren wie Firmen, die Ausstiegsmodelle für Ältere suchen. Böhm: "Konzerne, die ihr Personalthema strategisch angehen, fahren solche Modelle." Solcherart sieht er Zeitarbeit, die vor allem in bestimmten Branchen (etwa dem Tourismus) kein gutes Image hat, "entmystifiziert". Böhm kommt aus dem Management des Arbeitsmarktservice und sagt: "Es geht nicht mehr bloß um das Vermitteln weg aus der Arbeitslosigkeit. Die Leute suchen mittlerweile auch aktiv Zeitarbeit." Verstärkung des Trends erwartet er vor allem im kaufmännischen Bereich und in der Dienstleistung.

Nicht zu besetzen

Allerdings: Trenkwalder selbst habe derzeit rund 2000 offene Stellen, die nicht zu besetzen seien. Das betreffe etwa Schweißer oder Schlosser. Solche Spezialisten würden aber europaweit gesucht. Gegen diese Paradoxie des Arbeitsmarktes, nämlich Arbeitslosigkeit auf der einen und Fachkräftemangel auf der anderen Seite, hat er kein ad-hoc-Rezept, aber: "Wir werden künftig viel enger mit Ausbildungsstätten kooperieren, um Kräfte und Ressourcen zu bündeln". (Karin Bauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.12.2006)