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Pendl nennt sich selbst "rechts", aber keinen "Neonazi". Skins empfindet er als den "sehr ausgefransten Rand der Politik".

Foto: APA/Lichterhofer
Standard: Was sagen Sie zu Ihrer angekündigten Abberufung als Unirat der Medizin-Uni Wien durch Ministerin Gehrer?

Pendl: Mein Gott, sie weiß wahrscheinlich nicht, was wirklich passiert ist. Vom Rechtlichen her verstehe ich es nicht, und das wird auch Folgen haben. Ich werde das juristisch untersuchen lassen.

Standard: Was ist denn am Grab von NS-Luftwaffenoffizier Walter Nowotny passiert?

Pendl: Der Verein zur Erhaltung des Grabes, den wir gegründet haben, um Sorge zu tragen, dass ein Kriegergrab unangetastet bleibt, gedenkt da jährlich. Heuer habe ich eine Rede gehalten. Abgesehen davon habe ich, als ich zwei Skinheads sah, zur Begleitung gesagt, geh schaffts die weg. Ich will mit solchen Leuten nichts zu tun haben.

Standard: Warum keine Skins?

Pendl: Na, entschuldigen Sie vielmals. Im Prinzip sind die am sehr ausgfransten Rand der Politik. Ich bin kein Verehrer der Nazis, und bei den Skinheads weiß man das nicht.

Standard: Kein Naziverehrer, aber am Grab des hoch dekorierten Nazi-Offiziers. Wie das?

Pendl: Weil mein Vater gefallen ist am 2. April 1945, und ich sein Andenken hochhalte. Ich bin Mitglied des Volksbunds deutscher Kriegsgräberfürsorge, der in ganz Europa Kriegsgräber pflegt, von Gegnern und eigenen Soldaten. Für mich sind Kriegstote, wo immer sie liegen, die Opfer der Politiker.

Standard: Es gab aber auch Millionen andere Opfer.

Pendl: Ja, natürlich gibt’s auch andere Opfer. Mein Gott, ich bin von Beruf Neurochirurg, und wenn ich ein Hirn operiere, könnte einer sagen, Sie müssten eigentlich alle Leute operieren, die etwas zum Operieren haben. Ich kann mich nicht zerfransen.

Standard: Verstehen Sie die Empörung über Ihre Rede?

Pendl: Nein. Ich zitiere aus der Rede: „Auch dieses Jahr wird das Grab mit den Gebinden der unseren Helden gedenkenden Menschen wieder von dummen, unkultivierten Menschen geschändet werden. Ja, ich spreche es so aus, wie es ist, dumme, unkultivierte Menschen. Und keine Zeitung oder Fernsehanstalt wird über diese Grabschändung berichten. Ja, wahrscheinlich beschleicht sie auch jene berüchtigte, klammheimliche Freude der RAF-Sympathisanten.“ Ich habe sie nicht mit den RAF-Sympathisanten gleichgestellt, sondern nur die klammheimliche Freude, diese hinterlistige, unehrliche, feige gemeint. Ich kriege täglich Drohanrufe. Das sind alles diese dummen Menschen.

Standard: Sie sprachen abfällig von der „Generation der Zivildiener“. Warum das?

Pendl: Ich habe im Spital viele Zivildiener angetroffen. Für mich ist der Begriff Zivildiener derselbe wie die Flakhelfer-Generation. Ein Wortspiel.

Standard: Zivildiener machen es freiwillig, Flakhelfer wurden eingezogen. Ein Unterschied.

Pendl: Ja, mein Gott. Robespierre sagte: Sagen Sie einen Satz, und ich werde Sie verurteilen. Wenn man will, kann man jedem, wenn er was sagt, immer das Schlimmste, Böseste oder Gemeinste unterstellen. Das tun Sie auch laufend.

Standard: Ich unterstelle Ihnen nichts. Aber die Medizin-Uni findet Sie nach Ihrer Grabrede als Unirat „untragbar“.

Pendl: Ich habe als Wissenschafter den Ruf Österreichs weltweit hinausgetragen. Ich kenne einige Dünnbrettbohrer an der Wiener Medizinischen Universität, die dürften mir gar nicht das Wasser reichen. Die sind durch ihre Schlüpfrigkeit hinaufgeschwommen, ohne irgendwann wissenschaftlich etwas geleistet zu haben, und nennen sich stolz Professor. Ich bin, ohne bei einer Partei zu sein, ohne Regimenter zu haben, Ordinarius in Graz geworden. Wenn ich wirklich so ein schauerlich dumpfer Mensch wäre, ein Neonazi, wie man mich jetzt hinstellt ._._. Wissen Sie, das ist für mich ärgerlich, aber es fällt auf diese Menschen zurück.

Standard: Sind Sie Neonazi?

Pendl: Was?! Also ich bitt Sie. Ich hab einmal zu einem Studenten, der meinte, Sie sind ja auch ein Neonazi, gesagt, „der Hitler hat in die deutsche Geschichte hineingeschissen. Darunter leiden Generationen. Darunter leiden die Soldaten, die ja ihre Haut für diesen Mann zu Grabe getragen haben. Das ist ja das Fürchterliche an der Geschichte.“ Kann das ein Neonazi sagen?

Standard: Wieso erwähnen Sie nur Soldaten, aber nicht Juden und andere Opfer Hitlers?

Pendl: Ja natürlich. Sie vermissen immer irgend was. Wahrscheinlich müsste ich bei jedem zweiten Satz irgend was erwähnen, was hier pflichterwähnenswert ist. Ich war in Israel eingeladen von der Regierung, die haben mich wirklich anständig behandelt, obwohl ich ihnen gesagt habe, dass mein Vater gefallen ist und bei der Luftwaffe war. Das hat sie wirklich nicht gekränkt.

Standard: Fühlen Sie sich als „political correctness“-Opfer?

Pendl: Nein, gar nicht. Das ist der übliche Vorgang in Österreich. Ich war immer ein Querdenker. Ich frage Sie, muss ich immer, wenn ich über Walter Nowotny spreche, gleich auch das jüdische Schicksal betonen oder miterwähnen? Das ist ein bisschen viel verlangt.

Standard: Sind Sie Österreicher?

Pendl: Ich bin Kulturdeutscher.

Standard: Was ist Österreich?

Pendl: Mein Heimatland.

Standard: Gibt es eine österreichische Nation für Sie?

Pendl: Natürlich, die Staatsnation. Selbstverständlich.

Standard: Ein Burschenschafter, FP-Abgeordneter Wolfgang Zanger, fand vor Kurzem „gute Seiten am Nationalsozialismus“. Wie finden Sie das?

Pendl: Das ist dumm. Aber wissen S’ eh, wenn der gesagt hätte, unterm Stalin, wo auch Millionen umgebracht wurden, waren gute Sachen, hätte sich kein Mensch aufgeregt.

Standard: Sie waren 1998 im Personenkomitee für Jörg Haiders Wiederwahl. Wie gefällt Ihnen sein FPÖ-Nachfolger Strache, der Sie verteidigt hat?

Pendl: Der Haider hat mich aufs Kreuz gelegt, der Kerl, indem er sagte, dass die deutschtümelnden Burschenschaften nicht in die Partei gehören. Da hat er meine Bundesbrüder vor den Kopf gestoßen.

Standard: Für die muss Platz sein in der FPÖ, und das werfen Sie Jörg Haider vor?

Pendl: Schauen Sie, ich will Sie ja gar nicht im Zweifel lassen. Ich bin ein Rechter. Natürlich bin ich ein Rechter.

(Lisa Nimmervoll/DER STANDARD-Printausgabe,17.11.2006)