Die Fachgebiete von Leo Auerbach sind Brusterkrankungen, Qualitätsmanagement und Komplementärmedizin.

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Interdisziplinarität ist "nur ein modernes Schlagwort" für die Arbeitsweise, die Leo Auerbach am Wiener AKH seit Jahren verfolgt. Seine Fachgebiete in der Abteilung für Spezielle Gynäkologie sind Brusterkrankungen, Qualitätsmanagement und Komplementärmedizin - gekoppelt mit guter Laune. Er hat großes Interesse an kommunikativen Strukturen: "Nur wenn die Schnittstellen reibungslos funktionieren, können wir sicherstellen, dass unsere Patientinnen die schnellste Diagnose und bestmögliche Therapie bekommen."

Der Frauenarzt hat täglich "eine Vielzahl an Kontakten mit Patientinnen oder Kollegen", und das tut ihm gut. Leo Auerbach findet andere Menschen "spannend". Sie sollen sich wohl fühlen, gerade in einer stressigen Umgebung. Deshalb achtet er zusätzlich zu Forschung und Behandlung auch auf das Arbeitsklima in Österreichs größter Universitätsklinik. Als Qualitätsmanager für das Gesundheitswesen hat er unter anderem mitgeholfen, die Spezielle Gynäkologie in diesen Bereichen - als erste Abteilung der Frauenheilkunde am Wiener Allgemeinen Krankenhaus - ISO- zertifizieren zu lassen.

Für Anfang Dezember organisiert er derzeit bereits zum dritten Mal den deutschsprachigen Ärztekongress zum Thema "Komplementärmedizin und Krebserkrankungen" in Salzburg - einer der wichtigsten im deutschsprachigen Raum.

Leo Auerbach ist es sehr wichtig, ein "Netzwerk geschaffen zu haben, das nach wissenschaftlichen Kriterien kompetent über die optimale Ergänzung zur Schulmedizin informiert". Bereits vor zehn Jahren gründete er daher eine entsprechende Ambulanz am AKH. In der Komplementärmedizin werden zusätzlich zur klinischen Krebstherapie andere, zum Teil sogar noch nicht vollständig bewiesene, ganzheitliche Behandlungsformen angeboten. "Heute erhalten fast alle Krebspatienten in Österreich eine ergänzende Behandlung oder verordnen sie sich vielfach selbst", meint der Frauenarzt.

Immunmodulation - etwa durch Mistelpräparate -, andere pflanzliche Therapien, Ernährungs-, Bewegungs- und Entspannungstechniken kommen aber auch in anderen Bereichen zum Einsatz. Fünf Jahre lang arbeitete der Mediziner auch beim ORF als freier Mitarbeiter, wo sie ihn "Doc" nannten. Die Perspektive eines Journalisten mit Fokus auf Verständlichkeit war damals eine besondere Herausforderung. "Sie haben mir meine Anfängerfehler verziehen, und ich konnte für mein weiteres Berufsleben viel lernen und beobachten." Den ersten Beitrag gestaltete er über die Immunschwächekrankheit Aids, damals für das Fernsehformat "Wir".

Für "kreative Prozesse, bei denen aus einem Schlagwort oder einem Input aus der Umgebung einfach etwas entsteht", hat er eine Schwäche. Nachschub liefern täglich viele Zeitungen, Bücher und das Internet. Als Wiener liest er natürlich bevorzugt im Kaffeehaus. Der 1957 Geborene hat auch selbst einige Bücher für Laien und Mediziner verfasst und diverse Portale im Internet für Patientinnen und Ärzte gestaltet.

"Zuhören, Kompetenz, eine angenehme Atmosphäre"

Im Umgang mit Menschen, die sich im AKH oder in seiner Privatordination an ihn wenden, hält er "zuhören, auf ihre Bedürfnisse eingehen, Kompetenz, eine adäquate Sprache und eine angenehme Atmosphäre" für wichtig.

Netzwerke, Schnittstellen, Inputs - diese Wortwahl resultiert auch aus der Lochkartenära, als Leo Auerbach, parallel zur Medizin, mit Computerwissenschaften anfing. Das Studium der Informatik existierte Ende der 70er genauso wenig, wie der PC, "aber ich habe mich unter den Technikfreunden an der TU wohl gefühlt - schon damals mit wenig Tageslicht in den Vorlesungen".

Keine schlechte Schule für die Arbeit am AKH, dessen Ambulanzen klimatisiert im Gebäudeinneren liegen: Auerbachs Kammerl statt Auerbachs Keller. Zu Hause liest er viel Geschichte, Philosophie und Politik, genießt das Theater- und Opernleben und treibt zum Ausgleich Sport, vor allem Squash und Klettern. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 29. November 2006)