Fedora Core 6

Was vor beinahe einem halben Jahr SUSE Linux 10.1 für Novell war, ist nun Fedora Core 6 für Red Hat: Die Basis der nächsten Generation der eigenen Enterprise-Produkte. Entsprechend starkes Interesse kommt auch der aktuellen Community-Variante von Red Hats Linux-Distribution entgegen.

Verspätung

Nach einigen Verzögerungen - in letzter Minute waren noch eine Reihe von schwerwiegenden Bugs aufgetaucht - ist die neue Generation der Open Source Software nun seit Ende Oktober verfügbar. Zur Auswahl stehen dabei Versionen für x86-, AMD64 und PowerPC-Rechner, diese jeweils wahlweise auf 5 CDs oder 1 DVD - alternativ gibt es auch eine minimale "Rescue-CD". Fedora gehört also zu den umfangreicheren Vertretern seiner Art, Ubuntu kommt ja zum Beispiel mit einem einzigen CD-Image aus. Dafür muss dann halt bei Fedora Core 6 vieles nicht mehr extra heruntergeladen werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Zod

Die Eckdaten von "Zod" - so der Codename zu Fedora Core 6 - gleich vorneweg: Mit glibc 2.5 und gcc 4.1.1 ist die Basisausstattung so aktuell wie es nur geht, ein Punkt bei dem Fedora auch in der Vergangenheit schon immer ganz vorne lag. Dem Umstand, dass Red Hat eine viele der EntwicklerInnen bei diesen Projekten stellt, ist dies gedankt.

Kernel

Ähnliches gilt auch für den Kernel, der in der Version 2.6.18 enthalten ist. Wer Fedora kennt, weiß auch, dass dies allerdings nicht auf Dauer so bleiben wird: Das Projekt liefert im Gegensatz zu anderen Linux-Distributionen nicht nur Sicherheits- und Fehleraktualisierungen aus, auch Updates auf neuere Kernel-Versionen finden sich gelegentlich im Angebot. Wenn der Kernel 2.6.19 also erscheint, wird er wohl schon bald auch auf die Rechner der Fedora-BenutzerInnen wandern.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Herausgeputzt

Gleich zu Beginn der Installation sticht vor allem der neue grafische Style ins Auge - dies auch, weil beim Installer selbst vor allem Detailverbesserungen durchgeführt wurden. Da sich dieser aber in den Vorgängerversionen ohnehin bereits als recht ausgereift erwiesen hat, ist dies wohl eine richtige Entscheidung - so knapp vor der Veröffentlichung einer neuen Enterprise-Version wäre wohl kaum der richtige Zeitpunkt für gröbere Umbauten in einem so zentralen Bereich.

Fragen

So stehen zu Beginn wie immer die klassischen Fragen nach Tastaturlayout und bevorzugter Systemsprache - keine all zu schweren Hürden also. Ans Eingemachte geht es dann erst beim Einteilen der Festplatte in die verschiedenen Partitionen. Fedora Core macht dabei seine Sache ganz ordentlich, wer solche Dinge lieber der Einschätzung des Computers überlässt, kann dies natürlich auf Wunsch ebenso tun.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Dateisystem

Als Default-Filesystem verwendet man bei Fedora Core traditionell ext3. Angesichts dessen, dass schon bald ext4 ansteht - und dieses ext3-Partitionen ohne Neuformatierung übernehmen kann - sicher keine schlechte Wahl. Vor allem auch da ja mit openSUSE unlängst eine weitere der großen Distributionen auf ext3 gewechselt ist. Wer will hat aber natürlich auch weiterhin eine Reihe von anderen Dateisystemen zur Auswahl - von ReiserFS über XFS bis zum Cluster-Dateisystem GFS2 reicht dabei die Auswahl.

