Graz – „Vorkämpfer für die NS-Verbrechen verdienen keine Ehre“, lautet einer der Sätze auf der transparenten Tafel, die von den Künstlern Wolfram P. Kastner und Martin Krenn vergangene Woche über dem Hakenkreuz und huldvollen Worten auf einem Grabstein auf dem Grazer Zentralfriedhof angebracht wurde – der Standard berichtete. Mit der Tafel wollten die Künstler die Biografie des 1934 verstorbenen Tita Probst, der 1938 nach dem Anschluss in das de facto Ehrengrab verlegt wurde, ergänzen und gegen das illegal ausgestellte Hakenkreuz protestieren.

Tafel hing nur einen Tag

Die Tafel, deren Anbringung eine zur Aktion gekommene Familie verhindern wollte, hing freilich nur einen Tag. Deswegen erstatten Kastner und Krenn nun nicht nur wegen des Verstoßes gegen das Abzeichengesetz und das Wiederbetätigungsverbotes, sondern auch wegen des „Diebstahls eines Kunstwerkes“ Anzeige. Obwohl das Grab seit Jahren immer wieder öffentlich für Aufregung sorgte, reagierten Diözese, die den Friedhof besitzt, und Stadtpfarre, die ihn verwaltet, bisher überhaupt nicht. Im Gegenteil: Stadtpfarrprobst Heinrich Schnuderl verurteilte sogar die Aktion der Künstler.

Doch diesmal wollen auch die Opferverbände nicht länger abwarten und fordern die Bestrafung der Grab-Inhaber. So verfasste Albert Kaufmann vom Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer eine Anzeige, die auch im Namen des KZ-Verbandes Steiermark, der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und des Mauthausen Komitees Österreich bei der Staatsanwaltschaft eingebracht wird. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD Printausgabe, 24.10.2006)