Wien - Der "Wittgenstein-Preis 2000" geht an den Anthropologen und Ethnologen Andre Gingrich
(47) und den Mathematiker Peter Markowich (43). Die beiden Forscher der Universität Wien wurden am Montag von Bildungsministerin
Elisabeth Gehrer (V) mit dem bedeutendsten und am höchsten dotierten Preis für österreichische Wissenschafter ausgezeichnet. Sie erhalten
jeweils 20 Millionen Schilling für ihre weitere Forschungsarbeit.
Zur Person: Andre Gingrich
Gingrich konnte die Auszeichnung nicht persönlich übernehmen, da er derzeit mit Studenten auf einer Auslandsexkursion in der Mongolei
unterwegs ist. Der Forscher, geboren am 12. September 1952 in Wien, arbeitet am Institut für Ethnologie, Kultur- und Sozialanthropologie
der Uni Wien auf dem Gebiet der vergleichenden Anthropologie. In der Vergangenheit konzentrierten sich seine Feldstudien vor allem auf
asiatische Kulturen in verschiedenen Ländern wie Armenien, Tibet und die Mongolei.
Er behandelt dabei brisante Probleme wie die Entwicklung von Nationalismen während und nach dem Zusammenbruch von multi-ethnischen
Ländern oder Geschlechterfragen in säkularisierten und nicht-säkularisierten lokalen Kulturen im Zeitalter der Globalisation. Mit den Mitteln
des Wittgenstein-Preises will Gingrich einerseits diese Forschungsschwerpunkte weiter ausbauen. Außerdem plant er in Zukunft verstärkt
vergleichende Studien der asiatischen Kulturen mit Europa.
Zur Person: Peter Markowich
Markowich arbeitet am Institut für Mathematik der Uni Wien und forscht auf dem Gebiet der Nichtlinearen Analysis und der Partiellen
Differentialgleichungen. Diese Berechnungen finden etwa Anwendung zur Beschreibung physikalischer Vorgänge, von der Newton'schen
Mechanik bis hin zur Elektrodynamik. Auch auf dem Gebiet der Simulation von Vorgängen in Halbleitern war und ist Markowich tätig. Der
Wissenschafter möchte die Mittel des Wittgensteinpreises einsetzen, um Wien "zu einer internationalen Drehscheibe für angewandte
Mathematik" zu machen.
Der Wittgenstein-Preis wurde heuer zum fünften Mal vergeben. Die Entscheidung trifft eine Jury, der 13 international renommierte Mitglieder
angehören. Die Abwicklung der Auszeichnung wird vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) durchgeführt.
Nachwuchswissenschafter erhalten START-Preise
Neben dem Wittgenstein-Preis wurden am Montag auch die diesjährigen START-Preise vergeben. Diese Auszeichnung sind speziell für
Nachwuchswissenschafter gedacht, die kurz vor oder nach der Habilitation stehen. Fünf Forscher erhielten heuer START-Preise, sie
bekommen jeweils jährlich zwei bis 2,5 Millionen Schilling für sechsjährige Projekte. Erstmals erhält heuer eine Frau einen START-Preis. (APA)