(Zu?) Einfach

Dass Simplifizierungen im Installer nicht immer zu Verbesserungen führen, verdeutlicht der Punkt zur Einrichtung eines Boot Loaders: Hier bietet Fedora Core 6 lediglich die Wahl zwischen einer Installation im Master Boot Record oder dem vollständigen Verzicht auf den Boot Loader. Eine Installation in der Partition selbst, wie sie vor allem bei mehreren Betriebssystemen Sinn macht, sucht man hingegen vergeblich. Zumindest an dieser Stelle: Denn wer weiter unten dann den Punkt "Configure Advanced Boot Loader Options" auswählt, kann dies sehr wohl noch vornehmen - halt in einem Extra-Dialog versteckt. Die simple Wahlmöglichkeit zu Beginn führt hier also eher zu Verwirrungen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Erweiterung

Bei der anschließenden Auswahl der aufzuspielenden Softwarepakete ist die Möglichkeit, weitere Softwarequellen anzugeben, hinzugekommen. Dadurch ist es bereits an diesem Punkt möglich zusätzliche - nicht in der Kerndistribution enthaltene - Pakete aufzuspielen.

Zusatz

Von Haus aus zur Wahl steht dabei das Fedora Extras Repository - in dem unter anderem mit ein ntfs-3g ein Paket enthalten ist, dass das System um NTFS-Schreibsupport erweitert - aber auch gänzlich eigene Einträge lassen sich hier hinzufügen. Wer will kann, also sein Fedora Core 6 noch bei der Installation um die in der Kerndistribution fehlenden Multimedia-Codecs erweitern, etwa über das Livna-Repository.

Erweiterung

Allgemein ist die Erweiterung des Systems um jene Komponenten, die aus rechtlichen Gründen nicht in der Kerndistribution enthalten sind, im Vergleich zu einem aktuellen Ubuntu eher mühsam. Die einzelnen notwendigen Pakete sind über mehrere Repositories verteilt, die sich teilweise auch in die Haare kommen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Anpassungen

Wer will, kann an dieser Stelle auch noch die Standard-Softwareausstattung den eigenen Bedürfnissen anpassen: Vom Webserver über Entwicklungstools bis zu alternativen Desktop-Umgebungen steht hier eine breite Palette zur Auswahl.

Aufspielen

Anschließend kann es schon ans eigentliche Aufspielen der Pakete gehen. Wie lang das dauert, hängt recht stark von der eigenen Hardware ab, darum vielleicht in Relation zu anderen Distributionen gesetzt: Ubuntu ist flotter - liefert in der Default-Installation aber auch weniger Software mit - SUSE ist zirka gleich schnell.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Sicherheit

Danach folgt bereits der erste Reboot ins neue System. Bevor mit diesem allerdings wirklich gearbeitet werden kann, müssen noch eine Reihe von abschließenden Konfigurationsschritten vorgenommen werden. Nach dem unvermeidlichen Akzeptieren der Lizenzbestimmungen folgen die Firewall-Einstellungen und die Einrichtung von SELinux.

Bonus

Das Sicherheitsframework zählt sicher zu einer der großen Stärken von Fedora Core, von Haus aus aktiviert, beschränkt es die Möglichkeiten eventuelle Lücken in den einzelnen Softwarekomponenten auszunutzen. Dazu lassen sich die Rechte der einzelnen Programme recht detailliert beschneiden. In der aktuellen Version wurde versucht dies weiter zu vereinfachen, da der Tipp bei Problemen mit Fedora Core all zu oft "SELinux deaktivieren" hieß, womit dann freilich auch der ganze Sicherheitsgewinn wieder futsch ist. Dazu gibt es unter anderem ein neues Troubleshooting-Tool, das bei problematischen Situationen auf die jeweils dafür verantwortliche SELinux-Regel hinweist, damit diese gezielt deaktiviert oder angepasst werden kann.

