Linz - "Loser-Partei SPÖ" gegen "Winner-Partei Grüne", so betrachten Oberösterreichs Grüne den Ausgang der Nationalratswahlen in ihrem Bundesland. Die als Verlierer titulierten Sozialdemokraten wiederum sehen in den Gewinnern "ein Anhängsel der Schwarzen", die ihre "Grundsätze über Bord geworfen haben", nur um in Oberösterreich mitregieren zu dürfen.

Diese "Nachwahlanalyse" wirkt wie der vorzeitige Auftakt zum Wahlkampf für die Landtagswahlen in drei Jahren - zumindest für Rot und Grün. Obwohl gerade erst einmal Halbzeit in der Legislaturperiode, beginnen beide Parteien mit der Abrechnung. Die Stimmungsmache der 2003 aus der Regierungskoalition verdrängten SPÖ gegen den Junior-Partner einer ersten schwarz-grünen Landesregierung verwundert bisweilen.

Umfrage

Die Bundes-SPÖ hatte nach den Nationalratswahlen eine Wahlmotivations-Analyse bei den Instituten Sora und Ifes in Auftrag gegeben. Die oberösterreichischen Genossen hängten sich an, um auch für ihr Bundesland repräsentative Ergebnisse zu erhalten ( Sample: 400 Befragte).

Diese veröffentlichte SPÖ-Landesgeschäftsführer Reinhard Winterauer Mitte der Woche: "OÖ Grüne kamen mit Kernthemen beim Wahlvolk weniger gut an als im Bund." Ob bei Öko-, Energie-, Sozial- oder Menschenrechtsthemen, die Oberösterreich-Ergebnisse liegen immer hinter dem Bundestrend.

Ein Vergleich mit dem Abschneiden der SPÖ wurde in der von den Roten in Auftrag gegebenen Studie nicht mitgeliefert. Im Fokus der SPÖ-Nachwahlanalyse stehen die Grünen, so der Eindruck im Auge des Betrachters.

Wie die SPÖ in Oberöstereich abgeschnitten hat, das können ohnehin die Grünen viel besser wiedergeben. "Mit 37,02 Prozent hat die SPOÖ das drittschlechteste Nationalratswahl-Ergebnis der vergangenen 50 Jahre erzielt. Mehr als 15.000 WählerInnen hat die SPÖ im Vergleich zur Wahl 2002 verloren", so die Retourkutsche der grünen Landesgeschäftsführerin Lätitia Gratzer. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, Printausgabe 27.10.2006)