Limoges - Ein menschliches Bedürfnis und die Rücksichtslosigkeit der Konkurrenz haben Laurent Jalabert auf der sechsten Etappe das Gelbe Trikot gekostet. Davon ist jedenfalls der Franzose überzeugt. Der frühere Zeitfahr-Weltmeister glaubt, dass die Ausreißergruppe um Telekom-Profi Alberto Elli seine Pinkelpause am Donnerstag bei Kilometer 14 genutzt habe, um dem Peloton davonzufahren. Alberto Elli erlebt mit 36 Jahren seinen dritten Frühling. Während frühere Mitstreiter dem aktiven Sport längst den Rücken gekehrt haben, ist Elli auf seine alten Tage zum Rekordler geworden - kein anderer Fahrer nach dem Krieg fuhr in seinem Alter je ins "Maillot Jaune". Für den Routinier ist mit dem ersten Platz der Gesamtwertung nach der Etappe von Vitre nach Tours ein Traum in Erfüllung gegangen. "Es ist der Höhepunkt meiner langen Karriere und zugleich eine tiefe Befriedigung", sagte er. Trotz der Erfahrung von 14 Profi-Jahren, elf Tour-Teilnahmen und 25 Siegen bei hochklassigen Rennen war er fassungslos. "Ich habe viele Gelbe Trikots getragen, aber dieses ist ein besonderes, damit hatte ich nicht mehr gerechnet." Als der Norditaliener aus Giussano bei Mailand im vergangenen Jahr zu Telekom kam, eilte ihm bereits ein glänzender Ruf voraus. "Ich hatte ihn schon lange auf der Rechnung, er gehört seit Jahren zu den besten Helfern unter allen Fahrern", meint sein sportlicher Leiter Rudy Pevenage. Bereits Ende der 80er-und Anfang der 90er-Jahre gehörte Elli beim Top Team Ariostea zu den Domestiken für seinen Landsmann Moreno Argentin und ebnete ihm den Weg zu zahlreichen Klassiker-Siegen. Nach einigen Jahren bei italienischen Rennställen kam er nach einem kurzen Intermezzo bei der französischen Casino-Mannschaft 1999 zum Team Telekom und war bei der für die Bonner enttäuschenden Tour als 17. immerhin Bester der Gesamtwertung. Pevenage: "Er ist durch und durch Profi, hat immer eine positive Einstellung und fährt den meisten Jüngeren im Flachen wie in den Bergen noch immer davon." (sid/red)