Kathrin Stumreich (Mi., 25.10., 16:34)

Foto: Viennale
"Leonard Cohen I'm Your Man"
Lian Lunson (USA 2005)
"Ich bete, daß Antony Hegarty nicht aufhört zu singen und lehne mein Knie an das Knie meines Nachbarn. Sie werden beide ganz warm, wenn alle so schön singen. Während Leonhard redet, sitze ich wieder aufrecht, mein Knie kann wieder auskühlen, so kann ich seinen Sätzen besser folgen. Neben mir sitzt die Cousine meiner Cousine (die aber nicht meine Cousine ist) und wir alle drei und mein unbekannter Nachbar sind hin und weg. Ich bin ihm sehr dankbar für die stoische Ruhe, die er ausstrahlt, während ich zwischen 2 Sitzpositionen hin und herwechselnd überlege, inwieweit Knieanlehnen erlaubt ist.

Leonard erzählt gerade vom Zen Kloster, in dem ein Deutscher oberster Mönch war und er sich dachte: "Well is this the revenge of World War II, or what?", während mir hochprozentige Atemluft von vorne entgegenkommt.

Überhaupt sind wir Cousinen ständig versucht zu klatschen, nach jedem Lied, aber keiner im Saal macht mit. Rufus Wainwright treibt doch fast das Wasser in die Augen. Später sitzen wir im Gartenbau und diskutieren darüber, ob Edge geliftet ist, wie eine Cousine behauptet, oder ob es einfach die gute irische Luft ist oder die Butter, wie ich behaupte. Bei Bono erübrigt sich das, er spielt Baby, das Cohen sowieso erlegen ist und kräht neben ihm singend wie ein Spatz aus dem Nest.

So angenehm mein Nachbar in Leonard Cohen, so grauenvoll meine Kinovorderfrau in Dans Paris. Gerade wenn die Saallichter verblichen sind, steht sie auf und schimpft mit einer Dame am Rand: "Schalten sie das aus, es blendet mich direkt ins Auge." - Noch kein Filmbeginn, dreht sie sich um und warnt mich: "Sie, sie passen auf, daß sie nicht dauernd mit dem Fuß an meine Lehne stoßen!". Meine Beine waren ganz weit weg von ihrer Lehne, und ich piepse auf wienerisch zurück:

"Natürlich werd ich aufpassen", und vergesse, dass, wenn ich in Wien wienerisch rede, der zynische Effekt ausbleibt."