Bisher war er: Pressesprecher von Verteidigungsminister und "VP-Stahlhelm" Robert Lichal; Europareferent des ÖAAB; Bundesrat; Nationalratsabgeordneter; EU-Abgeordneter; ÖAAB-Chef von Niederösterreich; und stellvertretender VP-Klubobmann.
So ist es auch jetzt: Als Zweiter Nationalratspräsident hat Spindelegger seit Montag protokollarisch eines der höchsten Ämter inne, die die Republik zu vergeben hat. Aber es dient vorwiegend der Sitzungsführung und der Repräsentation. Wirklich gestalten können der "Zweite" und die "Dritte" Eva Glawischnig nicht, es sei denn, die Präsidentin Barbara Prammer ist verhindert, oder gar der Bundespräsident - dann vertritt das Trio der Parlamentspräsidenten das Staatsoberhaupt. In einem Aspekt jedoch ist die neue Tätigkeit dem studierten Juristen wie auf den Leib geschnitten: "Er streitet mit niemandem, ist eine ausgleichende Persönlichkeit", sagt ein Kollege aus dem Parlamentsklub der Schwarzen. "Man kann gut mit ihm reden, er ist zwar ein sehr loyaler Parteigänger der ÖVP, aber auch sehr korrekt, sachbezogen, sehr o. k.", findet die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Lunacek. Sie kennt Spindelegger als langjährigen Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses, der sich auch im Europarat umtat, für Menschenrechte und internationale Politik engagiert. Herkunft, Basis und Netzwerk für seine politische Karriere sind eher bodenständig-österreichisch, eng mit einer Art christdemokratischer Triangel verbunden: ÖAAB, Cartellverband, Niederösterreich.
Ohne seinen Mentor Robert Lichal wäre der Reserveoffizier Spindelegger nicht das, was er geworden ist. Der mächtige Angestelltenbund der Volkspartei bietet verlässlich Macht und Einfluss.