openSUSE 10.2

Vor kurzem haben die EntwicklerInnen des openSUSE-Projekts die erste fertige Version ihrer Linux-Distribution abgeliefert - zumindest unter dem openSUSE-Namen. Denn was bisher SUSE Linux - mit notorisch unsteter Schreibweise - hieß, passt sich mit der neuen Release dem Namen des Projekts an. Verwirrungen in der Wahl der "richtigen" Benennung der Distribution sollen somit der Vergangenheit angehören, auch will man damit den Community-Charakter stärker herausstreichen.

Community

Denn schließlich ist openSUSE ja die Community-Basis für die Enterprise-Produkte von Novell. Ein Umstand, der in der letzten Release vielen UserInnen schmerzhaft klar wurde. Zwar gab es in den meisten Bereichen durchgehend Bestnoten - hier profitiert openSUSE von den zahlreichen von Novell bezahlten EntwicklerInnen - leider hatte die Distribution auf der anderen Seite aber auch mit erheblichen Problemen bei der Softwareverwaltung zu kämpfen. Anfänglich verweigerte diese gänzlich den Dienst, erst nach einigen Wochen wurden die Probleme beseitigt. Rechtzeitig zur Release der Enterprise-Produkte, zu spät aber um den Image-Schaden bei vielen alteingesessenen BenutzerInnen zu verhindern.

Ausbessern

Mit der neuen Release macht man sich nun daran, die damals entstandene, etwas schiefe, Optik wieder zu korrigieren. Ob dies gelingt, soll auf den folgenden Seiten etwas näher untersucht werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Basics

Doch zunächst einmal ein paar Facts rund um die aktuelle Ausgabe der Distribution: openSUSE 10.2 kann kostenlos in Form von 5 CD-Images von der Seite des Projekts heruntergeladen werden. Dabei stehen Varianten für x86, PowerPC und AMD64-Rechner zur Auswahl. Nicht-freie Software - wie etwa den Flash Player oder den Acrobat Reader - hat man auf eine Extra-CD ausgelagert. All dies gibt es auch auf einer DVD zusammengefasst. Auch die Handbücher zur aktuellen Distribution bietet Novell als PDFs zum kostenlosen Download an.

Kauf

Wer sich den Download ersparen oder die Entwicklung unterstützen will, kann sich in Kürze um rund 50 Euro auch ein Kaufpaket von openSUSE 10.2 zulegen. Darin enthalten sind dann neben der eigentlichen Software auch gedruckte Versionen der Handbücher und 90 Tage Installationssupport.

Vergleichsweise

Zur Installation eines Default-Systems genügen zwar auch die ersten drei CDs, im Vergleich mit der Schlankheit von Ubuntu, ringt man den eigenen BenutzerInnen aber hier immer noch eine ganze Menge an Bandbreite ab.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Auswahl

Fairerweise muss freilich auch erwähnt werden, dass Ubuntu auf der einen CD nur eine Desktop-Umgebung im Angebot hat - openSUSE stellt hier wie gewohnt GNOME und KDE gleichberechtigt nebeneinander. Dass dies kein reines Lippenbekenntnis ist, um ja nicht eine der zwei großen Fraktionen am Unix-Desktop vor den Kopf zu stoßen, wird sich später noch zeigen. Dies ist auch deswegen wichtig, da Novell ja zentrale EntwicklerInnen aus beiden Projekten beschäftigt, ein Ausstieg aus einem der beiden könnte hier nachhaltige Folgen haben.

Installation

Äußerlich präsentiert sich der Installer von openSUSE 10.2 weitgehend unverändert. Auch der Ablauf ist wie gewohnt simpel, bei der Einstellung der Basis-Parameter reicht meist ein kurzer Klick auf eine Option - etwas die gewünschte Systemsprache - und schon kann es weiter gehen. Das Ganze geht also recht flott vonstatten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Überblick

Ebenfalls bereits bekannt: Die wichtigsten Einstellungen werden in einer Überblicksansicht zusammengefasst. Meist finden sich hier bereit sinnvolle Defaults, wer trotzdem Änderungen vornehmen will, kann dies per Klick auf die Kategoriezeile. Hier zeigt sich auch gleich ein deutlicher Fortschritt gegenüber der letzten Version: Im Vergleich zu SUSE Linux 10.1 ist das Updaten der Überblicksansicht deutlich flotter geworden, in der Vergangenheit musste man hier immer wieder nervige Wartezeiten nach der Veränderung einzelner Parameter in Kauf nehmen.

