Na bumm,

das war ein Wochenende. Ich sag Ihnen. Am Freitag am Abend haben s’ mich in den Firmungsanzug gesteckt und zur Verleihung des Österreichischen Motorstaatspreises geschickt. Die OSK, die Österreichische Motorsport Kommission, hat die Staatsmeister aller Klassen auftanzen lassen.

foto: sulzbacher

Ich war gelassen,

weil ich es eh gewohnt bin, dass jeder, der grad um mich steht, mich herbrennen könnt. Am Freitag am Abend stand das noch klarer außer Frage als sonst. Zum Motorsportler des Jahres wurde der Herr Wurz gekürt. Der war aber gar nicht da, weil den haben s’ für einen Werbespot nach Japan fliegen lassen, wo er drei Runden im Kreis fuhr. Aber einen Mann sollte ich an diesem Wochenende öfter sehen als mein Spiegelbild: Markus Mauser.

foto: sulzbacher

Das ist ein Kerl,

ich sag es Ihnen. Am Freitag verlieh man ihm Urkunde und Häferl für den "MX Open Staatsmeister". Alle Achtung. Und am Wochenende lehrte er beim SuperCross in der Stadthalle der internationalen Konkurrenz das Fürchten. Der Bursche kam 1983 auf die Welt. 1983. Da bin ich schon das erste Mal in der Schule sitzen geblieben. Und jetzt ist er Staatsmeister. Unglaublich. Und Lokalmatador beim SuperCross war er natürlich auch.

foto: sulbacher

Pfoah,

die Stadthalle hat ausgeschaut. Die Putzfrau hat sicher gekündigt, als sie am Montag in der Früh zum Bodenwischen gekommen ist. Weil der haben s’ milde 3.000 Kubikmeter Lehm und Erde reingetragen. 400 Meter SuperCross-Strecke ließen sich damit errichten. Aber selektiv, sag ich Ihnen. Deswegen auch SuperCross. Das ist nicht nur ein neuer Name für was Altes.

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Nein,

SuperCross heißt, wie ein Fahrer definierte: Nach neun Runden glaubst, du bist grad einmal drei MotoCrossRunden gefahren, bist aber fertig wie nach 20. Ich würd so sagen, die Strecke hat so wenig Strecke zwischen den einzelnen Sektionen, dass wenn es dich auf einem Table vom Radl fegt, du froh sein musst, wenn du am nächsten mit Hügel mit dem Kullern schon fertig bist. Da gab es jede Menge Brezen. Nix für unsereins. Aber der Herr Mauser zuckt bei so was nicht einmal mit der Wimper.

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Am Sonntag

hat er gleich den ersten Vorlauf über neun Runden ganz klar für sich entschieden. Da ist er der Konkurrenz auf und davon gefahren, dass die d’Ohrwascheln angelegt hat. Im zweiten Vorlauf war Österreich durch Michael Staufer vertreten. Auch Staufer (im Bild links) konnte sich wie Mauser gleich fürs Halbfinale qualifizieren.

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Obwohl

der erste Vorlauf abgebrochen werden musste, weil sich am Waschbrett einer so eingebaut hat, dass er erst wieder heldenhaft in die Box hinken konnte, als er befürchtete, dass ihn der daherschurlnde Arbeitersamariterbund raus tragen will. Im dritten Vorlauf gab es ebenfalls österreichische Beteiligung. Horst Kaudela. Der hat sich aber ein Brezerl geleistet und nur für den Hoffnungslauf qualifiziert.

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Bei den Vorläufen

der SX 2, also des SuperCross Nachwuchses, zeigten die ganz Jungen, was sie schon drauf haben. Da bleibt mir ja immer das Herz stehen, wenn sich einer einbaut, aber bei den Jüngsten, da war mir schon nach weinen zumute. Und wenn ich dann vom Platz neben mir höre: "Uh, da hat einer einen glu gebaut", dann wird mir sowieso schwarz vor Augen.

