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"Man versehe mich mit Luxus. Auf alles Notwendige kann ich verzichten", fiel dem Dichter Oscar Wilde zum Thema Luxus ein, dem kaum je Grenzen gesetzt waren, die, egal ob neu-, stink- oder steinreich, nicht durch Geld hätten überschritten werden können. All dem zugrunde liegt das Bedürfnis des Habenwollens. Der kleine Maxi kennt dieses Gefühl so gut wie der Sultan von Brunei. Das Leistenkönnen ist wieder eine andere Geschichte. Aber haben wollen darf jeder.

In diesem theoretisch demokratischen, aber wenig tröstlichen Sinne ist die Luxus-Ausstellung "Luxury, please", die vom 17. bis 19. November in der Wiener Hofburg erstmals stattfindet, ein Event für alle, die Interesse haben an purem Luxus. Auf mehr als 4000 Quadratmetern zeigen in der Hofburg eine Vielzahl internationaler und heimischer Luxusanbieter, was sie in petto haben. Gespickt ist die Ausstellung, die als Inszenierung des Luxus erlebt werden soll, mit Side-Events in der Spanischen Hofreitschule sowie im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. Messeflair soll vermieden werden, "Luxury, please"-Boss Gerhard Krispl spricht von einer loungeartigen Atmosphäre, von fließenden Übergängen ohne Messestände oder Kojen.

Träume großer und kleiner Buben

Luxus polarisierte schon immer, und doch dürfte es angesichts der Ausstellerliste dieses Events ganz schön schwierig werden, jemanden zu finden, der sich nicht zumindest mit einem der präsentierten Objekte anfreunden könnte. Welcher große oder kleine Bub träumte nicht schon einmal davon, einen Porsche eine Küstenstraße entlangzupeitschen, oder darf es vielleicht ein bisserl mehr sein, vielleicht ein Aston Martin, ein Kraftlackel à la Bentley oder eine Seltenheit wie ein Maybach, der auf der Schau ebenso vertreten sein wird wie der Yacht-Design-Revoluzzer Wally aus Monte Carlo.

Wessen Garage schon gut bestückt ist, für den darf's vielleicht ein Trip mit einem der mehrfach vertretenen Anbieter von Privat-Jet-Reisen (u. a. Grossmann Air Service, Lufthansa Private Jet) sein, ein neues Stück von einem der zahlreich anwesenden Juweliere (u. a. Heldwein, Köck, Köchert) oder eine prall gefüllte Kiste Zigarren aus dem Hause Davidoff. Und wem Golf inzwischen zu mainstreamig daherkommt, dem sei ein Besuch beim Polo Club Saint-Tropez ans Sportlerherz gelegt, der ebenfalls in der Hofburg seinen Auftritt haben wird.

Die Liste der Aussteller ist eine lange, zu finden sind die üblichen Verdächtigen aus der großen, weiten Welt des Superluxus in allen Sparten wie Mode, Design, Reisen, Wein, Kosmetik, Hightech, Kunst, Schlösser, Events und sogar Jägerei. Kundig machen kann man sich aber auch über weniger bekannte Marken, die aber in Sachen Luxus nicht minder umtriebig sind. Da gibt's zum Beispiel den Tresor-Anbieter Stockinger, denn irgendwo muss das Zeug ja hin, oder einen exklusiven Brautmodesalon, denn reiche Junggesellen und ihre weiblichen Pendants sollen ja nach wie vor begehrte Wesen sein. Anbieter für Letztere gehören zu den ganz wenigen Kategorien, die auf dieser Wiener Schau fehlen. Missen muss man auch einen Stand für ein immer öfter zitiertes Luxusgut namens Zeit, einen Anbieter für Mußestunden unterm Ringlottenbaum, für ein Ohr, das einfach nur zuhört, oder für jenes Luxusgut, das so mancher Weiser als das höchste bezeichnet: eine eigene Meinung.

Die Veranstalter der "Luxury, please", die nicht nur Ausstellung, sondern auch Netzwerk sein soll, allen voran CEO Gerhard Krispl, wollen mit dem Projekt auf die kräftigen Wachstumsraten im Luxussegment reagieren. "Luxus zu zeigen war längere Zeit kein großes Thema, jetzt zeigt man wieder, was man hat. Dem Projekt liegt ein Jahr Recherche zugrunde, was sich in Europa so tut." Aber ganz so einfach, das weiß Krispl, ist es nicht.

Luxusgüter: Individualität, Authentizität

Zahlreiche Studien zum Thema Trend und Luxus orten, dass es auch der Luxus nicht mehr so leicht hat und einfach nicht nur mehr teuer sein muss. So künden Untersuchungen von etwas, das vermehrt eine Suche nach Qualität und ein Wissen um diese vermitteln soll, dass Begriffe wie Individualität und Authentizität, kulturelles Engagement und die Verknüpfung von Kunst und Business am Luxusmarkt punkten. Designer Alexander McQueen spricht davon, dass "zukünftig weniger auf jeden Fall mehr sein wird und die Qualität von diesem wenigen wichtiger sein wird als dessen Preis". Dennoch, laut einer aktuellen Studie mit 21.000 Befragten auf allen Kontinenten, die AC Nielsen im Mai 2006 veröffentlichte, geben 20 Prozent der Befragten ihr Geld für Luxusgüter aus, Tendenz steigend.

Von immer mehr Millionären zu berichten weiß auch American Express in seiner kürzlich veröffentlichten Studie "21st Century Living Report", in der sich 100 Designer, Architekten, Zukunftsforscher und Luxusexperten mit dem Luxusbegriff der Zukunft beschäftigen, darunter so bedeutende Namen wie der des bereits aus der Studie zitierten Alexander McQueen.

Im Jahr 2004, ist dort auch zu lesen, sei die Zahl der Dollarmillionäre weltweit um sieben Prozent auf 8,3 Millionen Menschen gestiegen, allein 2,6 Millionen davon sind in Europa ansässig. Auch diese Entwicklung bedingt eine Veränderung des Luxusbegriffs, die Ian Schrager so definiert: "Die wohl größte Veränderung, die Luxus erfahren hat, ist, dass er so zugänglich geworden ist. Von einem elitären Standpunkt aus gesehen könnte man sagen: Wenn es jeder hat, ist es kein Luxus mehr." (Michael Hausenblas/Der Standard/Rondo/10/11/2006)