Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA
Den Haag - Vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat der Serbe Dragoljub Kunarac am Montag nachdrücklich bestritten, während des Bosnien-Kriegs moslemische Frauen vergewaltigt zu haben. Nur einmal sei es zum Geschlechtsverkehr mit einer gefangenen Frau gekommen. Diese Frau, die im Prozess bereits als Zeugin gehört worden ist, habe ihn verführt, sagte der 40 Jahre alte Angeklagte im Kreuzverhör. Die Angeklagten sollen zu Beginn des Bosnien-Krieges in Foca, rund 30 Kilometer südöstlich von Sarajewo, an mehreren Orten Frauen gefangen gehalten und sie wiederholt zum Sex gezwungen zu haben. Eines der Opfer war erst zwölf Jahre alt. Seit Prozessbeginn am 20. März haben 16 misshandelte Frauen über ihre Erlebnisse in Foca ausgesagt. Vorfallschilderung Kunarac schilderte, wie er im August 1992 die Frau zusammen mit einer anderen Zeugin zur Konfrontation mit Soldaten der bosnisch-serbischen Truppen in Foca südöstlich von Sarajevo in ein Militärquartier gebracht habe. Die Gefangenen hätten ihm zeigen sollen, welcher Soldat sie angeblich vergewaltigt und dabei Kunaracs Spitznamen gebraucht habe. Die verängstigten Frauen hätten aber auf niemanden gedeutet. Stattdessen habe eine der beiden in einem abgesonderten Raum die Initiative zum Sex ergriffen, und es sei gegen seinen Willen zum Geschlechtsverkehr gekommen, sagte Kunarac. Gegen ihren Willen habe sie sich selbst verletzt "Sie sind doch nicht von der Frau vergewaltigt worden", fragte Anklägerin Hildegard Uertz-Retzlaff den hoch gewachsenen Mann. "Nein, sie hat keine Gewalt angewendet", antwortete der Angeklagte. Er habe aber nicht gewusst, wie er hätte verhindern können, was geschah. "Sie hat sich selbst Gewalt angetan, sicher gegen ihren eigenen Willen", schilderte der Angeklagte. Nach seinen Angaben hatte ein anderer serbischer Soldat der Frau unmittelbar zuvor ausdrücklich befohlen, alles zu tun, damit Kunarac nicht weiter forsche, wer den beiden Frauen Gewalt angetan habe. Von dieser Anordnung habe er aber erst Wochen nach dem Vorfall von dem anderen serbischen Soldaten gehört, sagte Kunarac. Vergwaltigung als Strategie In dem mit Spannung erwarteten Verfahren um angeblich gezielten Einsatz von Vergewaltigungen in größerem Umfang als Mittel der Kriegsführung im Bosnien-Konflikt bezeichnet die Anklage Kunarac als Kommandeur einer Aufklärungseinheit der bosnischen Serben. Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstöße gegen das Kriegsvölkerrecht zur Last gelegt. Dabei wird er für Vergewaltigungen, Folter, Raub und entwürdigende Behandlung von moslemischen Frauen verantwortlich gemacht. Er soll die Taten selbst begangen oder sie durch Mitglieder seiner Einheit zugelassen haben. Mit ihm stehen zwei frühere Unterführer der Militärpolizei im Raum Foca, Radomir Kovac (39) und Zoran Vukovic (44), vor Gericht. Alle haben auf nicht schuldig plädiert. (APA/dpa)