Linz - Eine große Journalisten-Schar erwartete am Dienstag im VIP-Bereich des Generali Ladies in Linz den Superstar des Turniers. Maria Scharapowa, erst 19 Jahre alt, aber eine der am meisten fotografierten Frauen der Welt, erscheint und erledigt souverän ihren Job. Keine Spur von Allüren oder Zickigkeit der US-Open-Siegerin und Weltranglisten-Dritten. Hier ein Auszug aus einem rund 30-minütigen Interview:

Sie sind zum ersten Mal in Österreich. Wie sind Ihre ersten Eindrücke?

"Ich bin gestern ein bisschen herumspaziert. Ihr habt großartiges Essen, dass ist ein großes Plus für mich, denn ich liebe Essen. Ich hatte gestern ein nettes Abendessen und habe mich ein bisschen ausgerastet. Bevor ich fahre, möchte ich unbedingt noch das (Lentos-) Museum besuchen..."

Was hat Ihnen denn so gut geschmeckt?

"Schnitzel. Ich glaube ich werde hier jeden Tag Schnitzel essen. Aus irgendeinem Grund lachen die Leute, wenn ich danach frage. Ich glaube, es ist wie ein Hamburger für die Leute."

Nun, es soll nicht das beste Essen für Sportler sein.

"Das hat mich nie davon abhalten können."

Fühlen Sie sich eigentlich als der Popstar im Tennis, das Vorbild für viele Mädchen?

"Ich glaube nicht, dass ich ein Vorbild bin. Es ist einfach ein individueller Sport und ich mache meinen Sport wie jedes andere Mädchen. Ich komme zum Turnier und will es gewinnen."

Wie gehen Sie mit Ihrer Popularität um, dem Angestarrt-werden?

"Es nicht so schlimm wie es klingt. Es macht mir gar nichts aus, wenn mich Leute erkennen oder mich um ein Autogramm fragen. Es macht dir doch nur klar, dass du etwas geschafft hast, das die Leute dazu bringt. Wenn ich nicht mehr in den Zeitungen bin, dann muss ich anfangen, mir Sorgen zu machen."

Sie werden in diversen Umfragen immer wieder zur "most sexy woman on earth" erklärt, was sagen Sie dazu?

"Ich finde mich überhaupt nicht sexy. Es bedeutet mir auch gar nichts."

Sie sind laut diversen Umfragen von Magazinen wie "Forbes" die bestbezahlte Sportlerin auf diesem Planeten.

"Ist das wirklich wahr? Haben Sie alle anderen Sportlerinnen befragt?"

Denken Sie oft über ihre Herkunft nach? Von Sibirien kommend ins sonnige Florida?

"Manchmal frage ich mich: 'Wow, passiert das alles wirklich?' Allein in den vergangenen drei Jahren hat sich so viel geändert. Es ist aufregend, all die Dinge, die mir gehören."

Fühlen Sie sich wirklich als Russin? Für die meisten Leute klingen sie wie eine Amerikanerin.

"Wenn man mit 7 Jahren in die Staaten geht und mehr als die Hälfte des Lebens dort verbracht hat, ist das kein Wunder. Ich beklage mich bei niemanden, der das denken mag. Natürlich habe ich mich an diese Kultur gewöhnt, aber ich habe es für meine Karriere getan."

Sie mussten nach dem Wimbledon-Titel über zwei Jahre auf den nächsten Grand-Slam-Titel warten. Hat sie das gestört?

"Ich hätte nie erwartet, dass ich mein erstes Major mit 17 gewinne. Und wenn es passiert, dann denkt irgendwie jeder automatisch, dass du jetzt alles gewinnen musst, aber das ist nicht möglich, egal wie gut du bist. Und ich bin immer noch weit davon entfernt."

Spielen Sie jetzt, nach dem US-Open-Titel, mit weniger Druck?

"Ich hatte nie das Gefühl in meiner Karriere, dass ich etwas beweisen muss. Ich lebe in einer realistischen Welt und habe nie Druck gespürt. Meine Mutter und mein Vater haben mir immer gesagt, am Boden zu bleiben, egal, was die Leute sagen."

Wie können Sie Ihr Spiel weiter verbessern?

"Mit einem Wort: Zeit. Ich weiß, dass ich physisch immer noch viel stärker werden muss. Ich muss auch noch mehr Erfahrung sammeln. Mit jedem vergangenen Monat fühle ich mich erfahrener. Ich sage mir, mach keine dummen Sachen. Ich mache sie immer noch, aber nicht mehr so viel."

Welchen Traum abseits vom Sport verfolgen Sie?

"Ich möchte etwas mit Charity machen, habe viele Ziele mit Kindern. Ich spreche da nicht übers Tennis. Ich habe viele Möglichkeiten bekommen in meinem Leben. Ich will Kindern helfen, in eine Schule zu gehen und gute Noten zu bekommen."

Ihr sportlicher Traum?

"Als ich aufwuchs, war das Wimbledon. Das ist abgehakt. Ich möchte wieder Nummer 1 der Welt werden. Und ich würde gerne die French Open gewinnen, weil das wahrscheinlich für mich am schwersten ist - und ich liebe die Herausforderung."

Sehen Sie sich selbst in 10 Jahren noch auf dem Court?

"Ich glaube nicht, dass ich für eine wirklich lange Zeit spielen werde. Ich möchte noch so viele andere Dinge in meinem Leben tun. Ich wäre dann 29 - wir werden sehen." (APA)