Ursula Stenzels Kampf gegen Punschhütten & Co

Den Kampf gegen die "Verslummung", "Verjahrmarktung" und "Verlederhosung" von Wiens City hat sich Ursula Stenzel, Bezirksvorsteherin der Wiener City, auf ihre Fahnen geschrieben – um gleich in den ersten Wochen ihrer Amtszeit zum Teil herbe Kritik zu ernten. Noch im Frühjahr rief Stenzel eine "Respektzone" um den Wiener Stephansdom aus, mit dem Wiener Rathaus lieferte sie sich einen anhaltenden Kleinkrieg in Sachen Verkehrsberuhigung. Auf wenig Gegenliebe stießen Forderungen nach weniger Schanigärten, mehr Videoüberwachung und lokalen Alkoholverboten. Zuletzt ließ Stenzel mit der Forderung nach einem "Manifest der Ästhetik" und der Verbannung von Punschständen aufhören.

Foto: Standard/Matthias Cremer

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Natascha Kampusch

Natascha Kampusch, die 1998 als Zehnjährige auf dem Schulweg entführt wurde, gelingt im August die Flucht vor ihrem Entführer Wolfgang Priklopil, der sie acht Jahre lang in einem Verlies in seinem Haus im niederösterreichischen Strasshof festgehalten hatte. Er begeht am selben Abend Selbstmord. Nach aufsehenerregenden ersten Interviews zieht sie Ende September nach dem Aufenthalt im AKH in eine betreute Wohnung.

Foto: APA/Artinger

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Zittern um Zilk

Bange Stunden hat Wiens ehemaliger Bürgermeister Helmut Zilk seiner Dagi bereitet: Wenige Wochen vor seinem 79. Geburtstag am 9. Juni 1927 lag er noch im künstlichen Tiefschlaf. Vom Sterben habe ihn nur seine Ehefrau Dagmar Koller abgehalten. "Sie ist der einzige Inhalt meines Lebens. Ich will sie nicht allein lassen."

Zilk hatte im Februar nach Herzproblemen einen Schrittmacher implantiert bekommen. Danach verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide. Der Genesungsprozess verlief langsam: Anfang März wurde er aus dem Tiefschlaf zurück geholt, Mitte des Monats konnte er auf die künstliche Beatmung verzichten. Ende Mai schließlich verließ Zilk das Wilhelminenspital, nicht ohne gleich seinen ersten offiziellen Auftritt zu absolvieren: Er leitete die Mitgliederversammlung der Wiener Städtischen. Um eine Rehabilitations-Therapie im Rudolfinerhaus kam er aber nicht herum. Der Altbürgermeister erfreut sich mittlerweile wieder eines stabilen Gesundheitszustandes.

Foto: APA/Jaeger

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Fendrich im Schneegestöber

15 Jahre lang hat er gekokst: Am 21. Dezember musste sich Rainhard Fendrich, Austropop-Urgestein, deswegen vorm Wiener Straflandesgericht verantworten. Ein Schöffensenat erkannte ihn schuldig: Der Sänger und Schauspieler wurde zu einer unbedingten Geldstrafe von 37.500 Euro (150 Tagessätze zu je 250 Euro) verdonnert. Auch wegen Weitergabe von Kokain - in weit geringeren Mengen als von der Anklage angenommen - wurde er verurteilt; gänzlich vom Vorwurf freigesprochen wurde Fendrich, einem in die Insolvenz geschlitterten Wiener Schneider 20 bis 30 Mal Kokain überlassen zu haben. Ein Brocken ist da vom Bergwerkherz gefallen: "Ich bin jetzt froh, dass ich es hinter mir habe. Kokain ist in diesem Leben kein Thema mehr."

