Ottawa - In Kanada dürfen sich Frauen wieder Silikon in ihre Brüste implantieren lassen. Ob die Patientinnen sich damit aber einen Gefallen tun, bleibt umstritten. Nach einem langjährigen Verbot wegen gesundheitlicher Bedenken genehmigte die Regierung in Ottawa am Freitag den beiden US-Konzernen Mentor und Inamed - eine Sparte von Allergan - wieder den Verkauf ihrer künstlichen Präparate aus Silikon-Gel.

Risiko nicht ausgeschlossen

Die Lizenzerteilung bedeute aber nicht, dass Silikon-Brüste ohne Risiko seien. "Vielmehr heißt dies, das Produkt kann möglicherweise Vorteile bringen und seine Risiken wurden bestmöglich reduziert", teilte die zuständige Behörde mit.

Silikon-Brüste waren in Kanada seit 1993 de facto verboten. Nur in Ausnahmefällen durften sich kanadische ÄrztInnen eine Sondergenehmigung einholen, bevor sie ihren Patientinnen Silikon-Kissen in die Brüste einoperieren konnten. Von dieser Sonderreglung machten in den vergangenen Jahren insgesamt 24.000 Frauen Gebrauch.

Silikon-Lecks

Das Nationale Forschungszentrum für Frauen und Familien mit Sitz in den USA zeigte sich entsetzt und sprach von einem schlechten Entschluss der kanadischen Behörden. "Diese schockierende und unglückliche Entscheidung setzt die Gesundheit von Frauen aufs Spiel - und zwar für Jahre", sagte die Präsidentin der Lobby-Gruppe, Diana Zuckerman. Mögliche Silikon-Lecks könnten andere Organe in den Körpern der Patientinnen schädigen. Dadurch würden dem kanadischen Gesundheitssystem Mehrkosten in Millionenhöhe drohen.

Verschiedene Studien aus Großbritannien und den USA aus dem Zeitraum von 1995 bis 2004 kamen zu dem Schluss, dass Silikon-Implantate nicht automatisch zu einem erhöhten Krebsrisiko führen müssen. Auch die Sterbewahrscheinlichkeit scheint demnach nicht direkt durch falsche Brüste zu steigen. (APA/Reuters)