Ironischer Tribut an sprachliche Anstandsvorschriften
Redaktion
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In der deutschen und österreichischen Umgangssprache ist die Wendung "am Arsch vorbei" bereits seit geraumer Zeit im Umlauf (vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser noch, wann sie ihm das erste Mal untergekommen ist). "Am Arsch vorbei" ist beliebt (130.000 Erwähnungen bei Google) und wird selbst in höchsten Kreisen verwendet (im Frühjahr 2006 verursachte die deutsche Bundesjustizministerin Brigitte Zypries einen Skandal, als sie in einer Sitzung den Satz äußerte: "Das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen geht mir am Arsch vorbei").
Während man mit "Am Arsch vorbei" auf saftig-deftige Weise zum Ausdruck bringen kann, dass man an einer Angelegenheit nicht interessiert ist, wird man umgekehrt auch keinen Schönheitspreis für eine besonders distinguierte Ausdrucksweise gewinnen, wenn man diese Formulierung verwendet.
In letzter Zeit hat ihr Chronist öfters die leicht entschärfte Variante "Das geht mir am Popo vorbei" gehört, die vielleicht aus dem Wunsch entstanden ist, sich weniger anstößig zu artikulieren. Ich meine allerdings, dass "am Popo vorbei" besonders gerne von Leuten verwendet wird, die auch vor einem "Arsch" keineswegs zurückschrecken würden und mit der Verwendung des "Popos" lediglich ironisch zum Ausdruck bringen, dass sie sich in Wahrheit aus voller Überzeugung über sprachliche Anstandsvorschriften lustig machen würden, wenn sie es für nötig halten.
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