Änderungen

Zu den an dieser Stelle gebotenen Dingen gehört etwa die Möglichkeit weitere Systemsprachen zu installieren, oder auch die Partitionierung vorzunehmen. Das für Letzteres zuständige Tool erledigt die ihm zugedachte Aufgabe problemlos, auch wenn die Darstellung der einzelnen Partitionen nicht unbedingt übersichtlich gelungen ist.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Dateisystem

Wer neue Partitionen anlegt, dem wird auch eine der grundlegenden Änderungen in openSUSE 10.2 ins Auge springen: Statt wie bisher ReiserFS wird hier nun ext3 als Default-Filesystem eingestellt, eine Wahl wie sie auch Ubuntu und Fedora Core getroffen haben. In der Vergangenheit hatte man bei SUSE/Novell wegen der teilweise - vor allem bei kleineren Dateien - besseren Performance auf ReiserFS gesetzt. Mittlerweile sieht man aber keinen klaren Entwicklungsweg mehr gegeben: ReiserFS 3 - die bisher eingesetzte Lösung - wird nur mehr von wenigen Personen gewartet, ReiserFS 4 hofft weiter vergeblich auf eine Aufnahme in den offiziellen Linux-Kernel.

Konkurrenz

Im Gegensatz dazu gibt es mit ext4 bereits den ext3-Nachfolger, der noch dazu bestehende Partitionen ohne Neuformatierung übernehmen kann. Da openSUSE 10.2 immerhin zwei Jahre lang mit Updates versorgt werden muss, wohl eine nachvollziehbare Entscheidung. Wer will kann hier natürlich weiterhin ReiserFS oder andere Alternativen - wie XFS - auswählen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Software

Wie zuvor erwähnt gibt es softwareseitig zwei große Auswahlmöglichkeiten - ein KDE oder ein GNOME-System. Wer will kann sich die zu installierende Software aber auch an die eigenen Bedürfnisse anpassen, etwa um ein schlankeres System, oder auch eine Entwicklungs-Workstation zu bekommen. Dies erfolgt in der neuen Version wahlweise nach "Schematas" - die diverse Pakete zusammenfassen - oder auch durch die Anwahl einzelner Pakete. Um die notwendigen Abhängigkeiten kümmert sich der Installer selbstredend von alleine.

Basis

Zeit einmal die Basisausstattung von openSUSE 10.2 näher zu betrachten, und diese kann wirklich nur als "topaktuell" bezeichnet werden. Praktisch alle Tools und Programme sind in ihren neuesten Versionen enthalten. So setzt man etwa auf die glibc 2.5, die gcc 4.1.3 und den Kernel 2.6.18.2 - Kernel 2.6.19 wurde erst nach dem Code-Freeze veröffentlicht. Beim Grafikserver setzt man gar auf eine Vorversion der nächsten Release, konkret auf X.org 7.2 RC2.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Aufspielen

Beim anschließenden Aufspielen der Pakete zeigt sich, dass openSUSE nicht unbedingt zu den flottesten in diesem Bereich gehört. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es dabei sicher noch: So landen etwas bei einer GNOME-Installation auch eine Reihe von KDE-Libraries - und umgekehrt - auf der Festplatte, hier würde eine klarere Trennung Platz und Zeit sparen helfen. Ubuntu macht es vor.

Reboot

Wer SUSE/openSUSE nicht zum ersten Mal installiert, wird es bereits kennen: Jetzt folgen einmal ein Reboot ins frische System und die abschließenden Konfigurationsschritte. Dazu gehören nach der Wahl eines Root-Passwortes und des Rechnernamens auch die Netzwerkeinstellungen. Der NetworkManager ist dabei nicht von Haus aus eingerichtet, dies lässt sich aber mit einem Klick erledigen. Vor allem beim Einsatz des Systems auf einem Laptops mit WLAN-Unterstützung empfiehlt sich dies auch, da dieser den schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Netzen wesentlich komfortabler macht - ein grafisches Tool dafür läuft dann sowohl am KDE als auch am GNOME-Desktop

Screenshot: Andreas Proschofsky

Online

Wenn alles gut gegangen ist, haben wir jetzt eine funktionstüchtige Internetverbindung und es kann weiter gehen zur Einrichtung der Online-Update-Quellen: Von Haus aus sendet openSUSE 10.2 einige statistische Daten an die Server des Projekts, wer dies nicht will, kann die entsprechende Funktion aber auch einfach deaktivieren. Auch gibt ein Informationsdialog detailliert Auskunft darüber welche Informationen übertragen werden. Im Gegensatz zu den Enterprise-Versionen von Novell ist hier übrigens keine Online-Registration vonnöten.

