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Im Folgenden die wichtigsten Eckdaten und Ereignisse in der von zahlreichen Machtwechseln geprägten Geschichte der Zantralafrikanischen Republik.

Die ersten Spuren von Besiedelung reichen vermutlich bis ins sechste Jahrtausend v. Chr. zurück, als sich im Gebiet der heutigen Zentralafrikanischen Republik Gruppen der (Khoi)San, Sammler und Jäger, ansiedelten. Sie werden ab ca. 100. n.Chr. von bantusprechenden Volksgruppen weitgehend vertrieben. Im Osten des Landes lassen sich im 15. Jahrhundert die heute zur Ethnie der Sandas zählenden Menschen nieder, im Westen die Bongo und Banda.

Im 17. Jahrhundert kommen portugiesische und niederländische Sklavenhändler von der Westküste aus ins Land, ihnen folgen später von Nordosten her kommend arabische Händler. Ab 1800 errichten arabische Kaufleute im nordöstlichen Ubangi Niederlassungen. Durch den Sklavenhandel werden tausende Menschen verschleppt, weite Teile des Landes sind Mitte des 19. Jahrhunderts vollkommen entvölkert.

Als die französische Kolonialmacht im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts das Gebiet zwischen dem großen Nebenstrom des Kongo, dem Ubangi und dem zum Tschad fließenden Schari, besetzten, herrscht dort der ägyptische Sultan Rabah, der 1903 von den Franzosen besiegt wird.

Die französische Kolonie Ubangi-Schari, ab 1910 zusammen mit Gabun, Tschad und Kongo Teil von Französisch-Äquatorialafrika, beendet zwar den arabischen Sklavenhandel, führt aber zur kolonialen Form der Ausbeutung des Landes und der Bevölkerung. Es kommt immer wieder zu Aufständen der einheimischen Bevölkerung gegen Frankreich, das die Ressourcen des Landes (Elfenbein, Edelhölzer, Gold, Kautschuk) von privaten Handelsgesellschaften ausbeuten lässt.

"Kautschukabbau"

1946 wird Ubangi-Schari französisches Überseeterritorium mit beschränkter Selbstverwaltung.

Am 1. Dezember 1958 erhält Ubangi-Schari unter dem Namen „Zentralafrikanische Republik“ (République Centrafricaine) die innere Autonome. Der katholische Priester Barthélemy Boganda, Gründer der 1949 ins Leben gerufenen Bewegung „Mouvement d’Evolution Sociale de l’Africque Noire“ (MESAN) und seit 1956 Bürgermeister der Hauptstadt Bangui, gewinnt mit der MESAN die Parlamentswahlen und wird Regierungschef.

David Dacko auf einer Archivaufnahem aus dem Jahr 1999 in Bangui.

Im März 1959 kommt Boganda bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Sein Cousin David Dacko übernimmt sein Amt und am 13. August 1960 entlässt Frankreich das Land in die politische Unabhängigkeit. Dacko wird erster Staatspräsident und erklärt wenig später die MESAN zur Staatspartei.

Mit einem Staatsstreich übernimmt zum Jahreswechsel 1965/66 der Generalstabschef der Armee, Jean Bédel Bokassa, ein Neffe von Boganda und Dacko, die Macht. Der gestürzte Staatspräsident David Dacko wird unter Hausarrest gestellt, der neue Machthaber hebt die Verfassung auf und reißt die legislative und exekutive Gewalt an sich.

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Bokassa hat zuvor über zwanzig Jahre als Offizier der Streitkräfte in der französischen Kolonialmacht gedient und gilt als glühender Verehrer von Napoléon I. Bonaparte und General Charles de Gaulles.