Vergleich

Auch wenn es in manchen Situationen zu Problemen mit der Software von Drittherstellern führen kann, so ist SELinux doch ein deutlicher Pluspunkt von Fedora Core, vor allem im Unternehmensumfeld - Ubuntu hat etwa nichts vergleichbares zu bieten. Ein Stück besser ist aber wohl noch AppArmor von SUSE/Novell, dass die Erstellung eigener Regeln wesentlich einfacher macht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Zusammenfassung

Nach dem Einstellen von Datum und Zeit, sowie dem Einrichten der am System angemeldeten UserInnen soll abschließend auch noch die Soundkarte konfiguriert werden. Hierfür hat Fedora Core 6 ein wirklich feines kleines Tool, das das Testen der vorhandenen Sounkarte(n) äußerst einfach gestaltet.

Passt

Bleibt als Zwischenbilanz nach der Installation: In diesem Bereich gibt sich Fedora kaum mehr Blößen, im Großen und Ganzen funktioniert alles zuverlässig. An der einen oder anderen Stelle ließen sich sicher noch Detailverbesserungen vornehmen, aber das gilt ja ohnehin für jeden Installer. Ganz so simpel wie bei Ubuntu läuft es vielleicht nicht ab, dafür gibt es hier auch mehr Möglichkeiten Einfluss auf das zu installierende System zu nehmen. Was bevorzugt wird, ist wohl Geschmackssache - schließlich wollen wohl nicht alle Linux-BenutzerInnen tatsächlich an den SELinux-Einstellungen herumspielen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der erste Blick

Nachdem ja die Installation nun abgeschlossen ist, folgt der unvermeidliche erste Blick ins neue System: Dabei gefällt der neue Desktop-Hintergrund, dessen grafische Versatzstücke aber ohnehin bereits im Installer sichtbar waren. Was die Icons anbelangt, könnte Fedora Core aber wirklich dringend einmal eine Überarbeitung brauchen: Der Bluecurve-Stil hat mittlerweile deutlich Staub angesetzt. Auch wirkt er bei weitem nicht so konsistent wie es etwa der Tango-Look oder auch das GNOME-Default-Icon-Theme mittlerweile sind. Immerhin zeichnet sich hier mit dem von Red Hat kreierten neuen Echo-Stil für die Zukunft Besserung ab.

Schriftenwechsel

Apropos Look: Mit Fedora Core 6 setzt man nun auch auf eine neue Default-Schrift: Die DejaVu Fonts sind eine Weiterentwicklung der Bitstream Vera-Schrift, die bisher zum Einsatz kam. Große Unterschiede sind dabei nicht erkennbar, aber darum geht es auch gar nicht: Primäres Ziel von DejaVu ist es, mehr internationale Zeichen abzudecken, als es Bitstream Vera tut.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Update

Vielleicht noch ein paar allgemeine Anmerkungen zum Desktop: Fedora Core 6 setzt von Haus aus auf den GNOME 2.16, wer will kann sich aber auch eine aktuelle KDE oder XFCE-Version installieren. Als Grafikserver kommt X.org 7.1 zum Einsatz, der in der neuen Release erfreuliche Fortschritte gemacht hat: So ist die altbekannte xorg.conf-Einstellungsdatei mittlerweile auf ein Minimum geschrumpft, der Großteil - wie etwa Bildschirmauflösungen oder die Bildwiederholrate - werden mittlerweile automatisch erkannt.

Aufmerksam

Recht flott nach dem ersten Einloggen meldet sich mit dem "Puplet YUM Update" ein neues Tool zu Wort: Dieses meldet die Verfügbarkeit wichtiger Updates und ersetzt damit das bisher zum Einsatz gebrachte up2date. Wichtigster Vorteil der neuen Lösung ist vor allem einen besser Integration mit dem Paketverwaltungstool YUM.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Pakete

Alles in Allem verrichtet das Tool seine Aufgabe zwar durchaus zufriedenstellend, die gelieferte Performance kann aber bestenfalls als "lahm" beschrieben weren. Wie auch schon in vergangenen Versionen erweisen sich die grafischen Installationstools von Fedora Core damit erneut als einer der großen Schwachpunkte.