Updates

Wer will kann anschließend bereits die ersten Updates einspielen, unter Umständen erfolgt dies in zwei Schritten: Zentrale Updates - etwa für den Kernel oder den Installer selbst - installiert openSUSE noch vor den anderen Programmen gesondert. Aus einem Sicherheitsblickwinkel sicherlich eine weise Entscheidung.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Fertig

Nach einigen, ebenso einfach zu absolvierenden, weiteren Schritten, ist die Installation abgeschlossen. Nach den Release Notes folgt zwar noch die Einrichtung von Grafik, Sound und Druckern, meist ist hier aber bereits automatisch das Richtige eingetragen.

Erfreulich

Zusammenfassend gibt es am Installer von openSUSE kaum etwas auszusetzen. Alte Probleme - wie die langsamen Reloads der Überblicksansicht - gehören mittlerweile der Vergangenheit an, neue sucht man zum Glück vergeblich. Auch gab es im Test bei keiner einzigen der - zahlreichen - Installationen ein Problem mit der Einrichtung, auch wenn nicht der vorgeschrieben Pfad beschritten wird. Als Bonus gibt es noch die Möglichkeit den Installationsweg per Autoyast zu klonen, um so nicht alle Einstellung jedes mal wieder neu vornehmen zu müssen. Alles in Allem jedenfalls eine äußerst runde Angelegenheit.

Screenshot: Andreas Proschofsky

GNOME

Freilich nimmt man eine Installation nur einmal vor - die Desktop-Umgebung verwendet man hingegen täglich, insofern kommt dieser eine noch höhere Bedeutung zu. Als erstes wollen wir hierbei einen Blick auf den mitgelieferten GNOME liefern: Dieser hat sei der SUSE Linux 10.1 größere Sprünge unternommen, genau genommen den von GNOME 2.12 auf 2.16.

Vorteile

Daraus ergeben sich zahlreiche Vorteile, etwa ein reduzierter Ressourcenverbrauch, oder auch die zahlreichen Verbesserungen bei den einzelnen Softwarekomponenten. So hat zwischenzeitlich die Mail/Kalender-Lösung Evolution einige neue Features spendiert bekommen, der File Manager Nautilus geht nun deutlich flotter zu Werke.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eigene Wege

Vor allem aber: Alle die Änderungen am Desktop, über die sich bisher nur die BenutzerInnen des kommerziellen SUSE Linux Enterprise Desktop freuen konnten, wurden nun in den openSUSE-GNOME aufgenommen. Dazu zählt vor allem einmal das bei Novell als Resultat aus Usability-Studien entstandene neue Startmenü.

Aufbau

Dieses verwendet eine Favoriten-Ansicht statt eines klassischen hierarischen Menüs, auch wichtige Tasks lassen sich über einen Klick erreichen. Für die restlichen Programme gibt es den "Application Browser", hier liegen alle Programme fein säuberlich nach Kategorien getrennt. Per Suche lässt sich das Angebot einfach einschränken, wer will kann hier auch einzelne Anwendungen zu den Favoriten hinzufügen, so dass diese später im Hauptmenü aufscheinen. Eine ähnliche Ansicht gibt es auch für die diversen Desktop-Einstellungen - ein Entwicklung die übrigens ihren Weg in den offiziellen GNOME 2.18 finden wird.

Wechsel

Wem diese Methode nicht gefällt, der kann natürlich noch immer auf das gewohnte GNOME-Menü zurück wechseln. Eine Ausprobierphase sollte man dem Ganzen aber durchaus gönnen, gewöhnt man sich mal an die neue Art zu Arbeiten, erweist sich das neue System schnell als vorteilhaft.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Anwendungen

Auch bei der Wahl der Desktop-Software gibt es nichts zu beklagen: Mit F-Spot 0.2.2 ist eine aktuelle Version der Bilderverwaltung enthalten, die nicht nur mit einem flotten Interface und seinen Tagging-Möglichkeiten glänzt sondern auch Export-Funktionen für Flickr, Picasaweb und Co. bietet.

