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"Sprechende Vaginas" in der Inszenierung am Hamburger Thalia Theater von Jelineks "Ulrike Maria Stuart".

Nachlese
Streit um sprechende Vagina in Jelinek-Stück
Autorin Streeruwitz empfindet Passage in Hamburger Inszenierung von "Ulrike Maria Stuart" als "würdelos" - Thalia-Theater weist Vorwürfe zurück

Foto: APA/dpa/Roland Magunia

(Staatstheater Schwaig/NÖ, innen. Der Zuschauerraum bis auf den letzten Platz gefüllt. Gegeben wird "Was ihr wollt nach Shakespeare" in der Inszenierung von Stemann, Schlingensief u. a. Aufführung im Gange. Auf der Bühne zwei Vaginas, eine im Dirndl, die andere im Beachvolleyballdress.)

DIE ERSTE: Sog Schwonz!

DIE ZWEITE: Nie!

DIE ERSTE: Sofuat sog Schwonz!

DIE ZWEITE: Nie!

EIN ZUSCHAUER (beugt sich zu seiner Sitznachbarin. Flüsternd): Das geht gegen die Streeruwitz.

DIE ZUSCHAUERIN: Nein. Gegen die Jelinek.

ER: Ich hätte geglaubt, gegen die Streeruwitz.

SIE: Jelinek.

ERSTE VAGINA: Wirstu Schwonz sogn!

ZWEITE VAGINA: Nie!

DIE ERSTE (beißt sie)

DIE ZWEITE: Schwonz!

DIE ZUSCHAUERIN: Das geht jetzt gegen die Streeruwitz.

DER ZUSCHAUER (nickt)

(Sie applaudieren. Die Vaginas ab. Zwei Penisse treten auf, einer in Lederhosen, der andere im Beachvolleyballdress.)

DER ERSTE: Sog Fut!

DER ZWEITE: Nie!

DER ERSTE: Sofuat sog Fut!

DER ZWEITE: Nie!

DER ZUSCHAUER: Gegen wen geht das? Turrini?

DIE ZUSCHAUERIN: Ich glaube, Grass.

ERSTER PENIS: Wirstu Fut sogn!

ZWEITER PENIS: Nie!

DER ERSTE (schlägt ihn)

DER ZWEITE: Fut!

DIE ZUSCHAUERIN: Das geht jedenfalls gegen Shakespeare.

DER ZUSCHAUER: Zurecht.

(Sie applaudieren. Die Vaginas treten wieder auf und stürzen sich auf die Penisse, welche ihrerseits augenblicklich über jene herfallen. Ein wilder Kampf beginnt, Vaginas und Penisse schlagen und beißen einander wahllos.)

DER ZUSCHAUER: Das verstehe ich nicht.

DIE ZUSCHAUERIN: Genderproblematik.

(Sie applaudieren. Vorhang) (DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.11.2006) Material: Streit um sprechende Vagina in Jelinek-Stück (STANDARD, 21/11/06)