Langsam

Im Vergleich zu anderen Distributionen geht jeder Handgriff wesentlich langsamer vonstatten, die "Zähigkeit" des Interfaces manifestiert sich dabei auch durch ein praktisch stetig nicht ansprechbares Installer-Fenster. An sich soll der Package Installer in der neuen Version ja nun flotter geworden sein, dies bezieht sich aber vor allem auf die Kommandozeilentools, beim grafischen Interface ist davon nicht wirklich etwas zu bemerken. Gerade im Vergleich zu Ubuntu oder SUSE lässt auch die Usability des Paket-Installationstools noch zahlreiche Wünsche offen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Desktop

Über den von Fedora zum Einsatz gebrachten GNOME-Desktop gibt es keine großen Besonderheiten zu berichten. Dieser entspricht weitgehend einem Default-GNOME 2.16, spezielle Anpassungen wie bei anderen Distributionen üblich gibt es aber kaum.

Block

Eine positive Ausnahme: Wenn ein externes Medium ausgehängt werden soll, warnt der Fedora Core 6-Desktop vor einem frühzeitigen Entfernen, falls noch Schreibvorgänge am Laufen sind. Ist dies abgeschlossen, wird die im Bild sichtbare Benachrichtigung aktualisiert. Bei einigen anderen Distributionen kann es leicht passieren, dass Memory Sticks ausgehängt werden, obwohl noch nicht alle Schreibvorgänge abgeschlossen sind - nervig wenn man erst andernorts bemerkt, dass die vermeintlich mitgenommenen Daten fehlen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Beagle

Von den früher gern artikulierten Vorbehalten gegenüber der freien .Net-Alternative Mono hat man sich ja bereits in der letzten Release verabschiedet. Dies manifestiert sich in Fedora Core 6 unter anderem auch dadurch, dass die Mono-basierte Desktop-Suche Beagle von Haus aus installiert wird und im Hintergrund die abgespeicherten Daten indiziert.

Neuigkeiten

Auch anderen aktuellen Trends kann und will sich Fedora wohl nicht verschließen. So halten mit der neuen Release die von anderen Distributionen bekannten Desktop-Effekte Einzug. Dafür zuständig ist der Window / Compositing Manager Compiz, die alt-bekannte GNOME-Lösung Metacity kommt "nur" mehr bei nicht aktivierten Desktop-Effekten zum Einsatz. In der letzten Release hatte man noch versucht die Effekte im Metacity selbst zu implementieren, in der neuen Release ist man von diesem Plan aber augenscheinlich wieder abgegangen.

Bling

Über einen etwas gar simpel ausgefallenen Einstellungsdialog - wer mehr Möglichkeiten für den Feinschliff haben will, muss sich mit dem gconf-editor herumschlagen - lassen sich die Effekte aktivieren.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Hardware

Vorausgesetzt natürlich, es befindet sich die "richtige" Hardware im Rechner, und das ist bei Fedora Core 6 gar nicht so einfach: Den von Novell entwickelten XGL-Server sucht man hier vergeblich, statt dessen setzt man auf die AIGLX-Erweiterung in aktuellen X.org-Versionen. Konkret bedeutet dies, dass Out-of-the-Box gerade mal einige On-Board-Intel-Chips und ältere ATI-Grafikchips in den Genuss der compiz-Möglichkeiten kommen.

