She bot-be bot-a-lu-she bot?

5. Dezember 2006
Screencap T-Mobile-Spot
Längere Zeit war Ruhe in der TV-Kiste. Keine Beanstandungen bezüglich Werbung, aus Desinteresse, Prioritätensetzung, Unaufgeregtheit, Laune und Vorlage. Und dann verzaubert uns der zweitgrößte Mobilfunkanbieter dieses Landes mit einem weihnachtlichen Wintertraum, der von etlichen Leserinnen mit dem Prädikat "sexistisch" bewertet wurde. Sogar "extrem". Ruhe vorbei, und das in der stillen Zeit.

Der Spot wirbt für die T-Mobile-Aktion Klax Xmas und steht unter dem Motto "Alles unter Kontrolle": "Mit Klax Xmas hast du alles im Griff". Er führt eine junge, weibliche aber recht graue Maus vor, die von ihrem adoleszenten Gegenüber mit externen Fortpflanzungsorganen zum Leben erweckt wird. Quasi. Irgendwie. Ferngesteuert halt. Übers Mobiltelefon, versteht sich. Weiblicher Wille ausgeschalten, nun muss der Dutt weg, denn Haare müssen wallen, mit wildem Schwung, Erotik pur, Teil eins. Finger an nun lasziv gewölbte rote Lippen, Erotik pur, Teil zwei. Hand nach einem Stapel Unterlagen greifen lassen, wie bei orgiastischen Seidenlaken-Spielen. Sex pur, Teil drei. Was hier noch klar fehlt? Brüste! Praktischerweise hat die junge Neo-Sexpuppe eine Bluse an. Ratsch. Der Push-Up zeigt Wirkung und Haut, der Mann an der Fernsteuerung freut sich. Einerseits sicher darüber, dass die Technik super ist, und andererseits, dass sie macht, was er will, auch wenn ihrem Gesichtsausdruck eine schlecht gespielte Perplexität, die zwischen Erschrockenheit und Abscheu schwankt, zu Grunde liegt. Und dass die Technik toll ist, freut er sich dann noch einmal, schließlich hat er die Strip-Show gespeichert und kann sie seinen Freunden zeigen, die sich auch ganz toll freuen. Diese Technik aber auch. Alles unter Kontrolle. Alles im Griff.

Sexuelle Gewalt

Eine der Leserinnen, die uns auf den Spot aufmerksam gemacht haben, konfrontierte T-Mobile in einem Schreiben mit ihren Bedenken: "[...]Ich finde (sexuelle) Gewalt gegen Frauen und infolge diesen Werbespot verabscheuenswert und vermute, dass nicht wenige andere SeherInnen ebenso denken. Ich erwarte mir, dass dieser Werbespot so rasch wie möglich abgesetzt wird und somit zumindest von Ihrer Seite sexuelle Nötigung nicht mehr als Kavaliersdelikt, über das man augenzwinkernd hinweg sieht, dargestellt wird [...]"

Der Mobilfunkbetreiber meinte im Antwortmail relativ schnippisch, dass im Spot "nichts von Gewalttätigkeit und Frauenfeindlichkeit" zu entdecken sei. In dem Spot "sehe man, dass ein Mann und eine Frau einfach das gleiche machen - in diesem Fall sich selbst die 'Kleider vom Leib reißen'."

Die redaktionelle Meinung hierzu: Wenn zwei das scheinbar Gleiche tun, ist es immer noch nicht dasselbe. So einen Spot dann auch noch zu rechtfertigen, versäuert die Angelegenheit umso mehr. You have officially been zitroniert, T-Mobile! (bto)