So falle etwa in einem typischen afrikanischen Land südlich der Sahara, in dem jeder Fünfte mit dem Aidserreger HIV infiziert ist, das Bruttoinlandsprodukt nach 20 Jahren um zwei Drittel niedriger aus, als ohne die Immunschwäche möglich gewesen wären, heißt es in der Analyse, die das Fachjournal "PLoS Medicine" zum Welt-Aidstag (1. Dezember) im Internet veröffentlicht hat.
Die acht Millenniumsziele waren im September 2000 von Staats- und Regierungschefs in der UN-Vollversammlung beschlossen worden. Mit ihnen haben sich die Staaten verpflichtet, bis zum Jahr 2015 unter anderem extreme Armut und Hunger weltweit zu halbieren, die Ausbreitung von Aids zu stoppen und die Kindersterblichkeit um zwei Drittel zu senken.
Seit der Verabschiedung der Ziele ist die Zahl der HIV/Aids-Patienten weltweit auf fast 40 Millionen gestiegen. Allein in diesem Jahr haben sich nach Angaben des Aids-Bekämpfungsprogramms UNAIDS der Vereinten Nationen mehr als vier Millionen Menschen neu infiziert. "Die besten Chancen, die Epidemie endlich unter Kontrolle zu bringen, bieten vorbeugende Technologien wie Impfstoffe und Mikrobizide", schreiben Robert Hecht und Kollegen von der Internationalen Aids-Impfstoff-Initiative IAVI.
Aussichtsreiche Impfstoffe, an denen weltweit geforscht wird, sind allerdings ebenso wenig in Sicht wie praktikable und zuverlässige Mikrobizide. Letztere sollen als Virus tötendes Gel in die Scheide eingeführt werden und wie eine Art chemisches Kondom vor einer HIV-Infektion schützen.
AIDS verhindert soziale und wirtschaftliche Fortschritte
Die Analyse macht jedoch deutlich, dass HIV/Aids nicht nur gesundheitliche Probleme aufwirft, sondern soziale und wirtschaftliche Fortschritte in vielen Ländern der Welt bremst oder sogar verhindert. Daten aus Thailand zeigten, dass Haushalte, die von HIV betroffen sind, finanziell weitaus schlechter dran sind als Familien ohne Infizierte, betonen die Autoren. Nach einer Studie aus Botswana wirft der Erreger das Pro-Kopf-Einkommen einer Familie auf zehn Jahre um zehn Prozent zurück.
Besonders Besorgnis erregend sei das Schicksal von Aidswaisen. Ihre Zahl wird im südlichen Afrika bis 2010 auf 18 Millionen steigen, heißt es dem Journal. Schon heute haben in manchen Ländern der Region zwei von drei Waisenkindern ihre Eltern durch Aids verloren. Andere Studien machten klar, dass Kinder aus Familien mit HIV/Aids weitaus schlechter ernährt sind und häufiger ohne wenigstens ein Minimum von Schulbildung aufwachsen müssten.