Banshee

Um die Musikverwaltung kümmert sich erneut Banshee. Die Version 0.11.2 sorgt dafür, dass es mittlerweile auch Podcast-Support zu bieten hat. Wer genau schaut, wird sich schnell wundern, warum die Software "Helix Banshee" heißt. Dies resultiert daraus, dass man als Abspielbackend den Helix / Real Player verwendet. Für die End-UserInnen hat dies vor allem eine positive Auswirkung: Im Gegensatz zu anderen Distributionen kann openSUSE bereits von Haus aus mit legalem MP3-Support aufwarten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Alles da

Wer die CD mit den nicht-freien Programmen heruntergeladen hat - oder von der DVD installiert - wird bemerken, dass bei openSUSE noch einige weitere Programme installiert sind, die bei Ubuntu und Fedora noch fehlen: Neben dem anfänglich bereits erwähnten Flash Player betrifft dies unter anderem Java. Auch bei den weiteren Desktop-Komponenten gibt man sich keine Blöße: OpenOffice.org 2.0.4 und Firefox 2.0 sind hier prominente Beispiele.

Nvidia

Was in der Default-Installation noch fehlt, sind hingegen die Binär-Treiber von ATI und NVidia, wie sie für Spiele und Desktop-Effekte unumgänglich sind. Aber auch hier zeigt openSUSE vor, wie einfach das gehen kann: Dank einer Abmachung zwischen Novell und Nvidia bietet der Grafikkartenhersteller seine Treiber selbst in angepassten Versionen für die Distribution an. So reicht ein Hinzufügen von

http://download.nvidia.com/opensuse/10.2

zu den Installationsquellen im entsprechenden Tool und die Treiber stehen zur Auswahl. Nun müssen nur mehr die Pakete "x11-video-nvidia" und "nvidia-gfx-kmp-default" oder "nvidia-gfx-kmp-bigsmp" (je nach verwendetem Kernel, die lässt sich über 'uname -r' in einer Konsole herausfinden. Meist wird es wohl das Default-Paket sein) installiert werden, schon kann der neue Treiber zum Einsatz gebracht werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Xgl

Dann klappt es auch mit den bekannten Desktop-Effekten von Xgl und compiz. Deren Aktivierung ist übrigens bei openSUSE ebenfalls vorbildlich gelöst: Im Einstellungstool reicht dazu ein Klick aus, beim nächsten Login lassen sich die diversen Möglichkeiten ohne weitere Konfigurationen zum Einsatz bringen.

Config

Apropos Konfiguration: Die Distribution hat auch ein eigenes Einstellungstool für Compiz, das ebenfalls überzeugen kann: Wo Fedora nur minimale Möglichkeiten bietet und andere mit einer Unzahl von Fach-Termini verwirren, bietet openSUSE eine Reihe von leicht verständlichen Punkten, mit denen die Desktop-Effekte den eigenen Bedürfnissen angepasst werden können.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Update

Wer will kann dann auch gleich eine aktuellere Compiz-Version einspielen, auch dazu reicht es aus eine weitere Installationsquelle hinzuzufügen, wie die entsprechende Wiki-Seite verrät. Zusätzlich gibt es dann auch noch ein compiz-extra-Paket, dass einige Zusatzeffekte beinhaltet. Ans Herz gelegt sei einmal mehr auch das Packman-Angebot, dieses beinhaltet eine ganze Reihe von Paketen, die die Multimedia-Fähigkeiten des Systems erweitern.

Positiv

Allgemein gibt es über die Update- und Installations-Tools positives zu berichten: Sie funktionieren im Gegensatz zur Vorgängerversion. Neue hinzugekommen sind dieses mal noch das Kommandozeilentool zypper und der optionale openSUSE-Updater. Beide kommen ohne den sonst verwendeten Zenworks Management Daemon, der eigentlich vor allem für die Aktualisierung von ganzen Rechnernetzwerken gedacht ist, aus. Dadurch sind sie etwa flotter als die Default-Tools von openSUSE.

Screenshot: Andreas Proschofsky

YAST

Zur Administration des Systems setzt openSUSE weiterhin auf den YAST, hier lässt sich mit einer Unzahl von Modulen so ziemlich alles am System verändern. So gibt es etwa einen Einstellungsdialog für AppArmor - die Novell-Software ist damit wesentlich einfacher zu konfigurieren als die Konkurrenz von SELinux. Von Haus sind hier bereits einige Einstellungen vorgenommen, die die Sicherheit des Systems erhöhen sollen, in dem Programmen prinzipiell nur gewisse Tasks erlaubt werden.

