Die Barrieren werden weniger
Aber auch in Österreich steigt das Angebot für barrierefreies Reisen. Rund zwei
Dutzend geprüfter und behindertengerecht ausgestatteter Betriebe in ganz
Österreich ermöglichen beispielsweise Urlaub am Bauernhof. Zimmer und
Ferienwohnungen sind den speziellen Bedürfnissen von behinderten Menschen
angepasst, vielerorts kann auch der Stall oder der Garten problemlos mit dem
Rollstuhl erreicht werden. Eine Unfallsicherheitsprüfung durch die
Sozialversicherung der Bauern ist ebenfalls Teil des zu erfüllenden
Kriterienkataloges.
Die Reiselust wächst
In Europa leben 50 Millionen Menschen (das sind 10% der Bevölkerung), die in
ihrer
Mobilität eingeschränkt sind. Dazu zählen Gehbehinderte, Sehbehinderte,
Hörbehinderte und geistig Behinderte, aber auch ältere Personen, kleine Kinder,
werdende Mütter, Personen mit
schwerem oder unhandlichem Gepäck, Personen mit Kinderwagen,
übergewichtige Personen oder Personen mit postoperativen Beeinträchtigungen.
Der Begriff der Behinderung ist also ein weiträumiger und der Anspruch an den
barrierefreien Tourismus besteht darin, auf die vielen verschiedenen Ansprüche
der Reisenden einzugehen.
Von diesen 50 Millionen zählen 35 Millionen Personen zu den potentiellen Kunden der Tourismusbranche. Allein in Österreich gibt es ein Potenzial von etwa 580.000 Reisewilligen mit leichteren oder schwereren Behinderungen. Dazu kommen noch in vielen Fällen die Begleitpersonen. Viele von ihnen würden häufiger verreisen, wenn das Angebot gegeben wäre. Sie wären auch bereit, dafür mehr zu bezahlen. Die Bereitschaft, Betriebe barrierefrei zu gestalten ist allerdings noch immer verhalten, obwohl gerade diese Sparte ein großes Potenzial für die Tourismusbranchen darstellt. Angesichts der demographischen Veränderung unserer Gesellschaft wird barrierefreier Tourismus in Zukunft weiter in den Mittelpunkt rücken.
Was bedeutet barrierefrei
Viele Dinge, die für nicht behinderte Menschen selbstverständlich sind, stellen für
Personen mit Beeinträchtigungen erhebliche Probleme dar: Stufen am
Hoteleingang, eine schmale Eingangstür, ein enger Gang in dem sich der Rollstuhl
nicht wenden lässt, steile Rampen, rutschige Böden, weite Wege, zu niedrige,
nicht unterfahrbare Tische und Waschbecken. Tasten, Armaturen, Griffe, Schalter,
Schrankinnenräume und Türöffner sind in nicht adaptierten Räumen meist zu
hoch montiert, so dass sie vom Rollstuhl aus nicht erreicht werden können.
Zugänglichkeit und Ausstattung vom WC- und Sanitärbereich sind weitere
wesentliche Punkte. Dazu kommen noch die Probleme, die eine Seh- oder
Hörbehinderung mit sich bringen. Ein Telefon, das nicht wahrgenommen wird ist
nutzlos, Informationstafeln sind oft zu klein geschrieben oder hängen so hoch,
dass Sehbehinderte keinen Zugang zur Information haben. Als Basis für
barrierefreies Bauen gilt die ÖNORM B 1603, die die Mindestanforderungen für
Bau, Errichtung und Ausstattung von barrierefreien Tourismuseinrichtungen
festlegt. Voraussetzung für barrierefreies Reisen ist, dass nicht nur bei
Unterkünften sondern auch in der gesamten Ferienregion, bei Transportmitteln
und beim Informationsangebot die speziellen Ansprüche der Gäste erfüllt werden.
Transportmöglichkeiten
Bei Reisen mit Bahn oder Flugzeug sollte man sich auf jeden Fall genau
informieren, welche Möglichkeiten es gibt. Die ÖBB stellt beispielsweise auf
wichtigen Bahnhöfen Hebelifte für Rollstühle zur Verfügung, die spätestens drei
Tage vor Reiseantritt angefordert werden müssen (Tel. 05 1717, zum Ortstarif).
Ein spezieller Taxiservice der ÖBB, das "Sorglos Taxi" (Tel. 01 1718 bzw. aus Wien
nur 1718) holt Reisende direkt vor der Haustüre bzw. am Bahnsteig ab.
Auf den größeren Flughäfen Österreichs gibt es kostenlose Assistenzdienste, die
bei Bedarf Hilfmittel wie Hebebühnen oder Rollsessel zur Verfügung stellen. Ein
eigener Rollstuhl wird beispielsweise von den Austrian Airlines kostenlos
transportiert. In batteriebetriebenen Rollstühlen dürfen nur Gel- oder
Trockenbatterien verwendet werden. Auch die Mitnahme von Partnerhunden in
der Passagierkabine ist kostenlos. Weiters wird ein Begleitservice von Abflug bis
Ankunft zur Verfügung gestellt. Die Art und der Grad der Behinderung muss
bereits bei der Buchung bekannt gegeben werden.
Reisevorbereitungen
Ein entscheidender Punkt bei barrierefreiem Reisen sind die Vorbereitungen.
Informationsbeschaffung, Reiseentscheidung und Buchung erfordern viel Zeit, da
ein Spontanurlaub so gut wie unmöglich ist. Der Informationsbedarf behinderter
Reisender ist höher, da sie über Hindernisse und ihre Überwindung genau
bescheid wissen müssen, um nicht am Ende mit unangenehmen Überraschungen
konfrontiert zu sein. Fehlt der Zugang zu ausführlichen Informationen schränkt
dies die Mobilität ein.