Die Strategie des DFB für die Bewerbung Deutschlands um die Austragung der Fußball-WM 2006 ist voll aufgegangen. Die Präsentation vor den 24 Mitgliedern der FIFA-Exekutive am Mittwochnachmittag in Zürich wurde zum wohl inszenierten Auftritt mit österreichischer Unterstützung: André Hellers nämlich, Mariusz' Jan Demners und der Fish Film. Andre Heller übernahm die Aufgabe, die gut halbstündige Präsentation, von deren Erfolg sieben Jahre Vorarbeiten und enorme Investitionen abhingen, zu einem außerordentlichen Ereignis zu machen. Heller holte dazu die Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann ins Boot, die mit einem eigens nur für diese Präsentation konzipierten und gedrehten Spot (Filmproduktion: fish.at, Regie John Bouche) den Einstieg für Beckenbauers überzeugenden Auftritt lieferte. Der Film zeigt eine Menschenkette quer durch Deutschland: einer reicht dem anderen Grasstücke weiter: eine Art symbolhafte Übertragung des olympischen Fackellaufes auf den Fußball. Die Menschenkette endet im Münchner Olympia-Stadion, wo als letztes in der Kette ein Kind das Gras mit einem Fußball darauf einem Mann übergibt, und dann zu lesen ist: "Jetzt liegt der Ball bei Ihnen". Als der Film endet, sieht man, wem das Rasenstück mit dem Fußball darauf übergeben wurde: Franz Beckenbauer, der damit vor den FIFA-Delegierten steht - gemeinsam mit Bundeskanzler Gerhard Schröder, Top-Model Claudia Schiffer, Tennis-As Boris Becker, die als Begleitung "zum Daumendrücken" gekommen sind. "80 Millionen stehen hinter unserer Kandidatur, alle konnten heute nicht hier sein. Aber die hier habe ich mitgebracht, die kennt Ihr alle", sagte Beckenbauer. Im Laufe der Präsentation wurde auch noch ein - vom DFB selbst in Auftrag gegebener - Trailer gezeigt, sowie zum Abschluss ein von André Heller konzipierter "Albtraum"-Film, in dem Beckenbauer erlebt, was mit ihm passieren würde, wenn Deutschland die WM-Bewerbung nicht schaffen würde. Letzteres blieb Beckenbauer, der gegen die Konkurrenten England, Marokko und Südafrika - Brasilien hatte die Bewerbung kurzfristig zurückgezogen - erfolgreich blieb, erspart. Für Mariusz Jan Demner, der nach eigenem Bekunden - ebenso wie Andre Heller - gar nichts vom Fußball versteht, aber einiges vom Präsentieren, war die Aufgabe bei diesem Projekt weniger exotisch als es scheint: "Gute Werbung muss immer ereignishaft wirken und dazu braucht es tolle Ideen, die das Gewohnte sprengen. Eine gute Präsentation ist eine punktuell verdichtete Werbekampagne und folgt den gleichen Gesetzen."