Foto: APA/Techt

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König der Popkomiker

Statt exzessiven Parties und exzentrischen Auftritten gab Robbie Williams den Society-Reportern während seines Österreich-Aufenthalts einfach nichts zu berichten. Seine Befindlichkeiten plauderte der König der Popkomiker dann vor rund 50.000 Fans im ausverkauften Praterstadion aus:
"Ich, Robbie Williams der Popstar, bin alleine im Hotel aufgewacht und ich habe mich so mies gefühlt, dass ein Arzt anmarschieren musste. I took a needle in the arsch. Die Opfer eines "Sex-Gottes" sind groß"

Foto: AP/ Lindsey Parnaby

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Wiener Polizei I - Die "Sauna-Affäre"

Ernst Geiger galt als Top-Kriminalist und heißer Anwärter für den Posten des Wiener Polizeipräsidenten. Die Freundschaft mit einem "Erlebnissauna-Besitzer" kosteten dem interimistischen Leiter der Wiener Kriminalpolizeilichen Abteilung heuer die Karriere.

Hofrat Geiger wurde wegen Verletzung eines Amtsgeheimnisses zu drei Monaten bedingter Haft verurteilt. Der Schöffensenat in der "Saunaaffaire" sah es als erwiesen an, dass der Kriminalist dem "Sauna-Besitzer" einen Termin für eine geplante Razzia verraten hat.

Foto: AP/ Airborne

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Wiener Polizei II - Horngacher wird suspendiert

Im August wird der Wiener Landespolizeikommandant Roland Horngacher wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch vorläufig vom Dienst suspendiert. Horngacher wird vorgeworfen, Audiodateien an Dritte weitergegeben zu haben. Erste Vorwürfe waren bereits im Zuge der "Sauna-Affäre" um Ex-Kripo-Chef Ernst Geiger aufgetaucht. Später kam noch der Verdacht auf Geschenkannahme hinzu - Horngacher soll Bawag-Reisegutscheine angenommen und dem BAWAG-Ex-Generaldirektor Helmut Elsner aus Polizeiberichten Exklusiv-Informationen über Geschäftspartner beschafft haben.

Foto: APA/Gindl

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Wiener Polizei III - WEGA-Beamte verprügeln Schubhäftling

Ein Urteil gegen vier WEGA-Beamte, die zugegeben hatten, den Gambianer Bakary J. verprügelt und schwer verletzt zu haben, sorgt im August für Aufsehen: Die Beamten bekommen bedingte Haftstrafen zwischen sechs und acht Monaten. "Dieses Urteil erklärt Folter zum Kavaliersdelikt in Österreich", so Heinz Patzelt, Generalsekretär von amnesty international (ai). Seit kurzem dürfen die Beamten auch wieder ihren Dienst versehen, über Bakary J., der in Wien mit seiner Frau und zwei Kindern lebt, schwebt noch immer ein aufrechtes Aufenthaltsverbot: Sein Antrag auf Aufhebung wurde in zweiter Instanz abgelehnt.

Foto: AP/Ronald Zak

Umweltbewegt I - Besetzung des Bacherparks

Am 9. Jänner besetzen Anrainer einen Teil des Bacherparks und errichten ein Zeltlager um den Bau einer Volksgarage unter dem Park zu verhindern. Die ersten Bäume waren bereits im Dezember gefällt worden. Nach Verhandlungen einigte man sich Anfang April auf ein Mediationsverfahren und als Ergebnis davon auf die Durchführung einer Anrainerbefragung. Die Anrainer stimmten schließlich mit 65,9 Prozent gegen die Garage und damit für das Aus des Projektes.

Foto: derStandard.at/ped

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Umweltbewegt II - Lobaubesetzung

Anfang November besetzen Umweltaktivisten in der Lobau ein Gelände, auf dem die Asfinag Probebohrungen für die Errichtung der Wiener Nordost-Umfahrung vornehmen will. Kurz vor Weihnachten einigte man sich mit Vertretern der Stadt Wien und der Asfinag auf die Einberufung eines Verkehrsgipfels. Die Besetzung wurde beendet, im Gegenzug verzichten Asfinag und Stadt auf Schadenersatzklagen, am 19. Dezember fanden erste Probebohrungen statt.

