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Darf's ein bisserl mehr sein? Obwohl der Frauenanteil an den Unis steigt, liegt Österreich im internationalen Vergleich hinten.
Foto: Andy Manis/AP
Der Beförderung der Kunst- und Musikhochschulen in den Rang von Universitäten ist es zu verdanken, dass der Frauenanteil unter Österreichs Uni-ProfessorInnen vor einigen Jahren schlagartig angestiegen ist. Denn dort ist der Überhang der Männer längst nicht so ausgeprägt wie in den Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften. Inzwischen liegt der Frauenanteil bei 14 Prozent. Ein weiterer Anstieg ist zu erwarten. Denn an den Hochschulen hat eine Pensionierungswelle eingesetzt: Bis 2010 gehen etwa 800 der rund 2100 Professoren in den Ruhestand.

Für Berufungen von Frauen gibt es seit 2005 das Förderprogramm "Excellentia". Unter der Voraussetzung, dass die Neubesetzung den Frauenanteil in der jeweiligen ProfessorInnenschaft erhöht, erhält die Universität vom Wissenschaftsministerium einmalig 33.880 Euro zur freien Verwendung. "In den meisten Fächern sind qualifizierte Frauen da, aber die Universitäten wollen natürlich aus dem internationalen Pool fischen", meint Roberta Schaller-Rauch, die Koordinatorin von "Excellentia".

In den letzten zehn Jahren sind die Mittel für Frauenförderung von drei Millionen Euro pro Jahr auf zwölf Millionen vervierfacht worden. Dazu kamen erhebliche Gelder von der Europäischen Forschungsstiftung (ESF).

Für Karrieren fit gemacht

An den Universitäten konnte dadurch eine Reihe beispielhafter Initiativen entstehen. Die Unis Salzburg und Linz haben gemeinsam das Projekt "Karrierelinks" aus der Taufe gehoben: In Seminaren werden Wissenschafterinnen für Karrieren in Hochschulen und Forschung fitgemacht. Insbesondere geht es darum, wie frau sich vermarktet und vernetzt, denn viele Forscherinnen seien, so die Co-Koordinatorin von "Karrierelinks", Maria Buchmayr, in ihren Instituten und Fächern isoliert und als Einzelkämpferinnen unterwegs, was ihre Karrierechancen erheblich mindere.

An der TU Wien entstand in der Informatik, die neben Maschinenbau und Elektrotechnik zu den Fächern mit der niedrigsten Frauenquote zählt, das "Wissenschafterinnen-Kolleg Informationstechnologien" (WIT).

Acht ausgewählte Doktorandinnen wurden nicht nur betreut, sondern selbst als Mentorinnen aktiv. Das Kolleg gilt als großer Erfolg, dennoch ist kein Geld zur Fortsetzung des Programms in Sicht. "Das Know-how droht verloren zu gehen", klagt Brigitte Ratzer, Koordinatorin für Frauenförderung und Geschlechterforschung an der TU Wien.

Dabei handle es sich nicht um einen Einzelfall, meint Ratzer. Bei einer ganzen Reihe von Projekten und Programmen, die mit ESF-Geldern angeschoben wurden, sei schlicht vergessen worden, festzuschreiben, dass sie - eine positive Evaluierung vorausgesetzt - durch nationale oder regionale Töpfe weiterfinanziert werden.

Schwerpunkt auf Personalentwicklung

Von Ministeriumsseite will Roberta Schaller-Rauch das so nicht bestätigen. Dort wird momentan "Excellentia 2" vorbereitet, ein spezielles Programm für den weiblichen Forschungsnachwuchs. Nachdem es in der früheren Förderung um Aspekte wie Vernetzung, Bewusstseinsbildung und Kinderbetreuung ging, werde der Schwerpunkt nun stärker auf Personalentwicklung gesetzt. Grundsätzlich will Schaller-Rauch aber weg von der Förderung von Frauenprogrammen zu einer Verankerung der Gleichstellung der Geschlechter in der gesamten Wissenschaftsförderung.

Jedenfalls zeigen die Programme Wirkung. Der Zuwachs unter den ForscherInnen ist bei Frauen etwa dreimal so hoch wie bei den Männern. Im "She Figures"-Ranking der EU belegt Österreich allerdings noch immer einen der hintersten Ränge. Nach Zahlen von 2002, auf denen der Vergleich beruht, lag der Frauenanteil an den österreichischen Hochschulen mit 30 Prozent um fünf Punkte hinter dem EU-Mittel und in der Industrie mit zehn Prozent sogar um acht Punkte hinter dem EU-Mittel.

Die meisten Frauen in der Forschung findet man in Lettland, Estland, Litauen, Portugal oder der Slowakei. Diese Länder haben allerdings gemein, dass wissenschaftliche Berufe nicht so gute Verdienstchancen bieten und Männer daher ihre Karrieren anderweitig suchen. (stlö/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31. 10./1. 11. 2006)