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+++Pro Von Thomas Rottenberg Das mit Morgenstunde und ihrem Racheninhalt vergessen wir. Ganz schnell. Weil es nicht stimmt. Gold? Von wegen: Es geht um Selbstüberlistung. Weil man es sonst nie - nie, nie, nie - schafft, zwischen Nachtdunkel und Morgennebel aus dem warmen Bett in die kalte Welt zu hopsen: Lauf, bevor du wach wirst. Als Halbschlaf-Störtebeker: "Move your ass, your mind will follow." Denn nach fünf Kilometern fragt das erwachende Hirn an: Ob das Rückenmark jetzt ganz den Verstand verloren habe: "Kalt, feucht, dunkel - geht's noch?"

Aber zurück, ins Bett, sind es halt auch fünf Kilometer - und wer die nicht rennt, dem gefriert der Schweiß auf der Haut. Yummi! Außerdem: Da drüben, im Volksgarten, läuft der Herr Bundespräsident. Im Burggarten joggt Gusi. Wenn die das schaffen, kann ich das auch. Punkt.

"Aber: Wozu?", fragt die Kollegin von nebenan. "Warum?" Keine Ahnung. Vermutlich eh nur wegen des fassungslosen Neids derer, die es nie schaffen und weiterschlafen. Nur: Das darf man ihnen nie verraten.

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Contra---
Von Mia Eidlhuber

Die Mucki-Pakete meines geistigen Gegenübers bringen mich und meine Argumente gehörig ins Schwitzen, aber da es von wissenschaftlicher Seite verbrieft ist, dass die Mehrheit der Menschheit nicht zu den Frühaufstehern zu zählen ist, ist vom Morgensport wenig zu halten. Bei mir ist das immer so: Am Anfang sind die guten Vorsätze, dann klingelt der Wecker, und in seltenen Fällen drehe ich mich nicht wieder um, sondern stehe eingedenk aller Vorteile eines am Morgen in Schwung gebrachten Kreislaufes, Stoffwechsels und was sonst noch alles auf.

Draußen in freier Wildbahn ist es um diese Zeit immer zu dunkel und zu unwirtlich - von den Folgen meines Aktivismus ganz zu schweigen. Nach quälenden - mindestens 20 - Minuten bin ich wieder zu Hause. Durstig. Hungrig. Und müde. Bereit für ein kleines Schläfchen. Und weil man schon fleißig war, gönnt man sich das auch. Mützt noch eine Runde und kommt gegen elf ins Büro. Und weil der Stoffwechsel schon einmal in Schwung ist, geht man gleich auch noch mittagessen. Alles fatal! (Der Standard/Rondo/27/10/2006)