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Bei der Hupferei

ist das immer so eine Sache. Geht es sich aus oder nicht? Und warum machen sich die Fahrer so einen Stress? Gingerte ja auf gemütlich auch. Nein, über alles müssen s’ drüber hupfen. Vor allem der junger Rutter und der Neudel haben sich da hervorgetan. Die haben sogar die ganz argen und großen Sprünge genommen. Da zeigen sich die engen Maschen in meinem Nervenkostüm. Gewonnen hat das Finale Christoph Heinz, nach einem harten Duell mit Michael Fritsch. Ganz knappe Sache. Und ein wirklich tolles Rennen.

foto: sulzbacher

Vor dem Halbfinale

der SX I, also der Großen, hab ich einmal im Fahrerlager vorbei geschaut. Dass ich wie bei einem Motorradlhändler auf jeder Reiben probesitzen wollte, hat nicht allen gefallen. Oder sagen wir so, so viel gestampert wie dort werd' ich nicht einmal daheim, wenn ich mit dem Abwasch in Verzug bin. Aber der Mauser hat mir gesteckt, dass ich mir ein gutes Platzerl fürs Rennen checken soll, weil er meint er würde schauen, dass sich der fünfte Platz ausgeht.

foto: sulzbacher

Der Staufer

war auch top motiviert. Na frage nicht. Er wird schwer angreifen. Im geheimen hat mir sein Betreuer und Vater dann gesteckt, wie hart das Rennen wirklich ist. Weil vom Stadthallensitzerl schaut es wie ein hartes Duell aus. Für den Piloten ist das aber ganz anders arg, wenn dir der Gegner grad übers Vorderradl fährt oder dir beim Sprung in der Luft auf einmal den Weg zu macht. Nicht wer bremst, verliert. Wer zögert, liegt auf der Pfeifen. Fürs Halbfinale war also Spannung vorprogrammiert.

foto: sulzbacher

Markus Mauser

hat auch gleich wieder schwer aufgetrumpft. Der dritte Platz hat für das Finale einiges erwarten lassen. Michi Staufer hat sich im Halbfinale einen glu geleistet und musste vorzeitig aus dem Rennen. Auch im Hoffnungslauf wollte es für ihn nicht so recht klappen. Schade.

foto: sulzbacher

Im Finale

hat Mauser dann einen schlechten Start erwischt. Voll motiviert begann er von hinten das Feld aufzuräumen, bis es ihn am Waschbrett aufbrezelte. Wieder rauf auf die Reiben und weiterkämpfen. Das reichte immerhin für den zehnten Platz. Gewonnen hat das Rennen, wie auch schon am Samstag, Jason Thomas aus den USA.

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Eines

war nun klar für mich. SuperCross-Fahrer wird nie einer aus mir werden. Aber als ich mir die Moderation der Veranstaltung anhörte, fiel mir ein, dass ich wenigstens das locker schafften, wenn ich den Job hier an den Nagel hängen muss. Auf das Niveau kann ich mein Deutsch auch grad noch runterschrauben. (Das mach ma schon, Spätzchen, zur Not mach ich den Simultandolmetsch "südsteirisch/wienerisch" Anm. d. Frau Lektorin.)

foto: sulzbacher

Da wurden

falsche Phrasen gedroschen, dass der Farkas sicher mitgeschrieben hätte. Aber es geht noch tiefer. Schlusspunkt der Veranstaltung war eine Freestyle Show. Moderiert vom Fechter-Berschen. Das muss man erlebt haben. Der Fechter-Papa hat ja lang den Fendrich gemanaged und checkt jetzt diverse Großveranstaltungen. Da fielen mir schon Parallelen zum Fendrich ein, als ich die nervig-langweiligen und vor allem sinnleeren Kommentare vom kleinen Fechter hörte.

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Nicht einmal

seine Fistelstimme konnte die Leute am einschlafen hindern, während in der Stadthalle Backflips gezeigt wurden. Da hatten die internationalen Starter ganz klar den Vorteil der Fremdsprache, die ihnen das leidige Geschwafel ersparte. (Text: Guido Gluschitsch, Fotos: Martin Sulzbacher, derStandard.at, 30.11.2006)

Links
Rennergebnisse Samstag
Rennergebnisse Sonntag

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