Flughafen-Chef Herbert Kaufmann, ging zwar in Bratislava leer aus, dafür bringt er SkyEurope nach Wien.

Zur Person:
Herbert Kaufmann (57) ist seit 1999 Vorstandssprecher des Wiener Flughafens. Davor war er Chef der Arbeiterkammer Niederösterreich, Wirtschaftssprecher der SPÖ und von 1994 bis 1999 Abgeordneter zum Nationalrat. Der Absolvent der HTL schloss ein Volkswirtschaftsstudium ab. Kaufmann ist verheiratet und Vater zweier Kinder.

Das Gespräch führte Claudia Ruff.

Foto: STANDARD/Hendrich
STANDARD: Die bisher in Bratislava stationierte SkyEurope erwartet sich vom Wiener Airport Angebote, werden Sie solche machen?

Kaufmann: Wir sind daran interessiert, dass SkyEurope kommt, es gibt laufende Gespräche. Sie werden im Dezember Neuigkeiten hören. SkyEurope wäre ein wichtiger Schritt, um weitere Low Cost Carrier nach Wien zu bekommen. Was wir nicht wollen ist die bestehenden wie FlyNiki zu kannibalisieren.

STANDARD: Ist das Kapitel Airport Bratislava damit endgültig abgeschlossen?

Kaufmann: Irgendwann wird es eine Kooperation und eine engere Verflechtung geben, aber derzeit ist die nicht absehbar.

STANDARD: Wann startet der Umbau vom slowakischen Flughafen Košice?

Kaufmann: Košice wird nicht umgebaut, es gibt ein neues Terminal. Wir werden in den kommenden fünf Jahren elf Millionen Euro investieren, davon kommen zehn Millionen aus der bereits durchgeführten Kapitalerhöhung. Košice hat ein extremes Wachstumspotenzial. Von 2005 auf heuer rechnen wir mit einem Anstieg der Passagierzahl um 30 Prozent auf 360.000. Derzeit fliegt nur jeder dritte Slowake einmal im Jahr.

STANDARD: Was halten Sie von den Plänen Julius Meinls sich vorab über die Börse Geld zu besorgen um vielleicht irgendwann Airports zu kaufen?

Kaufmann: Investitionen in Airports sind immer gut. Nur derzeit gibt es in Osteuropa keine konkrete Projekte.

STANDARD: Die Flughäfen profitieren weltweit vom Ausbau ihrer Non-Aviation-Bereiche, wie Shops, Restaurants, Businessveranstaltungen bis hin zu Events. Was ist vom neuen Terminal Skylink zu erwarten?

Kaufmann: Der Non-Aviation-Anteil am Gesamtumsatz liegt derzeit bei 24 Prozent und teilt sich zu je einem Fünftel auf Parken, Shops/Gastronomie, Security, Ver- und Entsorgung sowie sonstige Vermietungen wie Cargo und Office Park. Derzeit haben wir 11.000m2 an Gastronomie und Shopfläche, davon fallen zwischen 2000 und 3000 m2 durch den Umbau weg. Im neuen Terminal kommen 10.000 m2 dazu. Die Fläche wird sich also auf rund 19.000 m2 verdoppeln. Der Branchenmix wird ähnlich wie jetzt sein. Die Ausschreibungen beginnen Mitte 2007. Die Höhe der Miete wird vom Standort abhängen und wird sich aus Flächen- und Umsatzmiete zusammensetzen.

STANDARD: Haben Sie spezielle Pläne im Duty-free-Bereich oder der Passagier-Abfertigung?

Kaufmann: Wir arbeiten für das gesamte Shopping an einem neuen Konzept. Wir wollen die Passagierströme direkt durch die Shops führen. Wir planen, unsere Leistungen für Geschäftsreisende um neue und für jeden leistbare Abfertigungs-produkte zu erweitern. Details werden noch erarbeitet.

STANDARD: Wie hoch sind die Non-Aviation-Umsätze pro Passagier in Wien?

Kaufmann: Der Passagier gibt in den Airport-Shops sieben bis acht Euro aus. Davon bleibt dem Flughafen ein bis 1,5 Euro.

STANDARD: Sind Duty Free Shops für ankommende Passagiere geplant?

Kaufmann: Wir überlegen noch, abhängig vom Ausgang der Marktuntersuchung.

STANDARD: Welches Passagier-Wachstum erwarten sie künftig? Heuer fertigt der Airport 17 Millionen Passagiere ab.

Kaufmann: Langfristig 5,5 bis 6,5 Prozent pro Jahr, vor allem wegen des starken Ostgeschäfts. Heuer erwarten wir ein Plus von sechs Prozent. Wir werden um etwa einem Prozentpunkt über dem europäische Markt wachsen. Ein größeres Wachstum haben nur die Airports in Prag und Budapest. Im Durchschnitt der letzten drei Jahre wuchs Wien um sieben bis acht Prozent.

STANDARD: Hat der Flughafen AUA-Aktien bei der Kapitalerhöhung gekauft?

Kaufmann: Nein, wir beteiligen uns an keiner Airline. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.12.2006)