Martin Bartenstein bereitet schon den Auszug aus dem Wirtschaftsministerium vor.

Foto: STANDARD/Hendrich

Infografik: Gemessener Stromausfall bei Mittelspannungsnetzen pro Jahr

Grafik: STANDARD
Wien – "Die Sachen sind gepackt, wir sind auszugsbereit." Energieminister Martin Bartenstein stellte sich am Freitag darauf ein, von der Regierungs- auf die Oppositionsbank zu wechseln.

An seinen energiepolitischen Vorstellungen hält er fest. Und diese sehen für Österreich zweierlei vor: eine Kooperation zwischen den Stromfirmen sowie Unterstützung des Verbundkonzerns bei Plänen, zum Verkauf stehende Anteile von Landesversorgern aufzugreifen. "Es gibt ein Modell, das in der Schublade liegt und nur herausgezogen werden muss", sagte Bartenstein, an die Adresse von Verbund und Energie Allianz gerichtet, in der sich die Versorger aus Wien (Wien Energie), Niederösterreich (EVN), und dem Burgenland (Bewag, Begas) zusammengetan haben. Statt neue Modelle zu überlegen, sollte an der Punktation angeknüpft werden, die im heurigen Frühjahr von den Vorständen der Unternehmen bereits unterschrieben worden ist.

Guter Wille

Darin geht es, wie berichtet, um die Gründung einer gemeinsamen Großhandelsgesellschaft mit Verbunddominanz und eines Vertriebsjointventures unter Führung der Energie Allianz – mit allfälligen Verschränkungsmöglichkeiten untereinander. Offene Bewertungsfragen im Bereich von Wienstrom habe den Vertragsabschluss bisher verhindert, sagte Bartenstein. Das sollte mit etwas gutem Willen nun ausgeräumt werden können.

Der Verbund, der zu 51 Prozent der Republik gehört, habe aufgrund der guten Performance inzwischen auch das Geld, von ausländischen Gesellschaften gehaltene Anteile bei Landesversorgern zu kaufen. Dabei geht es in erster Linie um die steirische Estag, an der die Electricité de France die Sperrminorität hält. An der Kelag in Kärnten ist die deutsche RWE substantiell beteiligt. In beiden Fällen hat der Verbund Interesse an einer Aufstockung seiner Anteile bekundet – "und ich unterstütze das", wie Bartenstein in einer Pressekonferenz sagte.

Kaum Ausfälle

Der Minister wies im Beisein der Chefs von E-Control und OMV Gas, Walter Boltz und Werner Auli, auf das hohe Maß an Sicherheit in der Strom- und Gasversorgung Österreichs hin. Mit summiert 31,35 Minuten an ungeplanter Nichtverfügbarkeit des Mittelspannungsnetzes (siehe Grafik) rangiere Österreich hinter Deutschland und den Niederlanden an dritter Stelle unter den besten Ländern in Europa. "Auch das teilweise Blackout vom Wochenende hat daran nichts geändert", sagte Bartenstein.

Bei Gas kämen Ausfälle so gut wie überhaupt nicht vor, zumal die Speicher bis zum Rand gefüllt seien. Bei eventuell auftretenden Problemen könne sofort darauf zurückgegriffen werden.

Rascher Ausbau verlangt

Bartenstein und Boltz plädierten für einen raschen Ausbau der Starkstromleitung (380 kV) in der Steiermark und in Teilen Salzburgs. Mit Vollendung des Starkstromrings könne Österreich brenzlige Situationen wie vergangenes Wochenende besser bewältigen.

Durch Abschaltung einer Leitung im Versorgungsgebiet der deutschen Eon blieb in der Nacht von Samstag auf Sonntag halb Europa ohne Strom. Vielerorts werden Schadenersatzklagen geprüft. Schlimmstenfalls muss Eon mit einer Strafe von fünf Millionen Euro rechnen. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12.11.2006)