Für News gab sich "Frau Maria" als illegale Pflegerin im Hause Schüssel aus. Die Kanzlergattin klagte

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Wien - "Gibt's grundsätzlich Gesprächsbereitschaft?" - Wo die Schüssels seit der Wahl sind, taucht diese Frage auf. Diesmal wird sie von einer Strafrichterin gestellt und ausnahmsweise an die Kanzlergattin Krista gerichtet. Sie und ihre Schwester haben die vermeintlich illegale Krankenpflegerin ihrer inzwischen verstorbenen Mutter wegen übler Nachrede und Kreditschädigung geklagt.

"Schauspiel"

Die Gesprächsbereitschaft der Streitparteien stünde und fiele mit einer öffentlichen Entschuldigung der Wiener Hausfrau, die sich in einem News-Interview als tschechische Pflegerin der Schwiegermutter des Kanzlers ausgegeben hatte. "Frau Maria" behauptete, Familie Schüssel hätte gewusst, dass sie bei ihnen ohne Arbeitsgenehmigung Dienst versah - und dies bei kargem Lohn. Der Schönheitsfehler an den Darstellungen jener Frau Maria: Sie war niemals Pflegerin, weder bei den Schüssels noch sonst wo. "Ich habe ein Schauspiel abgegeben", gesteht die Beschuldigte. Aber warum? - "Es ging mir nicht darum, die Familie Schüssel anzugreifen." Sie habe nur aufzeigen wollen, wie unseriös Zeitungen arbeiten. "Wir waren empört, wie News bei ihren Geschichten vorgeht", sagt sie. Mit "wir" meint sie auch den befreundeten Sachbuchautor Hans Weiss, der die Sache eingefädelt haben soll. Weiss war es, der bedenkliche Pflegeumstände im Hause Schüssel in einem Gastkommentar im Standard erstmals erwähnt hatte.

Die Klägerinnen beteuern, nicht geahnt zu haben, dass der Verein, der ihre Mutter betreut hatte, illegales Personal beschäftigte. Ein eingelangter Blumenstrauß der Beschuldigten ist ihnen zu wenig, um die Klage zurückzuziehen. Der Prozess wird zur Einvernahme weiterer Zeugen auf Mitte Jänner vertagt. (Daniel Glattauer, DER STANDARD Printausgabe, 22.11.2006)