Foto: English Theatre
Blasierte Noblesse und fröhliche Barbarei bilden den grotesken Schaum, zu dem Kriegsmoral in George Bernhard Shaws Arms and the Man (1894) geschlagen wird. Bulgarien gegen Serbien, 1885: Im Kriegsgetümmel verirrt sich ein Schweizer Söldner in die protzige Ideologieblase der bulgarischen Aristokratenfamilie Petkoff und bringt sie mit seiner abgeklärten Kriegspragmatik zum Platzen. Dieser Captain Bluntschi kratzt dabei an der naiven Liebe der Tochter Raina Petkoff, die sie an den selbstgefälligen Major Sergius bindet. Im English Theatre hat diese Aufgabe in der Regie Philip Darts Christopher Buchholz von seinem Vater (Horst) geerbt, der dort 1985 den Bluntschi gab. Seine überdimensionierten Unsicherheitsgebärden, vor allem aber sein pointiert nachlässiges Englisch konterkarieren die vorherrschende Eintracht im Hause Petkoff; eine bizarre Familie, die danach schreit, dekonstruiert zu werden! Hier und heute gilt: Eine Köstlichkeit für Antiquitätensammler. (pet/ DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2006)