Nachbessern

Zumindest für BenutzerInnen von Nvidia-Karten ist hier aber leicht Abhilfe zu schaffen: Im zuvor bereits erwähnten Livna-Repository befinden sich die aktuellen Binär-Treiber von Nvidia mit denen Compiz bestens zusammenarbeitet. Und um an dieser Stelle ein für alle mal mit einem verbreiteten Missverständnis aufzuräumen: Dafür werden weder XGL noch AIGLX benötigt, Nvidia implementiert die notwendige texture_from_pixmap-Erweiterung selbst.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Software

Die restliche Softwareausstattung bietet wenig Überraschungen: Als Office-Suite ist OpenOffice.org in der Version 2.0.4 enthalten, um Mail und Kalenderaufgaben kümmert sich wie gewohnt der Evolution 2.8. Etwas hinter Konkurrenz her hinkt man mit der Browserwahl - der enthaltene Firefox entstammt noch der 1.5.x-Reihe - Ubuntu setzt hier bereits auf die Version 2.0.

Printing

Neuerungen gibt es dafür beim Druckermanagement zu berichten - das zuständige Tool wurde weitgehend neu geschrieben. Dadurch ist es nun z.B. leichter möglich, einzelne Drucker nur für spezifische BenutzerInnen zu konfigurieren. Zu den weiteren Verbesserungen in Fedora Core 6 gehören Optimierungen beim Linken von Librarys. Wer jetzt gar nichts verstanden hat - auch nicht sonderlich tragisch. Das Ergebnis ist aber ein erfreuliches: Die Startzeit von Anwendungen wird durch diese Maßnahme spürbar verkürzt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Xen

Im Hinblick auf den Enterprise-Bereich die wohl wichtigste Neuerung von Fedora Core 6 ist der deutlich aufpolierte Support für die Virtualisierungstechnologie Xen. Nicht nur, dass die Software in der enthaltenen Version 3.0.3 nun wesentlich stabiler als in den Vorgängerversionen zu Werke geht, mit dem Virtual Machine Manager (virt-manager) ist auch endlich ein grafisches Administrations-Tool hinzugekommen.

Möglichkeiten

Dieses soll sowohl die Einrichtung als auch die Überwachung und Verwaltung von virtuellen Maschinen erleichtern. So soll es mit dem virt-manager künftig auch möglich sein, Verbindungen zu einem entfernten Xen-Host aufzunehmen. In der aktuellen Version ist der dafür zuständige Punkt im Menü allerdings noch ausgegraut - Zeichen dafür dass die entsprechende Funktionalität noch nicht implementiert wurde.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Anleihen

Beim Interface des virt-managers hat man recht deutlich Anleihen bei der Konkurrenz von VMWare genommen. Wobei natürlich fairerweise erwähnt werden sollt, dass sich eine gewisse Ähnlichkeit alleine schon durch die weitgehend deckungsgleiche Aufgabenstellung ergibt. Und das "Inspirieren" bei gut funktionierenden Lösungen ist ja ohnehin keine schlechte Idee, die Mehrheit der UserInnen - also die denen es reichlich egal ist "wer's erfunden hat" - wird es wohl zu schätzen wissen.

Auswahl

Für das Einrichten neuer virtueller Maschinen gibt es einen eigenen Wizard, der mittels einer Reihe von Fragen die Rahmenbedingungen festlegt. Dazu gehören etwa neben der Namensgebung auch die Entscheidung wie viel RAM der neuen Umgebung zur Verfügung stehen soll.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Entscheiden

Zentral ist auch die Wahl der Virtualisierungsmethode, konkret "paravirtualisiert" oder "voll virtualisiert". Zweitere Methode erlaubt andere Betriebssysteme ohne spezielle Anpassungen - etwa einen eigenen Xen-Kernel - zum Einsatz zu bringen, allerdings wird hierfür auch die die Virtualisierungs-Unterstützung in aktuellen Intel- und AMD-Prozessoren benötigt - BenutzerInnen mit etwas älterer Hardware bleiben vorerst außen vor.

