Klagenfurt - Eine nach eigenen Angaben "unorthodoxe" Vorgehensweise im Kampf gegen Plagiate schlägt die Universität Klagenfurt ein. Man wolle einerseits alle Abschlussarbeiten der vergangenen fünf Jahre überprüfen, aber auch "reuigen Sündern eine Möglichkeit zur Bekehrung geben", erklärte die für Forschung zuständige Vizerektorin der Alpen Adria Universität Klagenfurt, Jutta Menschik-Bendele im APA-Interview. Bis zum 31. März 2007 ist es Absolventen möglich, sich selbst anzuzeigen.

Fünf Jahre rückwirkend

Mit der "strikten und umfassenden" Überprüfung von Diplomarbeiten und Dissertationen, rückwirkend auf fünf Jahre, werde im April 2007 begonnen. In der Übergangsphase bis 31. März 2007 werde Absolventen, die "Zweifel an ihrer Arbeit haben", die Möglichkeit einer "Selbstmeldung" geboten. "Stellt sich heraus, dass es sich bei der Arbeit nicht nur um Zitierfehler handelt, sondern um ein wirkliches Plagiat, bekommen die Betroffenen die Möglichkeit, die Arbeit korrekt zu verfassen und neu abzugeben", erklärte Menschik-Bendele.

Falsch zitiert oder Betrugsabsicht

Es gehe nicht darum, etwas nachzubessern, sondern in einem Vorgang das Studienzertifikat zurückzugeben und wieder ein neues zu erhalten. Menschik-Bendele rechnet nicht mit vielen Personen, die dieses Angebot annehmen: "Ich habe bisher drei Anrufe von Menschen bekommen, die sich nicht sicher sind". "Wissentlich gestohlen" werde nur von einer "krassen Minderheit", man müsse zwischen Betrugsabsicht und verschleiernder, falscher Zitierweise unterscheiden, meinte die Vizerektorin.

Ruf der AbsolventInnen gefährdet

"Wir haben mit diesem Angebot im Sinne aller Absolventen gedacht", erklärte der Rektor der Alpen Adria Universität, Heinrich Mayr. Jeder korrekte Studienabschluss in Klagenfurt würde nämlich abgewertet, wenn ständig Plagiatsfälle in den Medien auftauchten. "Wir wollen nicht, dass sich Leute über Jahre hinweg melden", begründete Mayr das befristete Angebot der Universität.

Elektronische Fassungen

Nun gehe es um präventive Maßnahmen. "Alle Diplomarbeiten und Dissertationen müssen in Zukunft elektronisch abgegeben werden", erklärte der Rektor. Das erleichtere die Abklärung von Plagiatsfällen ungemein. "Wir haben auch die eidesstattliche Ehrenerklärung schärfer verfasst", ergänzte Menschik-Bendele.

Zudem hat die Universität inzwischen das Softwaresystem Docol@c der Universität Braunschweig zum Aufspüren von Plagiaten angeschafft. Weiters werden Dissertationen in Zukunft online verfügbar gemacht. Damit werde automatisch und weltweit Transparenz hergestellt, sagte Menschik-Bendele. (APA)