The Sisters of Mercy: "First And Last And Always & Floodland & Vision Thing"
Was bisher im Rahmen des Endlos-Revivals der Musik der 1980er-Jahre fehlte, war eine Rehabilitation von Andrew Eldritch und seinen damals stets ein wenig belächelten britischen Düsterrock-Göttern. Jetzt aber! Wenn man das noch heute unhörbare, bis heute letzte Schwulst- und Bombastwerk der Sisters, "Vision Thing", der noch immer live aktiven Band aus 1990 abzieht, lassen sich auf diesen jetzt mit Bonusmaterial wiederveröffentlichten, nun ja, Klassikern tatsächlich einige Perlen des gediegen mit Drumcomputer und Halleffekten böllernden und gesanglich grundelnden Weltuntergang-Sounds finden. Neben "Marian" von "First And Last And Always", das in seiner Akkordfolge stark an das Schaffen von Dieter Bohlen bei Modern Talking erinnert, wären hier vor allem Songs von "Floodland" zu erwähnen. Die von Meat-Loaf-Produzent Jim Steinman mit Chören zu dekadenter Pracht aufgeblasenen Miniopern "Dominion" und das zuletzt von Lambchop gecoverte "This Corrosion" überzeugen noch heute auf dem Indie-Dancefloor. Seltsam? Aber so steht es geschrieben. (Rhino)

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The Sisters of Mercy

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Ludwig Hirsch: "Komm Großer Schwarzer Vogel"
Auch Österreich hatte bezüglich schattseitiger Liedkunst früher Einiges zu bieten. Gerade dieses 1979 veröffentlichte, dritte Album des österreichischen Schauspielers und Sängers mit seiner Mischung aus André Heller, Scott Walker und Wolfgang Ambros. Neben ausgewiesenem Quatsch wie dem vom Velvet-Underground-Song "The Gift" Richtung Kabarett gedeuteten "Das Geburtstagsgeschenk" ("Schick di do selber in an Packerl...") sind vor allem der weltflüchtende Titelsong oder "An Euch" zu erwähnen. Die kommen mit den picksüßen Geigenarrangements Robert Opratkos ziemlich nahe an Scott Walkers Soloarbeiten aus den frühen 70er-Jahren heran. (Universal)

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Ludwig Hirsch

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Naked Lunch: "This Atom Heart Of Ours"
Bevor wir jetzt zu sentimental werden und auch noch Helmut Qualtingers und André Hellers ,,Heurige Und Gestrige Lieder’’ loben, ein Ausblick in die Zukunft. Die zuletzt 2004 mit dem melancholischen Meisterwerk "Songs For The Exhausted" begeisternden Kärntner um Sänger/Songwriter Oliver Welter veröffentlichen am 19. Jänner mit ihrem neuen Album einen würdigen Nachfolger. Zwischen sanfter Beatles-Psychedelia und dem milden Wahnsinn der Weltraum-Rocker Flaming Lips. Im Gegensatz zum Vorgänger wird dieses Mal aber durchaus auch optimistisches Liedgut geboten. Ganz großes Album, demnächst mehr! (Louisville Records/Universal)

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Louisville Records

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A Life A Song A Cigarette: "Fresh Kills Landfill"
Am 29. Jänner wird auch endlich das Debüt der Wiener Band um Songwriter Stephan Stanzel erscheinen. Ausgehend von Country- und Americana-Sounds dockt man gern an jenes mit übervollem Herzen und einigen Promille im Blut betriebene, haltlose wie todtraurige Stürmen, Drängen und Taumeln an, das auch einen großen US-Kollegen wie Conor Oberst und seine Bright Eyes auszeichnet. CD-Release-Party: am 30. 1. 2007 im Wiener B72. (Siluh Records/Hoanzl)

