London - Im Kampf gegen islamische Extremisten hat die britische Regierung neue Leitlinien für die Universitäten des Landes erlassen. Danach sollen Beschäftigte von Hochschulen verschärft auf extremistische Literatur auf dem Campus achten. Zudem sollen sie prüfen, ob Gastredner radikale Positionen vertreten. "Gewaltsamer Extremismus im Namen des Islam ist eine reale, glaubhafte und anhaltende Gefahr für das Vereinigte Königreich", begründete Bildungsstaatssekretär Bill Rammell die neuen Leitlinien am Freitag.

Sicherheit der StudentInnen

Die Regierung will mit dem Schritt verhindern, dass junge Muslime in Großbritannien radikalisiert werden. Der Geheimdienst MI5 hatte vor Kurzem davor gewarnt, dass zahlreiche Anschläge geplant seien und dafür zunehmend junge Muslime rekrutiert würden. Rammell erklärte, es gebe Hinweise auf ernsthafte Umtriebe islamistischer Extremisten an britischen Hochschulen. Der Minister betonte aber, die Leitlinien seien nicht gegen die 1,8 Millionen Muslime in Großbritannien gerichtet. Vielmehr wolle die Regierung die Sicherheit der Studenten verbessern.

Verbindung zu Extremismus

Professor Anthony Glees, Direktor für Sicherheits- und Geheimdienststudien an der Brunel Universität, sagte der BBC, es gebe 21 britische Hochschulen mit einer "direkten Verbindung zum Extremismus, der zu Terrorismus führt". In den fraglichen Fällen seien die Hochschulen infiltriert und Studenten für gewaltsame Aktionen rekrutiert worden. Glees sprach sich dafür aus, ausländische Studienbewerber künftig schärfer zu überprüfen.

Der Verband Islamischer Studenten in Großbritannien, der rund 90.000 muslimische Hochschüler vertritt, wies die Darstellung von Glees zurück. Für Extremismus auf dem Campus gebe es keine Beweise, sagte Verbandssprecher Amar Latif zu Reuters. Im Juli vergangenen Jahres hatten muslimische Extremisten mehrere Anschläge auf den Londoner Nahverkehr verübt. Dabei starben 52 Menschen. Im August dieses Jahres verhinderte die britische Polizei nach eigenen Angaben mehrere Anschläge auf Transatlantikflüge. (APA/Reuters)