Bild nicht mehr verfügbar.

Nagl: "Pflicht" der Suchtkranken, ein "Ziel zu erreichen"

Foto: AP/Martin Gnedt
Graz - "Es muss dort, wo der Einzelne nicht mehr in der Lage ist, für sein Leben zu entscheiden, die Gesellschaft ihrer Verantwortung für den einzelnen jungen Menschen gerecht nachkommen", heißt es in einer Aussendung des Grazer VP-Bürgermeisters Siegfried Nagl zum Thema Drogen.

Nagl fordert daher die Möglichkeit von "Zwangstherapien" für Drogenabhängige. Suchtkranke hätten ein "Recht auf Hilfe", sagt der Bürgermeister, aber auch die Pflicht, in "absehbarer Zeit" das "Ziel des Entzugs" zu erreichen.

"Es fehlt an Möglichkeiten"

Scharfe Kritik erntet Nagl von den anderen Parteien, aber auch von Ulf Zeder, dem Suchtkoordinator der Stadt: "Mit Zwang werde ich gar nichts erreichen", ist Zeder überzeugt. "Es sagt ja niemand: 'Die sollen jetzt drücken oder schlucken, bis sie tot umfallen'. Es fehlt an Möglichkeiten. Man braucht etwas, damit es Sinn macht, sich nicht mehr wegzuturnen", sagt der Drogenbeauftragte. Der einzige Weg seien gute Therapeuten, die ehrlich mit ihren Patienten umgehen: "Sonst wird man heimlich weitermachen."

In der Steiermark nehmen etwa 500 vormals heroinabhängige Personen am Substitutionsprogramm teil. "Ich kann einen 15-17jährigen doch nicht auf eine Dauerreise mit Medikamenten schicken", heißt es in der Aussendung des Bürgermeisters. "99 Prozent der Leute im Programm sind über 18", sagt Suchtkoordinator Zeder.

"Das kann kein ernst gemeinter Vorschlag sein", sagt die Grazer Gesundheits-Stadträtin Wilfriede Monogioudis (KP): "Erstens geht das rein rechtlich nicht und aus fachlicher Sicht ist es einfach sinnlos." Graz habe im Vergleich zu anderen Städten auch kein besonderes Drogenproblem. "Ganz ehrlich: für mich klingt das einfach nach Wahlkampfrhetorik", denn im kommenden Jänner stehen in Graz Wahlen ins Haus.

Zu wenige Therapieplätze

Für die Grünen bewegt sich Nagl mit seinem Vorschlag "fernab jeglicher Realität". Zumindest, so heißt es in der Stellungsnahme, habe der Bürgermeister nun erfahren, dass in der Landeshauptstadt zu wenig Therapieplätze zur Verfügung stehen.

Als "menschenverachtend und populistisch" bezeichnet der steirische SPÖ-Jugendsprecher Hannes Schwarz die Idee der Zwangstherapie. (Agnes Fogt, DER STANDARD Printausgabe, 20.10.2006)