München - Knapp drei Monate nach dem gescheiterten Kofferbomben-Attentat in Deutschland sind neue Details über die Gefährlichkeit des Anschlags bekannt geworden. Einem Bericht des Münchner Nachrichtenmagazins "Focus" zufolge hatten die mutmaßlichen Täter die Funktionstüchtigkeit des Zeitzünders getestet. Die Libanesen Youssef Mohamed El Hajdib und Jihad Hamad hatten demnach bei dem Probedurchlauf in der Kölner Wohnung Hamads eine Glühbirne zum Leuchten gebracht, als der Zeiger des Zünders umsprang. Das Magazin berief sich dabei auf die Aussagen des im Libanon inhaftierten Hamad.

Kein Kommentar

Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wollte den Bericht auf AP-Anfrage am Samstag nicht kommentieren. Dem Magazin zufolge begannen die zwei mit den konkreten Vorbereitungen Anfang Juli in Köln. Es sollten dabei möglichst viele Menschen sterben, wie Hamad demnach vor dem libanesischen Untersuchungsrichter aussagte.

Idee im April geboren

Die Idee zu den Anschlägen kam den Libanesen dem Bericht zufolge bei ihrer ersten Begegnung im April, als Hamad eine Woche lang bei El Hajdib in dessen Zimmer in einem Kieler Studentenwohnheim gewohnt habe. Ihr Motiv soll Verärgerung über die Mohammed-Karikaturen gewesen sein. Mitwisser habe es laut der Hamad-Aussage nicht gegeben, schrieb das Magazin. Damit sei er von früheren Aussagen abgerückt, in denen er einen in Konstanz verhafteten Libanesen belastet hatte.

Nach Erkenntnissen der Ermittler deponierten Hamad und El Hajdib im Kölner Hauptbahnhof zwei Kofferbomben in Regionalzügen. Die Sprengsätze wurden gezündet, explodierten aber wegen eines Konstruktionsfehlers nicht. El Hajdib sitzt in Deutschland in Haft, Hamad im Libanon.

Taten waren gefährlich

Vor einigen Tagen hatte bereits die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass die Taten der Bombenbauer durchaus gefährlich waren. Dem Blatt zufolge hatten Ermittler des deutschen Bundeskriminalamts (BKA) einen Sprengsatz nachgebaut, ohne dabei die Fehler der Verdächtigen zu wiederholen. Die Explosion sei so gewaltig gewesen, dass sogar die BKA-Experten überrascht gewesen seien, berichtete die Zeitung.

Hamad war Anfang September im Libanon verhört worden. Dabei war neben seinem Verteidiger auch ein Bundesanwalt aus Karlsruhe anwesend. Einer Behördensprecherin zufolge will die Bundesanwaltschaft nun auch die polizeilichen Vernehmungsakten aus Libanon auswerten lassen.(APA/AP)