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Die Österreicher haben im Durchschnitt immer weniger Geld in der Brieftasche

Foto: AP/Michael Probst

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Grafik: APA
Die Fraueneinkommen hinken hinter denen der Männer stärker nach als bisher angenommen - selbst dann, wenn man den hohen Anteil weiblicher Teilzeitbeschäftigter herausrechnet. Seit 1998 haben Frauen sogar eine schlechtere Einkommensentwicklung als Männer.

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Wien - Für die Mehrheit der Österreicher ist 2005 weniger im Geldbörsel geblieben als noch 1998 - und zwar auch dann, wenn sie durchgehend beschäftigt waren und keine Phasen der Arbeitslosigkeit zu verkraften hatten.

Zu diesem Ergebnis kommt der Rechnungshof (RH), der gleich auch vorrechnet, dass die Frauen im Vergleich zu den Männern sogar noch weiter zurückgefallen sind.

Das so genannte Medianeinkommen (jener Betrag, der genau von der Hälfte der Beschäftigten erreicht wird) von Frauen betrug im Jahr 1998 noch 60,39 Prozent von dem der Männer, sieben magere Jahre später sind es nur noch 59,62 Prozent.

Frauen fallen zurück

Hier wirkt allerdings mit, dass 39 Prozent aller arbeitenden Frauen nur einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen. Bei den Männern ist Teilzeitbeschäftigung zu vernachlässigen, nicht einmal jeder zwanzigste männliche Arbeitnehmer arbeitet Teilzeit.

Das Medianeinkommen stieg für Frauen in den letzten sieben Jahren von brutto 14.111 Euro auf 15.877 Euro (also im Jahresschnitt um 1,7 Prozent). Das mittlere Männereinkommen stieg von brutto 23.365 Euro auf 26.630, also um 1,9 Prozent pro Jahr.

Allerdings können beide Werte nicht ausgleichen, dass die mittleren Einkommen mit der Inflationsrate nicht mithalten konnte - große Gruppen von Beschäftigten haben in den letzten Jahren mehr oder weniger große reale Einkommenseinbußen zu verzeichnen gehabt.

Dies hängt mit der Inflation zusammen - aber auch mit bescheidenen Lohn- und Gehaltsabschlüssen. Die Gewerkschaften waren Anfang des Jahrzehnts besonders zurückhaltend, weil von Arbeitgeberseite der Erhalt von Arbeitsplätzen versprochen wurde.

Mehr Beschäftigte

Tatsächlich ist die Zahl der Beschäftigten in den beobachteten sieben Jahren von 3.510.582 auf 3.772.019 (also um 7,45 Prozent) gestiegen. Der Anstieg ist vor allem auf eine starke Zunahme von Frauenarbeitsplätzen (plus 14 Prozent, selten sehr gut bezahlt) zurückzuführen. Gleichzeitig ist die Zahl der Beamten um 31 Prozent auf 243.331 gesunken.

Erkauft wurde die Beschäftigungsentwicklung mit einer Stagnation der Kaufkraft der Einkommen. Nur gerade im obersten Dezil - der Gruppe, die mehr verdient als 90 Prozent der Einkommensbezieher - gibt es einen bescheidenen Wertzuwachs. Ein durchschnittlicher Arbeiter dagegen hat nur noch den Wert von 91 Prozent des Einkommens von 1998 in der Lohntüte. Im untersten Dezil, beim Zehntel mit dem geringsten Einkommen, sank der Wert sogar um 16 Prozent.

Frauen auch im öffentlichen Dienst benachteiligt

Frauen, besonders die in Teilzeit arbeitenden, liegen besonders weit zurück. Aber selbst voll beschäftigte Frauen verdienen - je nach Branche, dargestellt in der Grafik - weniger als in Vollzeit tätige Männer. Sogar im öffentlichen Dienst (wo die Bezahlung generell geschlechtsneutral ist) verdient eine Vollzeit-Beamtin im Schnitt nur 97 Prozent von dem, was ihre männlichen Kollegen verdienen, weil mehr Führungspositionen männlich besetzt sind.

Sozialdemokraten und Grüne fordern Maßnahmen, um die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen zu schließen. Die grüne Frauensprecherin Brigid Weinzinger kritisiert, dass Frauen selbst dann 15 bis 20 Prozent weniger verdienen, wenn sie weder Kinderpausen gehabt hätten noch Teilzeit arbeiten würden. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.12.2006)