Foto: Michaela Mandel
Josef Wünsch möchte wissen, was es mit dem so genannten "Mozart-Effekt" auf sich hat.
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Im Jahr 1993 traten die Wissenschafter Frances Rauscher und Gordon Shaw von der University of Irvine in Kalifornien mit der Behauptung an die Öffentlichkeit, dass sich Ratten räumlich besser zurechtfänden, wenn ihnen vor ihrer Geburt Klaviersonaten von Mozart vorgespielt würden.

Die Ergebnisse dieser Studie griff ein findiger Amerikaner namens Don Campbell auf, der daraus den so genannten "Mozart-Effekt" ableitete und diesen Begriff sogar schützen ließ. Campbell hat nicht nur einen Bestseller gleichen Titels geschrieben, sondern in Boulder, Colorado, auch ein "Mozart Effect Resource Centre" errichtet, das man sich als esoterischen Gemischtwarenladen vorstellen kann, in dem alles verkauft wird, was mit Mozart und "Wohlfühlen" zu tun hat. Dass der Forscher Kenneth M. Steele 2003 nachgewiesen hat, dass Ratten taub zur Welt kommen und auch erwachsene Ratten aufgrund ihrer Frequenzbandbreite die meisten Töne in einer Klaviersonate gar nicht hören können, tat dem Hype um den "Mozart-Effekt" natürlich keinen Abbruch.

Das zeigte sich auch beim jüngst in Baden bei Wien abgehaltenen Kongress "Mozart and Science", wo u. a. über "Die Wirkung der Musik von Mozart und Ligeti auf die zirkadianen Rhythmen der Herz-Kreislauf-Funktionen bei Ratten mit normalem und hohem Blutdruck" referiert wurde. Dabei kam heraus, dass Mozarts Musik den Ratten mehr oder minder gleichgültig war. Dieses Ergebnis deckt sich mit meinen eigenen Untersuchungen, die ich vor etlichen Jahren an unserer Katze in Timelkam durchführte.

Da wir nicht wussten, welchen Namen wir dem kleinen Kater geben sollten, spielten wir ihm verschiedene Musikstücke vor. Und siehe da: Jedesmal, wenn er die Sinfonie "Aus der Neuen Welt" von Antonín Dvoøák hörte, legte er sich auf den Rücken, streckte alle Viere von sich und schnurrte, dass es eine reine Freude war. Diverse Stücke von Mozart ließen ihn hingegen ebenso kalt wie Musik von Anton Webern oder Anton Karas. Selbstverständlich wurde unser Kater auf den Namen "Dworschak" (oberöster- reichisch auszusprechen) getauft, ohne dass ich jetzt behaupten würde, dass dies bereits ein klarer Beweis für den "Dvoøák-Effekt" wäre. (ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.11.2006)