Rio de Janeiro - Gut eine Woche vor der zweiten Runde der Präsidentenwahl in Brasilien hat Amtsinhaber Luiz Inacio da Silva seinen Vorsprung in Umfragen deutlich ausgebaut. Eine am Donnerstag veröffentlichte Erhebung des Instituts Vox Populi sagte dem Linkspolitiker einen Stimmenanteil von 61 Prozent voraus. Damit sah sie ihn 22 Prozentpunkte vor seinem Herausforderer, dem Konservativen Geraldo Alckmin. Vergangene Woche hatten die Umfragewerte der Konkurrenten mit 55 Prozent für "Lula" und 45 für Alckmin noch deutlich näher beieinander gelegen.

Eine Fernsehdebatte zwischen den Kandidaten am Donnerstagabend dürfte das Wählerverhalten nach Einschätzung von Beobachtern kaum beeinflussen. Anders als bei einer vorangegangenen Begegnung gab es diesmal keine scharfen Angriffe, stattdessen referierten die Kontrahenten vor allem ihre Wirtschafts- und Sozialprogramme. Der aus der Gewerkschaftsbewegung stammende Lula stellt seinen Herausforderer als rücksichtslosen Haushaltssanierer dar, der Sozialprogramme für die Armen kürzen werde. Alckmin, der vor allem bei Unternehmern populär ist, verspricht dagegen Steuersenkungen. Er macht Lula für eine Zunahme der Korruption verantwortlich.

In der ersten Wahlrunde am 1. Oktober hatte der Amtsinhaber überraschend die für eine direkte Wiederwahl erforderliche 50-Prozent-Marke verfehlt. Alckmin kam entgegen den Umfragen auf mehr als 40 Prozent. Als bestplatzierte Kandidaten müssen sich beide am 29. Oktober einer Stichwahl stellen. (APA/Reuters)