Jerusalem - Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) bereitet sich offenbar auf eine Verschärfung des Konflikts mit der regierenden Hamas vor. Aus palästinensischen Kreisen verlautete am Wochenende, Abbas habe Israel um Erlaubnis gebeten, Soldaten der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) aus Jordanien zu rekrutieren. Angesichts der immer heftigeren Kämpfe zwischen Anhängern der Hamas und der Fatah im Gazastreifen habe Israel zugesagt, die Bitte in Erwägung zu ziehen.

Abbas hatte seinen Kurs gegenüber der Hamas bereits am Freitag verschärft. Er kündigte bei einem Treffen mit dem EU-Außenbeauftragten Javier Solana an, die Hamas-Regierung innerhalb von zwei Wochen aufzulösen, falls diese sich nicht zur Bildung einer Koalition mit seiner Fatah bereit erklärt. Abbas habe Solana gesagt, dass er die Hamas-Regierung durch ein Expertenkabinett ersetzen werde, hieß es weiter. Diesen Vorschlag hat der Präsident bereits mehrfach gemacht, bisher jedoch stets erklärt, ihn nicht gegen den Willen der Hamas umsetzen zu wollen.

Weigerung

Nach der Übernahme der Regierung durch die radikale Hamas im März stellten die Europäische Union, die USA und andere Geberländer die direkte Hilfe für die Palästinenser ein. Grund ist die Weigerung der Hamas, der Gewalt abzuschwören und das Existenzrecht Israels anzuerkennen. Um die Isolation zu überwinden, bemüht sich Abbas von der gemäßigteren Fatah bisher erfolglos um die Bildung einer Koalitionsregierung zwischen den beiden Organisationen.

Das Bruttoinlandsprodukt in den palästinensischen Gebieten sank in den ersten neun Monaten dieses Jahres um fast ein Drittel. Mit Blick auf das Gesamtjahr dürfte es von 4,04 Milliarden Dollar (3,2 Milliarden Euro) im Jahr 2005 auf 2,9 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) fallen, wie der Abgeordnete Sayeb Erekat am Samstag in Ramallah mitteilte. Dies entspricht einem Rückgang von 28 Prozent. Als Hauptgrund für die Entwicklung nannte Erakat die Einstellung der internationalen Finanzhilfen nach dem Regierungsantritt der radikalislamischen Hamas-Bewegung. (APA/AP)