Infografik: Hoffnungsmarkt Ukraine

Grafik: STANDARD
Kiew/Wien - Als "verlorene Jahre" für die Entwicklung der ukrainischen Wirtschaft hat Finanzminister Nikolaj Asarov kürzlich die orangen Regierungen nach der Revolution 2004 bezeichnet. Da Geschichte aber keinen Konjunktiv kennt, verbietet sich die Frage, ob das Land ohne Revolution prosperiert hätte. Dessen ungeachtet ist die Anmerkung valide. Im Unterschied zu politisch-demokratischen Errungenschaften zeigte die Wirtschaft der postrevolutionären Zeit bisher keine Erfolgsgeschichte.

Nun ist für eine postrevolutionäre Phase generell nicht ungewöhnlich, dass wie in der Ukraine das Wirtschaftswachstum von 12,1 Prozent im Jahr 2004 auf 2,4 Prozent 2005 einbricht. Julia Timoschenkos Sozialpopulismus und Reprivatisierungen haben das Klima nicht verbessert. "Die Ökonomie stabilisiert sich und wird nicht mehr so unmittelbar von politischen Umwälzungen abhängen", sagt Kamen Zachariev von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Die EBRD prognostiziert bis 2010 jährlich fünf bis sieben Prozent Wirtschaftswachstum.

Für nachhaltiges Wachstum fehlen allerdings noch Reformen: in der Justiz, in der Infrastruktur, im Transport- und Bildungswesen und im Energiesektor. Die berüchtigt energieintensive Wirtschaft kann die Gaspreiserhöhung von 95 auf 130 Dollar pro 1000 m3 gerade noch verkraften. In der Energieabhängigkeit von Russland bleibt die Ukraine verwundbar. Russland wird nur so lange kulant bleiben, wie der wiedererstandene Premier Viktor Janukowitsch den Westkurs bremst. Das fördert den Konflikt mit Präsident Viktor Juschtschenko.

Für Österreichs Unternehmer ist Europas größtes Land noch ein relativ wenig beschriebenes Blatt. Für 470 Mio. Euro wurden Waren im Vorjahr exportiert. Gerade Branchen wie Umwelttechnik, alternative Energiequellen oder Tourismus sind perspektivenreich. Mit einer breit angelegten Informationsoffensive tourt die österreichische Wirtschaftskammer ab heute durch Österreich: Graz (6.11.), Innsbruck (7.11.), Linz (8.11.) und Wien (9.11.). (Eduard Steiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.11.2006)