Foto: 3raum anatomietheater
Wien - Was es bedeutet, Schwester eines Genies zu sein und welche Rolle überhaupt seine Familienmitglieder für Mozarts heutigen Bekanntheitsgrad spielten, will das Theaterensemble um Eva Jankovsky mit mozartin oder die drei Tragödien einer Schwester im 3raum-Anatomietheater herausfinden. Per Steckbrief wird den Mozarts dabei erst einmal ein aktuelles Profil erstellt: Nannerl wäre heute "DJane und Trendsetterin", zu sehen auf dem Cover des Cosmopolitan Salzburg, und Wolfgang mimt einen "Robbie Williams hoch fünf".

Vater Leopold (Leonid Semenov) tritt als Snob in cremeweißem Anzug und rotem Jackett auf, Anna Maria (Olga Danilova) schwebt, in viel Seide gehüllt, durch die Sphären. Beide Eltern sind, mit Handy und Diktafon bewaffnet, gestresst mit Management und Publicity ihres Sohnes.

Wolfgang (Felix Sommer) macht stets ungeduldig keppelnd oder tobend auf sich aufmerksam, zieht sich dann aber schnell zurück, um brav sein Menuett zu schreiben.

Nannerl bleibt auch hier die ewig Zweite, Eva Jankovsky spielt sie etwas aufgesetzt, manchmal fast unangenehm aufdringlich mit nicht zu verbergenden Rezitierschwächen. Ihr gegenüber steht eine entzückend taktlose Konstanze (Jenny Kienecker), die nur wenig zu Wort kommt, dafür aber fleißig die Familie ihres Gatten hasst und seine notenbeschriebenen Küchenpapierrollen verschachert.

Was in mozartin genau gemacht wird, bleibt recht unklar, in loser Anordnung folgt eigentlich ein Entreacte dem nächsten, ohne dahinter ein durchkonzipiertes Gesamtkonstrukt vermuten zu lassen. Auch mit der Spannung hapert es ein bisschen.

Zwischendurch gibt es allerdings auch durchaus amüsante bis gut pointiert gesetzte Momente: weiblich-verbale Schlammschlachten vor laufender Kamera etwa (Nannerl und Konstanze im angeregten Diskurs darüber, wer dem Genie näher gestanden habe), jede Menge Nörgeleien der zwei streitenden Kinder, einen Beatbox-Rap derselben und, als eindeutigen Höhepunkt, ein postmortales Teetrinken und Fantasienamenraten des Genies und seiner Mutter im Himmel. (Isabella Hager/ DER STANDARD, Printausgabe, 09./10.12.2006)