Nach und nach scheint sich die Musikindustrie mit dem ungeliebten Kind MP3 auszusöhnen. Lange war der Ruf nach kopiergeschützten Formaten ungebrochen, doch nun zeigen sich erste Ansätze zu neuen Entwicklungen. Das Label Blue Note Records , eine Tochter des Musikriesen EMI, verkauft erstmals eine Single der Jazzsängerin Norah Jones im MP3-Format und riskiert dabei bewusst ins Fahrwasser der Piraterie zu geraten. Diese Maßnahme beweist einen kleinen, aber wichtigen Schritt weg von einem der wesentlichsten Grundsätze der Musikindustrie im Umgang mit digitalen Vertriebswegen.

iTunes rockt

Besonders durch den andauernden Erfolg der Apple-Plattform iTunes scheint es den Marktführern wichtiger zu werden, auch über andere Portale Musik, die iPod-kompatibel ist, absetzen zu können. Zudem soll gegenüber den Konsumenten ein wohlwollendes Zeichen gesetzt werden, da diese mit den Kopierschutz-Systemen meist sehr unzufrieden sind. Als Plattform zum Verkauf der eigenen MP3-Songs nutzt EMI vorerst den Internetdienstleister Yahoo. Neben der Jones-Single sollen weitere Angebote folgen. Alle werden frei von bisher üblicher Kopierschutz-Software vertrieben.

Gewicht

Die MP3-Veröffentlichungen erscheinen zu einem Zeitpunkt, da zunehmend mehr Führungskräfte in der Musikbranche Apples wachsendes Gewicht in diesem Business als Bedrohung ansehen. Dateien, die von anderen Musikportalen legal vertrieben werden, funktionieren meist nicht auf dem populären Player. Wenn EMI nun also nicht geschützte Titel über Yahoo vertreibt, könnten diese doch noch auf den iPods landen.

Abstand

Yahoo setzt sich seinerseits bereits seit geraumer Zeit dafür ein, dass Musikunternehmen von ihrer Forderung nach Antipiraterie-Software Abstand nehmen. Nach Meinung von Yahoo-Music-Boss David Goldberg verhelfe derlei Kopierschutz der Branche nicht zu höheren Einnahmen, denn dieselbe Musik sei längst über andere Kanäle "ungeschützt" erhältlich. Vor allem aber die User seien zumeist verärgert über die Copyright-Beschränkungen. Mittlerweile haben auch schon andere Musikriesen wie Sony BMG und Warner Music einzelne Songs aus ihren Musikkatalogen als MP3s über Yahoo zugänglich gemacht. Die Einnahmen waren bislang zwar nicht umwerfend, aber zumindest zufrieden stellend, meint Goldberg. (pte)