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A Life A Song A Cigarette

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Bruckmayr: "A Little Warning From The Pimps"
Der von seinen Stammbands Wipeout und Fuckhead bekannte Linzer Sänger und Performer geht das erste Mal solo. Zwischen Discotrash, Metal-Saubarteltum und einem beherzten Hang zur Melancholie im Stile der Pet Shop Boys ist ein wunderbares Album entstanden, das wohl am Besten in Bars kurz vor der Sperrstunde um vier Uhr früh funktioniert – oder im iPod, während man weinend im Taxi auf dem Weg nach Hause liegt. (Angelika Köhlermann/Universal)

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Angelika Köhlermann

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The Good, The Bad & The Queen: "The Good, The Bad & The Queen"
Noch ein Ausblick: Am 29. Jänner wird auch das Debüt von Damon Albarns neuester Band erscheinen. Nach Blur und den Gorillaz hat sich der gute Mann am Gesang und den Klimper-Keyboards jetzt mit The-Clash-Bassist Tim Simonon, Gitarrist Simon Tong (Blur, The Verve) und Afrorock-Legende Tony Allen am Schlagzeug zusammengetan. Neben reizenden Harmoniegesängen und bewährt eingängigen Melodien hört man hier einen von The Clash bestens bekannten Reggae-Bass und eher ruhigere, atmosphärische wie melancholische Dub-Pop-Songs, die demnächst überall groß abgefeiert werden dürften. Die Postmoderne hat immer Saison! (EMI)

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The Good, The Bad & The Queen

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PJ Harvay: "The Peel Sessions 1991 – 2004"
Die britische Sängerin präsentiert ihre vom Bluesrock her kommenden, wütenden wie verzweifelten Songs im rauen Live-Gewand diverser für BBC-Radiolegende John Peel eingespielter Sessions. Gerade die Aufnahmen jüngeren Datums können diesbezüglich mehr überzeugen als Harveys letzte Studioarbeiten. (Universal)

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PJ Harvey

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Incredible Bongo Band: "Bongo Rock"
Plattenfirmen-Manager und Bongo- und Conga-Spieler Michael Viner veröffentlichte 1973 gemeinsam mit anonymen Studiomusikern und Ringo Starr als Gast diese herzige Gudelaune der Deep-Funk-Geschichte. Jetzt wieder einmal wiederveröffentlicht können die atemberaubenden und naturgemäß perkussionslastigen wie auch bis heute von zahllosen HipHop-Künstlern gesampelten Instrumentaltracks bekannter Poptitel wie "Apache", "In-A-Gadda-Da-Vida" oder "(I Can’t Get No) Satisfaction" immer noch überzeugen: "Let There Be Drums!" (Mr. Bongo/Hoanzl)

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Mr. Bongo

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Hey Willpower: "P.D.A."
Will Schwartz kennt man sonst von der durchaus zur Sperrigkeit und Verschrobenheit neigenden US-Indie-Band Imperial Teen. Hier verarbeitet er mit seinem Partner Tomo und billig sülzenden Keyboards und Drumcomputer offensichtlich seine Kindheitseinflüsse, sprich Wham!, Prince oder Michael Jackson. Herausgekommen sind wunderbar trashige wie kitschige R’n’B- und Dancefloor-Stöhn- und Hechel-Knaller, die eine Heimwerker-Entsprechung zum aktuellen Schaffen eines Justin Timberlake darstellen. (Tomlab/SoulSeduction)

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Hey Willpower

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OMFO (Our Man From Odessa): "We Are The Sheperds"
Der ukrainische Elektronikkünstler German Popov führt nach seinem Erfolg mit der Kraftwerk-Bearbeitung "Trans Balkan Express" auf seiner neuen Arbeit alte Melodien des Ostens mit Billigsdorfer-Disco- und Spaceship-Sounds Richtung Weltraum. Das klingt ziemlich krank nach Borat-Soundtracks, entwickelt aber mit zunehmender Hördauer seinen eigenen Reiz. Gerade auch die verfremdeten Schaf-Samples, kombiniert mit verzerrten Hirtenflöten und Hackbrett-Klängen, sind die Anschaffung wert. (Essay/Universal)

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OMFO

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