Entscheidung

Diese Entscheidung hat beim virt-manager derzeit auch Auswirkungen auf den nächsten Punkt - die Angabe der Installationsquelle: Denn während bei einer "vollen Virtualisierung" auch von einem CD-Laufwerk oder einem ISO-Image gestartet werden kann, braucht die paravirtualisierte Umgebung derzeit eine Online-Paketquelle. Diese kann entweder auf einem Web-Server oder einem NFS-Share zu finden sein, auch eine vollständig automatisierte Installation mittels einer Kickstart-Datei, die den weiteren Install-Weg vorgibt, ist möglich.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Auswahl

Folgt noch ein weiterer Auswahldialog, um den nötigen Plattenplatz zur Verfügung zu stellen. Dabei kann das virtuelle Betriebssystem wahlweise auf einer echten Partition oder in einer Filedisk angelegt werden.

Rahmen

Danach geht es schon mitten in die virtuelle Umgebung, wer will kann nun ein Fedora Core 6 in einem Fedora Core 6 installieren. Die grafische Shell ähnelt auch dieser Stelle erneut der VMWare Workstation, auch wenn das von Red Hat entwickelte Tool momentan noch deutlich weniger Möglichkeiten bietet. Immerhin können virtuelle Maschinen bereits pausiert werden, auch einen Full-Screen-Modus und eine Screenshot-Funktion gibt es bereits.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Hohes Potential

Trotzdem ist das Potential des virt-managers schon gut erkennbar. Nett ist zum Beispiel die Übersicht über die laufenden virtuellen Maschinen: Gleich auf den ersten Blick zeigt sich dabei wie stark der vergebene Speicher gerade ausgelastet wird, eine Minigrafik zeigt auch eine Kurve der aktuellen CPU-Auslastung. Wem das zu wenig Informationen liefert, für den gibt es auch noch eine Detailansicht für die einzelnen laufenden Umgebungen. Hier können dann auch die Grundeinstellungen der virtuellen Hardware überprüft und verändert werden, etwa die Anzahl der zur Verfügung stehenden CPUs pro virtueller Maschine.

Konkurrenz

Alles in Allem eine feine Lösung, mit der Fedora gegenüber SUSE - dem Hauptkonkurrenten im Enterprise-Markt - einen echten Trumpf in der Hand haben könnte. Derzeit allerdings wirklich nur "könnte", denn die Software wirkt noch reichlich unausgereift. Nicht nur, dass noch recht oft Fehler auftreten, ist an allen Ecken und Enden zu bemerken, dass einiges von der geplanten Funktionalität ganz einfach noch nicht implementiert ist.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einwurf

Dies wirft natürlich auch grundlegende Fragen auf, nämlich die nach dem Release-Datum von Red Hat Enterprise Linux 5. Da Xen - und damit auch der Virtual Machine Manager - eine zentrale Rolle in der neuen Release spielen sollen, könnte bis dahin noch einige Zeit vergehen. Denn selbst wenn einmal die ganze für die Release anvisierte Funktionalität implementiert ist, will das Ganze auch noch ausgiebig getestet werden.

Fazit

Aber eigentlich soll es hier ja um Fedora Core 6 gehen: Das hinterlässt - wie schon in den Vorgängerversionen - einen eher gemischten Eindruck. Linux-EinsteigerInnen werden wohl mit Ubuntu oder SUSE glücklicher werden, die jeweiligen Desktops sind einfach "aufpolierter" und es ist auch weniger mühsam diese um die notwendige Software für die eigenen Musik- und Filmbedürfnisse nachzurüsten. Hier zeigt sich einfach, dass sich Red Hat nur äußerst begrenzt für den Desktop-Bereich interessiert, darüber kann auch der halbherzige Support für Desktop-Effekte nicht hinwegtäuschen.

Reinschnuppern

Wer sich die Zusatzarbeit antut, könnte aber trotzdem seine Freude an Fedora Core 6 finden, immerhin ist die Softwareausstattung topaktuell, auch bei der Hardwareunterstützung gibt es dank laufender Kernel-Updates nur wenig zu beklagen. Und: Zumindest ein kurzer Blick auf die neue Version kann ja ohnehin nicht schaden. (Andreas Proschofsky)

Screenshot: Andreas Proschofsky