1972 erklärt sich Bokassa zum Präsidenten auf Lebenszeit. Seine Diktatur ist geprägt von wechselnder außenpolitischer Orientierung, um ausländische Kredite zu erhalten, und rigoroser Unterdrückung der Opposition. 1976 lässt er sich zum Kaiser ausrufen, ein Jahr danach (1977) wird er in einer mehrere Millionen Dollar teuren Zeremonie in einer umfunktionierten Turnhalle nach seinem Vorbild Napoleon I. als Bokassa I. zum Kaiser gekrönt. Zahlreiche ausländische Staatsgäste nehmen an den Feierlichkeiten teil, auch Österreich schickt einen Sonderbotschafter. Des Diktators Hermelin-Purpurmantel wurde in Vorarlberg gefertigt.

Kaiser Bokassa auf einer undatierten Archivaufnahme

Bokassa sichert sich seine Macht durch landesweiten Terror, Folter und Ausschaltung jeglicher Opposition. Im Jänner 1979 kommt es zu heftigen Schüler- und Studentenunruhen, die mit Hilfe aus Zaire (heutige DR Kongo) unterdrückt werden. Es folgen Verhaftungen, Folterungen und Hinrichtungen zahlreicher Jugendlicher und Oppositioneller, bei denen Bokassa eine direkte Mitbeteiligung vorgeworfen wird. Frankreich gibt nach den Vorwürfen des Kindermordes und des Kannibalismus seine Unterstützung gegen den Kaiser auf.

Ein Putsch bringt am 21. September 1979 erneut David Dacko an die Macht, als dieser die Abwesenheit des Kaisers, der sich zu einem Besuch in Libyen aufhält, für einen Putsch mit französischer Hilfe (Opération "Barracuda") nutzt.

Dacko wird jedoch im September 1981 durch einen Putsch des Generals André Kolingba aus dem Amt gejagt.

Ein „Militärkomitee für den nationalen Wiederaufbau“ (CMRN) unter Kolingba übernimmt die Macht. Ende der 80er Jahre lässt er politische Parteien zu, erlaubt die Gründung von Gewerkschaften und führt auch das Amt des Premierministers wieder ein.

Kolingba im Jahr 1999 während einer Wahlveranstaltung

Nach siebenjährigem Exil in Paris und an der Elfenbeinküste kehrt Jean-Bédel Bokassa 1986 in die Zentralafrikanische Republik zurück, wo man ihn jedoch sofort ins Gefängnis steckt und wo er 1987 als erster abgesetzter Staatschef eines afrikanischen Landes vor Gericht gestellt wird. Sein Todesurteil wird Anfang 1988 in Zwangsarbeit umgewandelt. Er stirbt am 1996 in Bangui.

Am 22. August 1993 wird der Oppositionspolitiker Ange-Felix Patassé und ehemaliger Premier unter Bokassa mit seiner Bewegung „Mouvement pour la Libération du Peuple Centrafricain“ (MPLC) zum Präsidenten gewählt.

Patassé bei seiner Stimmenabgane Bangui.

Wegen angeblicher ausstehender Soldzahlungen meutern am 18. April 1996 mehrere Einheiten der Armee und fordern den Rücktritt von Patassé, dem sie Korruption und Misswirtschaft vorwerfen. In Bangui kommen bei Schießereien mehrere Menschen ums Leben, französische Truppen intervenieren. Bei einer Großdemonstration gegen die Anwesenheit der Franzosen in Bangui, wird das französische Kulturzentrum niedergebrannt. Erst nachdem Patassé den aufständischen Soldaten eine Generalamnestie, pünktliche Auszahlung ihres Solds und verbesserte Arbeitsbedingungen verspricht, beruhigt sich die Lage kurzfristig.

Bereits im Mai 1997 kommt es trotz des Einsatzes einer Friedenstruppe frankophoner westafrikanischer Länder (MISOB) immer wieder zu Kampfhandlungen zwischen regierungsfreundlichen und regierungsfeindlichen Armeeeinheiten. Frankreich erklärt indessen, dass es sich nicht mehr einmischen will und seine verbliebenen Truppen bis Anfang 1998 endgültig abziehen wird.

Am 15. April 1998 löst die UN-Friedenstruppe MINURCA die MISOB in der Zentralafrikanischen Republik ab. Sie soll die Entwaffnung der regierungsfeindlichen Milizen überwachen und Neuwahlen vorbereiten.