Foto: APA/Global 2000

Gegen Leberkässemmerln in den Öffis

"Lavendel 85 Prozent, Vanille 73 Prozent, Zwiebel 0 Prozent, Leberkäse 0 Prozent" mit dieser Aussage zu den Lieblingsdüften der Öffi-Nutzer starteten die Wiener Linien im Frühling eine Kampagne gegen Ärgernisse aller Art in den Öffis, neben stark riechenden Speisen beispielsweise auch zu lautes Musikhören.

Foto: DER STANDARD/Cremer

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Hundstrümmerln

Als echter Daueraufreger hat sich das Thema "Hundstrümmerln" bei der Wiener Bevölkerung etabliert. Die von der 29-jährigen Brigittenauerin Petra Jens und befreundeten Müttern initiierte Petition "Eltern gegen Hundekot" brachte es auf 157.631 Unterschriften – was fast einem Zehntel der Einwohner der Bundeshauptstadt entspricht. Mit dem Slogan "Nimm ein Sackerl für mein Gackerl" (auch der Spruch des Jahres 2006) startete die Stadt Wien schließlich ihre eigene Anti-Hundekot-Kampagne. Die Kosten, die durch das Hundekot-Problem entstehen, bezifferte der Stadtgartenamtsdirektor Rainer Weisgram mit "zwei bis drei Millionen Euro".

Foto: APA/Martin Fichter

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Aufregung um Pissoirs

Nicht weniger als drei Jahre sollten vergehen, bis das Pissoir der "Opera Toilet" in der Nähe der Wiener Staatsoper zum Aufreger wurde. Wiens Frauenstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) sah in den als geschminkte Frauenmünder gestalteten Muscheln "eine widerwärtige, frauenfeindliche Geschmacklosigkeit sondergleichen", die Aufdeckung der Causa reklamierten die Grünen für sich und die Bezirksvorsteherin der Wiener City, Ursula Stenzel (ÖVP), erstattete Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Der Betreiber der Toilettanlage zeigte sich zuerst über die Aufregung angesichts der "von einem Künstler gestalteten" Pissoirs verwundert, willigte aber schließlich ein, diese zu entfernen. Die Versteigerung der vier Muscheln über eBay brachte insgesamt 5.583 Euro, wovon ein Viertel an die SOS-Kinderdörfer ging.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

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Proteste gegen Tempo 50

Am 12. Dezember 2005 startete in Wien eine der umstrittensten Umwelt- und Verkehrsmaßnahmen der vergangenen Jahre: Aus Rücksicht auf Luftgüte und Feinstaubbelastung wurde ein generelles Tempolimit von 50 Stundenkilometern auf den Straßen der Bundeshauptstadt gemäß des Immissionsschutzgesetzes Luft (IG-L) verordnet.

Zum Aufschrei der Gegner - von Autofahrer-Organisationen bis zu Teilen der Rathaus-Opposition - kam es aber erst, als es tatsächlich ernst wurde. Nach heftigsten Protesten musste die Maßnahme im Februar 2006 teilweise wieder aufgehoben werden: Auf der Triester Straße und der Westeinfahrt zum Beispiel gilt kein Stadttempo-Limit. Eine Evaluierung der Regelung steht bisher noch aus, eine Beschwerde von Seiten eines Transportunternehmers mit Unterstützung der ÖVP nicht: Tempo 50 könnte noch im Dezember den Verfassungsgerichtshof beschäftigen.

Foto: APA/OEAMTC/Dieter Nagl

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"Nikolausverbot"

Das aus pädagogischen Gründen für Wiens Kindergärten angeblich verhängte "Hausverbot" für den Nikolaus hat eine vorweihnachtliche Debatte in ganz Österreich ausgelöst. Was vielfach übersehen wurde: Es ging immer nur um die verkleidete Person, die vielen Kindern Angst gemacht hatte, nicht um die Nikolausfeier an sich, die nach wie vor in den Kindergärten stattfindet.

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl zeigte sich amüsiert über die Debatte schlug eine neue Initiative für die Wiener SPÖ vor, unter dem Motto: "Rettet den Krampus. Der letzte Rote muss erhalten bleiben."

Foto: Reuters/FRANZ NEUMAYR