Graz - Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Graz hat am Dienstag zum dritten Mal den Elisabeth-Gössmann Preis für hervorragende Arbeiten zur Frauen- und Geschlechterforschung vergeben. Ausgezeichnet wurden drei Diplomarbeiten und eine Dissertation. Geschlechterforschung zu betreiben und gendersensibel in gesellschaftlichen, theologischen und kirchlichen Handlungsfeldern zu agieren, sei noch lange nicht selbstverständlich, so Studiendekan Wolfgang Weirer bei der Verleihung.

Renate Dissertori, Christine Gasser, Brigitte Öfner und Maria Katharina Moser

Die mit je 250 Euro für Diplomarbeiten bzw. 1.000 Euro für Dissertationen dotierten Preise gingen an Renate Dissertori, Christine Gasser, Brigitte Öfner und Maria Katharina Moser. In ihrer Diplomarbeit "Virago und mater. Die heilige Radegunde von Poitiers in den Viten des Venantius Fortunatus und der Baudonivia" analysierte Dissertori die Unterschiede, verglich die Heiligkeitsideale, brachte selbst einen beachtlichen Hintergrund ein und berücksichtigte einschlägige feministische Literatur, so die Jury.

Entkrusten patriarchaler Umdeutungen

Gasser erhielt den Preis für ihre Diplomarbeit "Die Tatsache des Geborenseins und dessen symbolische Bedeutung. Feministische Theorien im Anschluss an Hannah Arendts Konzept der Natalität". Laut Jury trage sie mit ihrem "tiefschürfenden Vorgehen zum Entkrusten patriarchaler Umdeutungen" bei.

Eher Niveau einer Dissertation

Mit "Frauenstimmen. Auferstehungszeuginnen Jesu in syrischen Texten des 2. bis 4. Jahrhunderts n. Chr. Eine Untersuchung aus feministisch und ökumenisch-theologischer Sicht" verfasste Öfner eine Arbeit, deren "Niveau eher eine Dissertation als eine Diplomarbeit vermuten" lasse, so die Jury.

Leitlinien für angemessene Rede vom "Opfer"

Für ihre Dissertation "Opfer - eine politische und theologische Kategorie zwischen Affirmation und Ablehnung. Feministisch-ethische Analysen" wurde Moser ausgezeichnet. In seiner Ambivalenz sei der Opferbegriff handlungshemmend und -generierend, tendenziell wären Frauen als Handelnde nicht mehr sichtbar, hieß es von Seiten der Jury. "Moser schlägt als Konsequenzen ihrer Analysen Reformulierungen vor und gibt Leitlinien für eine angemessene Rede vom Verantwortungskonzept 'Opfer'."

Notwendigkeit

Seit zwölf Jahren werde an der Grazer Fakultät der Schwerpunkt theologischer Frauen- und Geschlechterforschung engagiert verfolgt, so Studiendekan Weirer. "Darauf sind wir stolz, weil es auch darauf hinweist, dass es nicht selbstverständlich ist, einen Schwerpunkt zu haben, der die Geschlechterdifferenz in gesellschaftlichen und kirchlichen Kontexten, in Geschichte, Tradition und Gegenwart zur Sprache bringt." Er sehe die Notwendigkeit, weitaus stärker für Fragen der Geschlechterthematik zu sensibilisieren, "den Finger drauf zu halten, auch wenn es weh tut" und den Schwerpunkt noch stärker zu profilieren. (APA)