Xen

Während AppArmor schon aus der letzten Version bekannt ist, gab es beim Power Management einige Änderungen: So kümmern sich nun die pm-utils statt powersaved um diese Aufgabe. Die Virtualisierungslösung Xen wird nicht von Haus aus installiert, wer diese zum Einsatz bringen will, findet bei openSUSE aber alle notwendigen Tools, auch wenn ein ähnlich einfaches User Interface wie bei Fedora Core noch fehlt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

KDE

Neben dem GNOME gibt es auch noch die Möglichkeit den KDE zum Einsatz zu bringen, konkret die aktuellste Version 3.5.5.

Zusätze

Dass der KDE bei früheren Versionen den Default-Desktop stellen durfte, macht sich dabei auch heute noch bemerkbar: Im Vergleich zu anderen Distributionen bietet er einige von Novell entwickelte, interessante Extras.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Startmenü

Gleich auf den ersten Blick fällt dabei das neue Startmenü auf, mit dem sich auch der openSUSE-KDE von den notorischen endlosen Untermenü-Bäumen verabschiedet. Einiges davon erinnert an die schon zuvor gezeigte GNOME-Lösung, bei anderen Dingen ist man hingegen eigene Wege gegangen.

Icons

Über Icons am unteren Rand können verschiedene Menü-Modi aufgerufen werden. Der erste - und damit am prominentesten platzierte - davon ist die Favoriten-Ansicht. Hier können die beliebtesten Anwendungen für den Schnellzugriff platziert werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Aufbereitung

Das Pendant zum alten Menübaum findet sich hinter dem Applications-Icon: Hier sind alle installierten Anwendungen zu finden. Anstatt wie die GNOME-Lösung ganz von der Menüstruktur abzugehen, ist diese hier nur anders grafisch aufbereitet, bei der Auswahl einer Kategorie wird in der Hierarchie nach rechts weitergescrollt.

Umständlich

Dieser optische Hinweis macht das Ganze zwar übersichtlicher, trotzdem ist der Application Browser des GNOME die deutlich flottere Lösung als das mühsame Vor- und Zurücknavigieren. Auch erweist sich das KDE-Menü teilweise als etwas zu "vollgepackt", es ist leicht mit dem Mauszeiger unabsichtlich einen neuen Menüpunkt aufzurufen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Geschichte

Ebenfalls mit dabei ist eine History-Ansicht, die die zuletzt aufgerufenen Anwendungen und Dokumente versammelt, sowie ein Schnellzugriff auf alle Devices und die Auslog-Möglichkeiten.

Suche

Als sehr nützlich erweist sich die Schnellsuche am oberen Ende des Menüs, diese spürt neben Programmen auch Dokumente auf und stellt sie direkt in der Menüansicht dar.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Beagle

Dass dies funktioniert, ist der Desktop-Suche Beagle zu verdanken, die sowohl unter GNOME als auch KDE von Haus aus seine Dienste verrichtet. So wird im Hintergrund laufend der Inhalt von abgespeicherten Dateien indiziert, um sie durchsuchbar zu machen.

Kerry

Wem die Suchansicht im Hauptmenü zuwenig Platz findet, dem bietet sich mit Kerry ein eigenes KDE-Frontend für Beagle an. Jedenfalls erfreulich zu sehen, dass die beiden Desktop-Welten mit jeweils eigenen grafischen Interfaces auf das gleiche Backend (Beagle) zugreifen, anstatt das Rad immer wieder neu zu erfinden, wie es in der Vergangenheit recht oft geschehen ist.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Fazit

Was gibt es also abschließend über openSUSE 10.2 zu sagen? Eigentlich nur Positives. Altbekannte Probleme wurden ausgebessert, der Installer läuft zuverlässig und ist einfach zu bedienen, der Desktop ist herausragend - und das gilt gleich zwei Mal, sowohl für den mitgelieferten GNOME als auch für den KDE.

Bestens

Die topaktuelle Softwareauswahl gemischt mit den diversen Eigenentwicklungen - die neuen Startmenüs oder auch AppArmor seien exemplarisch genannt - ergeben eine Distribution die derzeit eindeutig "State of the Art" ist. Die Wahl einer Linux-Distribution hängt aber natürlich immer von einer Reihe von Faktoren ab, die technischen Meriten alleine sind nicht immer ausschlaggebend. Trotzdem: Ubuntu mag zwar die umfangreichere Community haben, die bessere Distribution liefert derzeit aber fraglos openSUSE ab. (Andreas Proschofsky)

Screenshot: Andreas Proschofsky