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Alter neuer Präsident: Luiz Inácio Lula da Silva wurde in seinem Amt für eine zweite Amtszeit bestätigt.

Foto: Reuters/Whitaker
Brasiliens Linke jubiliert: Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat die Stichwahl gegen seinen rechtsliberalen Herausforderer Geraldo Alckmin klar für sich entschieden. Der 61-jährige Lula kam auf 60,8 Prozent der Stimmen, sein 53-jähriger Rivale musste sich mit 39,2 Prozent zufrieden geben. Damit kann der Staatschef im Januar 2007 gestärkt seine zweite vierjährige Amtsperiode antreten. „Es ist vor allem ein Sieg der Weisheit des brasilianischen Volkes“, sagte er in seiner Siegesrede.

Der Ex-Gewerkschafter mit schwarzem Rauschebart und flammender Rhetorik hat sich zu einem souveränen Staatsmann entwickelt. Lulas Außenpolitik ist ein Ausdruck des neuen Selbstbewusstseins Lateinamerikas. Doch die ersten vier Jahre an der Macht haben sein Bild als strahlender Hoffnungsträger auch arg ramponiert: Korruptionsaffären enger Mitarbeiter brachten die Regierungsarbeit zeitweise zum Erliegen. Dass seine Arbeiterpartei immun gegen Vetternwirtschaft sei, entpuppte sich als Illusion.

Im ersten Wahlgang am 1. Oktober hatten Lula Millionen enttäuschter Wähler, die sich beherzte Sozialreformen erhofft hatten, die Stimme versagt. Denn als Präsident setzte er die konservative Sparpolitik seiner Vorgänger fort, um die Finanzmärkte nicht zu verschrecken. Der Schuldendienst betrug ein Vielfaches der Sozialausgaben, das Wirtschaftswachstum wurde von einer umstrittenen Hochzinspolitik abgewürgt. Doch die Armen dankten ihm die Hilfsprogramme, die er im Wahljahr spürbar ausgeweitet hatte. Dem Trommelfeuer fast aller Medien zum Trotz sahen sie ihre Interessen bei Lula besser aufgehoben als beim rechtsliberalen Alckmin. (Gerhard Dilger aus Porto Alegre/DER STANDARD, Printausgabe, 31.10.2006)