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Der einzige ernst zu nehmende Konkurrent war der Nationalist Wolen Siderow.

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Amtsinhaber Georgi Parwanow bei der Stimmabgabe.

Foto: APA/EPA/SASA STANKOVIC
Noch nie seit der Wende 1989 wurde in Bulgarien ein Politiker mit derart großer Mehrheit gewählt wie der amtierende Präsident Georgi Parwanow. Der ehemalige Vorsitzende der sozialistischen Partei konnte bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag 64 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. In Südbulgarien gibt es Gebiete mit türkischer Bevölkerung, die zu 99 Prozent für Parwanow stimmten.

Entgegen aller Prognosen liegt der Nationalpopulist Wolen Siderow (21,5 Prozent) weit hinter Parwanow. Dennoch müssen die beiden in einer Stichwahl nächsten Sonntag gegeneinander antreten, da weniger als die Hälfte der 6,4 Millionen Wahlberechtigten zur Wahl gingen. Parwanow ist allerdings überzeugt: "Bei einem solchen Vorsprung braucht man sich vor der Stichwahl nicht fürchten."

Die Angst, dass Bulgarien mit Siderow ähnliches erleben muss wie Frankreich mit Le Pen, hat wahrscheinlich einige Wähler motiviert für den Präsidenten zu votieren. Gleichzeitig sind aber viele Mitte-Rechts-Wähler zu Hause geblieben. Der 78-jährige Verfassungsjurist Nedelcho Beronow war für sie keine Alternative. Er wurde nicht nur zu spät aufgestellt, seine Kandidatur wurde sogar von bürgerlichen Parteien sabotiert.

Siderow agierte während der Wahlkampagne, nicht so radikal wie erwartet. Anders als bei den Parlamentswahlen 2005 waren von ihm bisher keine Reden gegen die Nato, EU oder für die Enteignung des Privateigentums der reichen Bulgaren zu hören.

Bemerkenswert an dem Wahlkampf war das mangelnde Medieninteresse. Vorgegeben wurde dies von Parwanow, der alle Interview und Debatten absagte. Zudem darf das öffentlich-rechtliche Fernsehen nur begrenzt über politische Themen berichten. Erst in der Woche vor der Wahl fand eine Debatte zwischen Parwanow und Beronow statt. Siderow war nicht geladen. Und auch jetzt verweigert Parwanow eine TV-Konfrontation mit ihm.

Für viele Bulgaren ist die zweite Runde aber ohnehin keine richtige Wahl. Siderow ist ihnen zu extrem und Parwanow, der vor kurzem zugab, früher Mitglied der Staatssicherheit gewesen zu sein, kommt für sie nicht infrage. (Sibina Krasteva aus Sofia/DER STANDARD, Printausgabe, 24.10.2006)