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Bei den Parlamentswahlen am 13. Dezember 1998 erhält die Patassés MPLC (Mouvement pour la Libération du Peuple Centrafricain) 47 von insgesamt 109 Sitzen, am 19. September 1999 erhält Patassé bei den Präsidentschaftswahlen knapp 52 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Im Februar 2000 endet das Mandat der knapp 1.500 Mann starken UN-Friedenstruppe (MINURCA).

Im Mai 2001 versucht Ex-Staatschef Kolingba mit Hilfe abtrünniger Soldaten der Regierungsarmee den regierenden Präsidenten zu stürzen. Rund 200 Menschen kommen bei den Auseinandersetzungen ums Leben, rund 50.000 Menschen flüchten aus der Hauptstadt Bangui.

Patassé enthebt Ende Oktober 2001 General François Bozizé, den Chef der Armee und Wahlverlierer gegen Patassé 1993, wegen angeblicher Beteiligung an dem Putschversuch seines Postens und lässt seine Verhaftung anordnen. Bozizés Anhänger greifen daraufhin den Präsidentenpalast in Bangui an. Der Aufstand wird nach tagelangen Gefechten niedergeschlagen, Bozizé setzt sich mit mehreren hundert Getreuen in die Republik Tschad ab, um von dort aus einen bewaffneten Überfall auf den Norden der Zentralafrikanischen Republik zu organisieren – angeblich mit Unterstützung der tschadischen Regierung, die ihm Asyl gewährt.

Francois Bozizé im Mai 2003.


Im Gegenzug integriert Patassé einen ehemaligen tschadischen Rebellenoberst in seine Armee, der im Januar 2002 Angriffe auf den Tschad leitete.

UN-Vermittlungsversuche zwischen der Zentralafrikanischen Republik und dem Tschad bei einem Treffen zwischen Patassé und dem tschadischen Staatsoberhaupt Idriss Déby in N’Djamena, im November 2001 scheitern.

Ein Anhänger von General Francois Bozizé nach dem Putsch 2003 mit einem Foto des gestürtzten Präsidentenehepaars.

Die Anhänger des ehemaligen Armeechefs, General François Bozizé, fallen am 15. März 2003 in die Hauptstadt Bangui ein und erobern nach stundenlangem Gefechten den Flughafen und den Präsidentenpalast. Bozizé proklamiert sich zum neuen Staatschef, setzt die Verfassung außer Kraft und erklärt das Parlament für aufgelöst.

In einer Ansprache im staatlichen Rundfunk begründet Bozizé den Putsch mit der bisherigen „Fehlverwaltung des Landes“, Patassé beschuldigt er der Korruption. Bozizé verspricht eine „Regierung des Friedens und der nationalen Versöhnung“. Er ernennt den bekannten Oppositionellen des Landes, den 76-jährigen Arzt Abel Goumba, zuerst zum Premier und dann zum Vizepräsidenten und ruft die im Ausland lebenden Oppositionellen zur Rückkehr auf.

August 2003: Die Staatsanwaltschaft des Landes stellt einen internationalen Haftbefehl gegen den ehemaligen Präsidenten Patassé aus. Er habe sich des Mordes und der Veruntreuung schuldig gemacht, so die Staatsanwaltschaft.

In einem Referendum stimmt am 5. Dezember 2004 die Bevölkerung der neuen Verfassung mit 90% bei einer Wahlbeteiligung von 70% zu.

Warteschlange vor einem Wahllokal in Bangui.

Bozizé gewinnt am 8.Mai 2005 die Präsidentschaftswahlen im zweiten Wahlgang mit 64,23 Prozent der Stimmen gegen seinen Gegenkandidaten, Patassés Ministerpräsident Martin Ziguele (35,77 Prozent). Die Wahlen werden international als frei und demokratisch anerkannt. Im Juli 2005 wird Elie Doté neuer Premierminister. (hag)